Mit Fernglas, Stirnlampe und Wasserwaage das Schiff durch alle Wässer steuern
Selten ist eine Sitzung des Gemeinderats so gut besucht wie die am 2. Oktober in der Stadthalle. War doch der Anlass ein bedeutsamer: Simon Michler, der am 14. Juli 2024 mit großer Mehrheit von den Bürgerinnen und Bürgern zum neuen Bürgermeister gewählt worden war, wurde für das Amt vereidigt.
Der 1. Stellvertretende Bürgermeister Andreas Kraft hatte die Sitzung eröffnet und der Gemeinderat, die Gäste, zu denen Landrat Norbert Heuser, Alexander Throm MdB, Bürgermeister verschiedener Nachbargemeinden, Bürgermeister a.D. Ulrich Stammer, Pfarrerin Regina Reuter-Aller, Mitarbeiter der Verwaltung, die Familie des neuen Stadtoberhaupts sowie knapp 400 Möckmühlerinnen und Möckmühler gehörten, begrüßt.
So bedeutungsvoll die Sitzung war, so kurz war sie auch. Mit den Worten des offiziellen Amtseides:
„Ich schwöre, dass ich mein Amt nach bestem Wissen und Können führen, das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, die Landesverfassung und das Recht achten und verteidigen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe“, wurde Simon Michler vereidigt und von Andreas Kraft verpflichtet. Die nächsten acht Jahre ist Simon Michler nun Bürgermeister von Möckmühl. Daraufhin schloss Andreas Kraft die Sitzung nach rund 10 Minuten unter freundlichem Applaus.
Feierstunde
In der anschließenden Feierstunde durfte sich Simon Michler als frisch verpflichteter und vereidigter Bürgermeister über zahlreiche Mut machende Worte und gute Wünsche freuen.
Andreas Kraft startete mit dem Bild der Stadt als Schiff, in dem jeder vom Kapitän, über die Besatzung bis hin zum Passagier seine Rolle und Aufgaben habe. Ähnlich, wie es in einer Stadt auch sei. Nur dass man eine Stadt nicht losgelöst – wie ein Schiff im Ozean betrachten könne. Viele Faktoren bestimmen das Wohl und Wehe einer Kommune. Die gelte es vorausschauend im Blick zu haben. Folgerichtig überreichte er dafür dem neuen Chef der Verwaltung ein Fernglas.
Stirnlampe und Wasserwaage ergänzten die sinnbildlichen Werkzeuge für sein Handwerk.Landrat Norbert Heuser – der selbst lange Bürgermeister war – verwies auf Grundeigenschaften, die man im Amt braucht: Zuhören können, gemeinsames Handeln fördern, kompromissbereit sein, einen langen Atem haben und: die Übersicht behalten. Um diese zu erhellen, überreichte er dem Diplom-Verwaltungswirt eine Stirnlampe.
Bürgermeister Roland Halter aus Jagsthausen, der als Vertreter des Sprengels Neckar-Kocher und der Raumschaft Jagst-Seckachtal das Wort ergriff, bezeichnete Michler als Mann des Ausgleichs. Es zähle nicht nur das Verwalten. Er müsse entscheiden, kreative Lösungen suchen und klare Linien ziehen, die in eine Richtung führen. Dafür gab es eine Wasserwaage als Geschenk.
Pfarrerin Regina Reuter-Aller lud ein zum Dialog. Gerade in den heutigen Zeiten sei es notwendig und wichtig, dass die Menschen miteinander im Gespräch blieben. Der Glaube könne dabei, egal welcher Konfession, eine Stütze und eine Brücke sein.
Für die Vereine der Stadt sprach Clemens Schupp, Vorsitzender des zahlenmäßig größten Vereins. In 40 Vereinen seien in der Stadt Kinder, Jugendliche und Erwachsene organisiert. Vereinsarbeit sei wichtig für das gute Miteinander aller und so wünschte er dem neuen Rathauschef einen guten Draht zum Vereinsleben. Er hoffe, dass Gutes erhalten bliebe und Raum für neue Ideen gegeben werde. Dafür stünden die Vereine gern zur Verfügung.
