Am Sonntag feierte die Evangelische Kirchengemeinde nicht nur Erntedankgottesdienst mit einem anschließenden gut besuchten Gemeindefest, sondern feierte das 20-jährige Jubiläum ihres Gemeindehauses, das am 1. und 2. Oktober 2005 mit einem Festgottesdienst und Gemeindefest mit dem damaligen Pfarrer Uwe Sulger und Landesbischof Ulrich Fischer eingeweiht wurde.
Manchmal ist es wegweisend und gut, wenn ein Ergebnis nach einer Überprüfung nicht befriedigt. Festgestellt wurde damals, dass für das Pfarrhaus künftig hoher Sanierungsbedarf besteht. Das Pfarrhaus für eine Pfarrerfamilie mit sehr vielen Zimmern war überdimensioniert, dazu nicht barrierefrei, die hohen Energiekosten immens. Das alte Pfarrhaus stand in der St. Leoner Straße gegenüber dem alten Gemeindehaus (heute Zufahrt zum Baugebiet Alter Pfarrgarten). Das Schwesternwohnheim stand links vom Zugang zum alten Gemeindehaus direkt an der Straße.
Im Zuge der Maßnahmen der Gemeinde Neulußheim für die neue Ortsmitte, gelang ein Geländetausch der Gemeinde, sodass das ehemalige Schwesinger-Grundstück ins Eigentum der Kirchengemeinde kam. Der Neubau sollte nach ökologischen und energetischen Kriterien beispielhaft und dem neuesten Stand der Technik entsprechen. Nach einem Architektenwettbewerb der Landeskirche für ein neues Gemeindehaus, mit Pfarrbüro, Gemeindesaal und Pfarrwohnung unter einem Dach, erhielt das Schwetzinger Architekturbüro Lorentz & Roth den Zuschlag für den besten Entwurf. Ziel war, neben den funktionalen Erfordernissen auch die städtebauliche Situation einzubinden. Der Neubau wurde nach sorgfältiger Abwägung des Kirchengemeinderats und Pfarrer Sulger in der Gemeindeversammlung vorgestellt und mit dem Baubeginn Mitte 2004 auf den Weg gebracht.
So entstand ein neuer Kirchplatz, der sich zur Gemeinde hin öffnet, ein Gemeindehaus mit modernster Technik.
Mit einer Grundwasserwärmepumpe für das Gemeindehaus und der Kirche, Fotovoltaikanlage auf dem Dach der Pfarrwohnung, Dachbegrünung auf allen Dächern, Wasserversorgung der Sanitäreinrichtungen mit Niederschlagswasser über Zisterne, versickerungsoffenem Pflaster auf dem gesamten Platz und der Barrierefreiheit für Pfarrbüro und Gemeindehaus, wurde vor 20 Jahren ökologische Geschichte geschrieben. Dass die Gesamtkosten der Maßnahmen im gewünschten Kostenrahmen von 1,5 Mio. Euro und damit deutlich unter dem geschätzten Sanierungsbedarf des alten Gemeindehauses, war dazu erfreulich und Grund zu sagen: „Alles richtig gemacht“.
2006 gründete sich der Arbeitskreis „Grüner Gockel“ mit einem Umweltmanagementsystem der EU, 2007 und 2010 erfolgten eine EMAS-Zertifizierung. Neben der Auszeichnung des Gebäudes 2008 für „Gutes Bauen“ schloss sich 2009 eine weitere Auszeichnung der Architektenkammer Baden-Württemberg für „Beispielhaftes Bauen“ an. Das Umweltmanagement der Kirchengemeinde ist seit vielen Jahren Vorzeigeobjekt für viele Kirchengemeinden in Nordbaden und der Südpfalz.
Das schönste Geschenk dazu hat sich die Kirchengemeinde mit den vielen Veranstaltungen und Begegnungen im Gemeindehaus in all den Jahren für Jung und Alt gemacht. Ein Ort, den die Gemeindemitglieder angenommen haben und ihn, wie beim Erntedank- und Gemeindefest, gerne besuchen. Dazu eine Pfarrwohnung, die den heutigen Erfordernissen entspricht und ein Pfarrbüro, in dem gerne gearbeitet wird. Ein Grund, Freudentränen zu vergießen? Als es vor 20 Jahren bei der Einweihung des Gemeindehauses stark regnete, sagte Landesbischof Ulrich Fischer: „Das sind Freudentränen des Himmels“. Auch wenn es an diesem Sonntag nicht regnete und keine Tränen flossen, sah man Pfarrerin Isabelle Schwiderski, der Vorsitzenden des Kirchengemeinderats Katharina Thorn, den Kirchengemeinderäten und den vielen Besuchern die Freude über das 20-jährige Jubiläum sichtlich an.
Renate Hettwer