„Seit 1999 setzen sich engagierte Ehrenamtliche in Bad Herrenalb dafür ein, fair gehandelte Waren anzubieten und damit Menschen in ärmeren Ländern die Chance auf menschenwürdige Löhne und bessere Lebensbedingungen zu geben. Diese wertvolle Arbeit hat nicht nur dazu beigetragen, den fairen Handel an unserem Ort zu etablieren, sondern auch das Bewusstsein für globale Gerechtigkeit zu schärfen. Die Verleihung des Prädikats „Fairtrade-Stadt“ im Jahr 2012, die aus einer Initiative des Weltladens hervorging, zeigt, wie nachhaltig und wirkungsvoll die Arbeit des Weltladens ist und wie sehr sie das Bewusstsein für fairen Handel in all den Jahren gestärkt hat.“
So fasste der Pfarrer der Katholischen Gemeinde, Matthias Weingärtner, die Leistung des Weltladens Bad Herrenalb bei der Feierstunde zum 25-jährigen Jubiläum in seiner schriftlichen Gratulation zusammen, die von Kirchengemeinderätin Hannefriedel Westphal überbracht wurde. Auch die weiteren Festredner, Bürgermeister-Stellvertreter Christian Romoser, Robert Madaric Beer, Pfarrer der evangelischen Gemeinde und Rainer Merkle, Vorsitzender der Fairtrade-Stadt-Gruppe drückten ihre Freude aus über den Laden, der seit zwei Jahren den historischen Bahnhof Bad Herrenalbs belebt.
Der Vorsitzende des Trägervereins AK Unsere Welt, Hans-Jörg Hyneck, stellte die Verteilungsgerechtigkeit als das zentrale Anliegen der Weltladenbewegung dar und hob die Lernprozesse hervor, die der Faire Handel angestoßen hat. Man habe erkannt, dass die Entwicklungshilfe für die armen Völker mehr das gute Gewissen der Geber sicherstelle, die Empfänger aber beschäme und auf ihre Unfähigkeit festgelegt habe. Der faire Handel setzt demgegenüber darauf, dass die benachteiligten Kleinbauern ihr Schicksal selber in die Hand nehmen, Genossenschaften gründen und selbständig Anbau-, Produktions- und Lebensstrukturen verbessern.
Dass die ungerechte Verteilung der Güter den armen Ländern schadet, wisse man - leider ohne die fälligen Konsequenzen zu ziehen. Der Gedanke aber, dass auch die Menschen in den reichen Ländern darunter leiden, ist weniger geläufig. Unser Überfluss beute nicht nur die Armen aus, und die Ressourcen der Welt, belaste Umwelt und Klima im Übermaß, auch die Menschen in den reichen Ländern selber kämen zu Schaden: persönlich, wenn zu gut und zu viel gegessen wird, aber auch wenn der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft abnimmt, wenn Einsamkeit und Entsolidarisierung zunimmt. Wer genug hat, wird nicht zufriedener, schon gar nicht glücklicher, eher das Gegenteil. Auch ein zu viel, ein zu gut, ein zu perfekt sei hochproblematisch.
Das Fest wurde ausgerichtet von den ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Seit 25 Jahren haben sie in ungezählten Stunden Waren im Wert von über einer Million Euro umgesetzt. So wurden auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geehrt, aber auch die Mitglieder des Trägervereins. Eine Freude war es für einige eigens angereiste ehemalige Mitarbeiter der ersten Stunde, sich zu erinnern und auszutauschen über frühere Aktionen und Erlebnisse, und ihre Nachfolger kennenzulernen.
Wenn das Engagement für globale Gerechtigkeit auch ehrenamtlich geschieht, zahlt sich die Mitarbeit in vielfältigem persönlichem Gewinn aus. Zusammenarbeit und Auseinandersetzung um Ladenbetrieb und Aktionen führt zu mancherlei persönlichen Erfahrungen, wenn man etwa sieht, dass keine/r alles kann, aber jede/r etwas, und dass Fehler machen zu jedem Engagement gehört und immer Entwicklungschancen bietet. Solche Lernprozesse haben Gültigkeit auch in gesellschaftlichen Entwicklungen und in globalen Zusammenhängen.
Im weiteren Verlauf sorgte Livemusiker Pit für angenehme Stimmung. Bei einem kleinen Imbiss, Kaffee und Kuchen, bei der Wein- und Schokolade-Verkostung, an der Cocktailbar, bei der Tombola konnte man sich ungezwungen unterhalten und informieren, oder den Weltladen näher kennenlernen.