Antrittsrede
Dreizehneinhalb Jahre nach dem Abschied aus Möckmühl, als damals sehr junger Hauptamtsleiter, beginnt Simon Michler mit nunmehr 40 Jahren, verheiratet, als Vater zweier Adoptivmädchen als Bürgermeister in seinem – nach eigenen Worten – „Wunschberuf in seiner Lieblingsstadt“ seine Antrittsrede. Und er sagt zu Beginn schon Danke: „Danke an alle, die dazu beigetragen haben, dass ich seit gestern (1. Oktober 2024, anm.d.R.) Bürgermeister dieser und damit unserer Stadt Möckmühl bin.“
Ganz besonders gilt sein Dank seiner Frau Martina, die ihn seit 18 Jahren im Leben begleitet und ihn in seinem Tun unterstützt. Dank gilt auch dem Vorgänger: „Ulrich Stammer und der damalige Gemeinderat der Stadt Möckmühl waren es, die mir als 23-jährigem Student die Hauptamtsleitung anvertraut haben. Wer weiß, ob ich ohne diese Zeit heute ihr neuer Bürgermeister wäre. Vermutlich nicht.“… „Danke an alle Wählerinnen und Wähler, die am 14. Juli zur Wahl gegangen sind.“
Vertrauen, Miteinander und Zusammenarbeit sind Schlagworte, die Simon Michler in Zusammenhang mit „gut und fair“ nennt. Und dabei spricht er alle an: Bürgerschaft, Gemeinderat, Ortschaftsräte, Mitarbeiterschaft. Auf Transparenz, Durchschaubarkeit, Offenheit und Informationsarbeit lege er großen Wert. Und das solle auch seine Arbeit als Bürgermeister kennzeichnen. Mit dem Gemeinderat möchte er zeitnah in Klausur gehen. Es gelte Themen der Gegenwart und der nächsten Jahre ausführlich zu diskutieren, Prioritäten zu setzen und Wege zu finden, wie die Aufgaben der Zukunft bewältigt werden können.
„Ganz kurzfristig möchte ich mich für einen neuen und zukunftsfähigen Bauhof, für die Sanierung des Kindergartens Ruchsener Straße und für eine Belebung der Innenstadt einsetzen …“, „Die Familienfreundlichkeit, die Stadt als Bildungsstandort stetig fördern und die Erhaltung und Entwicklung des hohen Wohn- und Freizeitwerts sehe ich als Daueraufgaben an ... Die Fortschreibung des Flächennutzungsplans und damit die langfristige städtebauliche Entwicklung der Stadt werden uns ebenfalls gleich in den ersten Monaten beschäftigen.“ Jährliche Bürgerversammlungen in jedem Ortsteil und den Wochenmarkt als Diskussionsplattform hat er sich ebenfalls auf die Agenda geschrieben. Diese ambitionierte Aufzählung von Vorhaben nennt Simon Michler auch mit der Sicht auf die Frage, wo Möckmühl in acht Jahren stehen soll. Geht es nach ihm: „Vorn im Landkreis, bestens positioniert und bestens gerüstet für die Zukunft.“ Dabei legt er das Motto: „Bewahre Gutes und füge Gutes hinzu“ zugrunde.
Dafür wünscht ihm Möckmühl viel Erfolg und entlässt sein neues Stadtoberhaupt ins Tun.
Die Feierstunde vor dem Tag der Deutschen Einheit wurde musikalisch begleitet von „Sax & Key“ der Musikschule Möckmühl unter Leitung von Jakob Heidt und von der Chorgemeinschaft Jagst-Seckachtal. Andreas Kraft bedankte sich in seinen Schlussworten bei Hauptamtsleiterin Alexandra Mockler und den Mitarbeiterinnen Helga Hetkamp und Catrin Pötzsch für die Vorbereitung und Organisation des Abends und bei seinen Stellvertretern Marie-Anne Traub und Axel Link für das konstruktive Miteinander.
Nach einer kurzen Pause nutzten viele Gäste den Abend für Gespräche in geselligem Beisammensein.
(cp)
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