Beim 26. Schleppertreffen in Hemsbach präsentierten die Freunde historischer Fahrzeuge 110 Schlepper. Wegen Nachwuchssorgen und dem großen Organisationsaufwand wird die Veranstaltung künftig nur noch alle zwei Jahre stattfinden.
Cabrioverdeck, freundlich blickende Scheinwerferaugen, Mercedesstern auf der Motorhaube. Der kleine Zweisitzer, den der Hemsbacher Norbert Heinrich beim 26. Schleppertreffen an den beiden Tagen des zweiten Septemberwochenendes auf dem Wiesenseeparkplatz einem zahlreichen Publikum vorstellt, ist aber kein Sportwagen. Als Unimog, „Universal-Motorgerät“ weist der verchromte Schriftzug den 1966 im Mercedes-Benz-Werk Gaggenau gebauten Schlepper in der landwirtschaftlichen Ausführung mit Anbauplatte vorne, etwas über 2,5 Tonnen Leergewicht und 40 PS Dieselmotor aus. Im Gegensatz zum klassischen Ackertraktor hat Heinrichs Unimog vier gleich große Räder und vor allem Allradantrieb. „40.000 Mark, etwa das Zehnfache eines VW-Käfers hat der Unimog 421 vor fast 60 Jahren gekostet“, sagt sein Besitzer und zählt die weiteren Extras seines Arbeitsgeräts auf Rädern auf: „Zapfwelle vorne, ebenfalls hinten für Arbeiten in Kurvenfahrt, mit extra Verlagerungsgetriebe für Anbaugeräte. Der Unimog wird mit seinen fünf Getriebeschalthebeln für Kriechgänge, Schneckengänge, halbe Gangstufen, Zapfwellen, Getriebesperren noch heute von Heinrich bei Forstarbeiten im Gelände und bei speziellen Mäharbeiten für die Stadt Weinheim eingesetzt.“ Insgesamt ist er Herr von zehn historischen Schleppern, die er in einer eigens errichteten Halle abstellt. Sein Standnachbar Rudolf Weidner aus Heiligkreuzsteinach ist da bescheidener. Seinen Hannomag Brilliant 600s Schlepper von 1966 hat er in restauriertem Zustand gekauft, fährt damit zu Schleppertreffen und bewahrt ihn unter einem Carport auf seinem Grundstück auf.
Karl-Heinz Schwab, Chef der rund 100 Freunde historischer Fahrzeuge und Geräte Hemsbach e.V., mit dem die HeWo am Sonntag einen Rundgang über das Gelände mit 110 ausgestellten Fahrzeugen und Ständen macht, sieht die Auswirkungen eines stattfindenden Generationenwechsels bei den Vereinsmitgliedern.
An Technikbegeisterten mangelt es den Schlepperfreunden nicht. Die Hürde für einen Einstieg ins Schlepperhobby sieht Schwab mehr bei der Unterbringung von Fahrzeugen und der Möglichkeit, bei Bedarf mit Schweißgerät und den größeren Werkzeugkalibern zu hantieren. „Dabei muss man gar kein eigenes großes Fahrzeug haben, um bei uns mitzumachen“, versichert Schwab und zeigt mit Blick auf die vom Verein beim Treffen bewirtschafteten Verpflegungszelte, den vor dem Wiesenseeeingang als Publikumsattraktion betriebenen Apfelsaftkelter und der von Ferdinand Wiederroth im historischen holzbefeuerten Großkessel gekochten Linsensuppe „mit Würstchen“ auf, dass es vielfältige Möglichkeiten außerhalb öliger Finger gibt, um sich einzubringen. 40 Kuchen haben Mitglieder für die Besucher der zwei Tage gebacken, Würste, Steaks, und Kartoffeln aus regionaler Produktion besorgt und zubereitet. Etwa die Hälfte der Vereinsmitglieder war aktiv in die Organisation des Treffens eingebunden.
Verluste bedeuten für den Verein der Tod prominenter Mitglieder wie des Altbürgermeisters Volker Pauli, oder Hilde Dugimont. Der Nachwuchs, gerade in der mittleren Altersgruppe, die gewöhnlich beruflich und familiär stark gebunden ist, fehlt. Das vorbereitungsintensive Großevent Hemsbacher Schleppertreffen will Schwab, selbst im Alter von 71, künftig auf einen zweijährigen Takt ändern, um den Druck aus dem enormen Organisationsaufwand zu nehmen.
Kaum hat er das allerdings gesagt, kommt die Frage eines Vereinsmitglieds nach Aufnahmeformularen und gleich darauf wird er selbst von einem jungen Hemsbacher Familienvater, der sich für die Vereinsarbeit interessiert, angesprochen. Anschub war bestimmt das Töchterchen im Kindergartenalter auf seinem Arm. Es ist an beiden Tagen zu beobachten, dass die kleineren Kinder mit Vorliebe auf den Fahrersitzen der Schlepper Platz nehmen, um das Gefühl zu erleben, an deren großen Lenkrädern zu drehen. Wer sich von der Familientauglichkeit des Hobbys mit der schweren Technik überzeugen will, kann sich bei Vereinschef Karl-Heinz Schwab melden, per Tel. 06201 3890463 oder E-Mail an rika1975@web.de. Persönlich kann man die Vereinsmitglieder an jedem ersten Freitag im Monat um 19 Uhr im Vereinslokal Hasentreff im Rohrwiesenweg 1 treffen. (ben/red)