Seit nunmehr 25 Jahren steht Holger Müller als Ausbilder Schmidt auf der Bühne. 25 Jahre, in denen er offensichtlich nichts von seinem Unterhaltungswert eingebüßt hat. Und so ist das MAX voll, als der Ausbilder mit Barett und Sonnenbrille auf die Bühne tritt, und zum Ritt durch Kalauer und Gags ansetzt.
25 Jahre – da kommt einiges zusammen im Universum der Ausbilder-Pointen. Dass er sich dabei nicht am Anecken dessen, was doch gar nicht mehr gesagt werden darf, orientiert, daraus macht Ausbilder Schmidt keinen Hehl. „Ich habe im Giftschrank gesucht“, gibt er zu. Zutage gefördert, hat er dabei einiges. Auch zu sich selbst, wie ein Auszug aus der Feldpost zeigt, also jenen Bemerkungen, die das Publikum in den Pausen seiner Programme als Input liefern darf. „Ausbilder, deine Mutter war schon als Junge hässlich“, heißt es da auf dem einen Zettel. Wer einsteckt, der darf natürlich auch austeilen. Und das macht Müller alias Ausbilder genüsslich. Ob es gegen die Ü99-Truppe – irgendwas muss man mit den Senioren schließlich anfangen –, seine Rekrutinnen und Rekruten geht oder gegen den Franzosen per se, das ist ihm ziemlich egal. Wer ein schlechtes Image hat, der muss schließlich dafür sorgen, dass es so bleibt. Diesem Auftrag zum eigenen Zweck geht der Ausbilder gnadenlos nach. Wenn es also Beschwerden gibt, dass er ja noch nie etwas Gutes getan hat, dann lautet die Antwort des Ausbilders natürlich: „Jawoll.“ Mit Einschränkung: „Einmal habe ich Blut gespendet.“ Die Methode: Ins Bein schießen, Eimer drunter, laufen lassen.
„Jawoll“ ist übrigens auch die Quittung für das ordentliche Grüßen des Chefs auf der Bühne. Das bittet er sich aus. „Tach, ihr Pappnasen“ muss man sich natürlich gefallen lassen, dafür gibt es dann ein „Tach, du Sack“ zurück. Das kommt so donnernd wie der Panzer, mit dem der Ausbilder am Hochzeitstag mit seiner Frau ins Nachbarland – „nach Frankreich nur auf Ketten“ – fährt, um dort ein „Hauch von Nichts“ zu verzehren. Keine Frage: Ausbilder Schmidt gehört zu den Harten. Der aber auch ganz weich werden kann. Etwa als 15-jähriger Knirps, der sich in Klassenkameradin Birte schockverliebt, oder als Vater, der seinen frischgeborenen Sohn auf dem Arm hält, dem er mangels Schnuller halt die eigene Zigarre in den Mund stopft. Und – Überraschung – zur Lusche mutiert er auch; allerdings nur bei der „großen Hafenrundfahrt“ unter dem Einfluss des Fingers des Urologes. Nein, ganz jugendfrei ist das Programm nicht, dass der Ausbilder sich aus 25 Jahren zusammengesucht hat. Und so kommt er ins Schwitzen angesichts eines 12-jährigen Besuchers in der ersten Reihe, hat aber ansonsten selbst sehr viel Spaß. Nicht zuletzt, weil ihm das Publikum zu Füßen liegt und jeden Scherz mitmacht. Dass das hier und da nicht politisch korrekt ist – geschenkt. Dass es seichte Witze bietet – auch das geschenkt. Das mag für den einen oder anderen platt klingen, aber letztlich ist es doch so: Einfach mal lachen ohne Nachdenken, das kann wahrlich jeder in diesen Tagen gebrauchen.
Auch Holger Schmidt, der sich am Ende des Programms Sonnenbrille und Barett entledigt, und so wieder er selbst wird. Dass er seit 25 Jahren den Ausbilder Schmidt spielt, das, so gesteht er, hätte er damals, als die Figur entstand, nicht gedacht. Das war in seiner Wehrdienstzeit 1989. Die Kostprobe gegenüber seinen Kameraden war laut Müllers Aussage so überzeugend, dass die Jungs aus der Stube nebenan nach dem Donner im Nebenraum nachfragten, was der neue Ausbilder denn für ein – Zitat – „Arschloch“ sei. Seinen ersten Auftritt als Ausbilder Schmidt hatte Müller in Radio und kleineren Clubs, den ersten Fernsehauftritt dann in der seit 2001 ausgestrahlten Comedy-Show Nightwash. „Das ist eine tolle Rolle“, bekennt er. Spielen will er den Chef der lauten Tonart gerne noch länger. Wenngleich es, wie er bekennt, privat nicht spurlos an ihm vorbeigehe. „Ich habe Ausbilder-Tourette“, gesteht Holger Müller. Und haut dann natürlich noch den einen oder anderen Gag raus. Auch die von den Zuschauern laut geforderte Zugabe wird erfüllt. Die aber wieder mit Barett und Sonnenbrille in echter Ausbilder Schmidt-Manier. (cs)