Die Stadt vor 100 Jahren

1924 - Ein Jahr voller Ereignisse für Schwetzingen

Januar 1924: Wohnungsnot und die fehlende Wohnungsbausituation in Schwetzingen und Umgebung machen der Stadt und der Bevölkerung zu schaffen.
In der Hildaschule war 1924 eine Notküche untergebracht.
In der Hildaschule war 1924 eine Notküche untergebracht.Foto: amoos

Hatte man doch gerade die bis dahin größte Geldinflation der Geschichte hinter sich gelassen und man konnte mit der neuen Rentenmark wieder „normale Geschäfte“ betreiben.

Denn ein Jahr davor hatte man noch im März 800 Mark für einen Liter Bier bezahlt, und im Oktober 1923 1200 Millionen Mark. Daher betrug der Preis im Februar für ein Eiskonzert am Schlossgartenweiher und die Tageskarte fürs Schlittschuhlaufen 1 Mark. Die Spargelmarktpreise beliefen sich je nach Sorte zwischen 70 und 80 Pfennig pro Pfund.

Auch sollte die Straßenbahn Schwetzingen-Ketsch wieder ihren Betrieb aufnehmen, doch dieses zog sich noch eine längere Zeit hin. Das Bezirksamt in Schwetzingen wurde nach vielen Jahren im März nach Mannheim verlegt, und die Bezirksgewerbeschule, die sich zu diesem Zeitpunkt im Schlossgebäude befand, platzte aus allen Nähten. In der Hildaschule wurde schon seit Beginn des Jahres eine Notküche in der Turnhalle installiert. Durch regelmäßige Lebensmittellieferungen aus der Schweizer Patenstadt Biel konnten hier jeden Tag bis zu 400 Portionen ausgegeben werden.

Vereinsjubiläen

Verschiedene Vereine und Institutionen feierten Jubiläen, so der Sängerbund sein 70-jähriges, der TV 1864 sein 60-jähriges, die Sanitätskolonne aus der später das DRK hervorging, und der katholische Gesellenverein - beide begingen ihr 40-jähriges Bestehen. Das Jubiläum des Sängerbundes wurde mit einem großen Fest und über 2000 Sängern im Schlossgarten abgehalten. Ihr 25-jähriges Geschäftsjubiläum feierten in diesem Jahr die Firma Louis Schwarz Baumaterialien aus der Karlsruherstraße 10 und die Konditoreifiliale in der Carl-Theodor-Straße 16 der Familie Kessler.

Brand im Marstallgebäude

In der Mitte des Jahres wurde Schwetzingen, das mittlerweile eine Bevölkerung von 9766 Bewohnern aufwies, von einer großen Brandkatastrophe heimgesucht. Das Marstallgebäude der ehemaligen Dragonerkaserne fing Mitte Juli um 11.30 Uhr Feuer. Da nach dem 1. Weltkrieg die Kaserne mit 30 Privatwohnungen ausgebaut war, der hintere Bereich der Kaserne dagegen von vielen Firmen als Lagerplatz genutzt wurde, breitete sich der Brand im Bereich der Lager schnell aus. Beide Flügel des 175 Jahre alten Gebäudes in der Friedrichstraße und der Marstallstraße standen nach 90 Minuten in Vollbrand.

Zur Feuerwehr in Schwetzingen kamen noch die Feuerwehren aus Oftersheim, Plankstadt sowie die Werksfeuerwehren des Ausbesserungswerks und der Kunstseidefabrik hinzu. Außerdem wurden die Feuerwehren aus Heidelberg und Mannheim hinzugerufen. Jedoch konnten auch diese den Brandherd im Lagerbereich nicht mehr stoppen. Hier verbrannten Möbel, das Besenlager der Süddeutschen Reisbesenfabrik sowie ein Fasslager der Firma Flatter und auch gelagerte Lebensmittel im Wert von über 50.000 Mark, hinzu kamen der Gebäudeschaden von rund 100.000 Mark.

Die meisten der 30 Wohnungen konnten rechtzeitig geräumt und evakuiert werden, auch die Turnhalle des TV 1864, die der Verein erst kurz vorher bezogen hatte, brannte größtenteils ab. Diese wurde danach in eigener Leistung durch den Verein wieder aufgebaut. Auch in der Kunstseidefabrik, die heute am Odenwaldring gegenüber dem Freibad liegen würde, brannte es im Spätjahr des gleichen Jahres, doch hier war der Schaden vergleichsweise gering.

Neuer Bürgermeister

Im Oktober 1924 kam eines der bis dahin umfangreichsten Geschichtsbücher über den Bezirk Schwetzingen heraus. Geschrieben wurde dieses durch den Ketscher Lehrer Seyfried, und im selben Jahr wurde ein neuer Bürgermeister, Johannes Götz gewählt, der mit einer neuen Amtskette versehen wurde.

Dieser blieb in seinem Amt bis zu seiner Erkrankung, die ihn veranlasste 1929 sein Amt abzugeben. (amoos)

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exklusiv online
von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
18.12.2024

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