Von einem „weltweit einmaligen Abenteuer“ spricht der Trainer des Kanu-Verein Bruhrain Rheinsheim (KVB), Oskar Kowalczyk. Was sein Sportsfreund Norbert Jarosch mit dem Kajak zustande gebracht hat, habe es noch nie und nirgends gegeben, so seine Recherchen. Etwa 3.200 Kilometer hat der 67-jährige Norbert Jarosch innerhalb eines Zeitraums von drei Monaten auf dem Wasser zurückgelegt – plus rund 300 Kilometer zu Fuß.
Dafür bekam der Rheinsheimer Rekordhalter einen würdigen Empfang an seinem heimatlichen Ankunftsort bereitet. Glückwünsche erwarteten den glücklichen „Aussteiger“, als er am Ufer aus dem Boot kletterte. Das im Kanubereich noch nie erreichte „Kunststück“ würdigten Ortsvorsteherin Jasmine Kirschner und mehrere Vereinsfunktionäre.
Seine Kameraden bildeten mit ihren Paddeln ein Spalier und bereiteten ihm einen triumphalen Empfang. Jubel kam auf, die Musik spielte, sogar ein eigens für ihn komponiertes Lied bekam der Kajak-Meister zu hören.
Bereits 2023 hatte Jarosch eine Kanutour durch Europa begonnen, musste dann aber gesundheitsbedingt abbrechen. Nunmehr nahm er erneut Anlauf für die vorgesehene Strecke und bewältigte sein ehrgeiziges Vorhaben erfolgreich.
Im Mai legte er los. Auf mehreren „herausfordernden Flüssen“, so seine Einschätzung, war er unterwegs, so vor allem auf dem Rhein, auf der Donau, Modau und Elbe. Auf seiner Rundherum-Route erreichte er Donaueschingen, Ulm, Linz, Prag, Dresden, Hannover und Köln, denen er, wenn’s zeitlich reichte, einen kurzen Besuch abstattete. „Für mich war's der größte Gewaltakt, auf dem Rhein flussaufwärts zu fahren.“
Zu den 3.200 Kilometern auf dem Wasser kamen Fußmärsche hinzu, um den jeweiligen Fluss für die Weiterfahrt zu erreichen. So musste er beispielsweise, um vom Rhein zur Donau per pedes zu gelangen, den Schwarzwald überqueren und die beschwerlichsten Waldwege mit extremen Steigungen hinter sich bringen. Sein 5,30 Meter langes und, einschließlich Proviant, 50 Kilogramm schweres Kajak zog er auf einem Bootswagen mit zwei Rädern hinter sich her.
Was überall für höchste Aufmerksamkeit sorgte. Von vielen Wanderern wurde er kopfschüttelnd angestarrt: Wo kommt bloß der Mann mit einem Kanu als Gepäck her, der durch den Schwarzwald stapft? Etliche Abenteuer erlebte der Rheinsheimer auf seiner Europaexpedition: So fiel ihm in Prag sein Handy ins Wasser. Hilfsbereite Polizeitaucher holten es bei einem Großeinsatz unbeschadet wieder hoch.
Immer wieder begegnete Jarosch bekennenden „Ungläubigen“ und Zweiflern, die meinten, er tische ihnen ein Ammenmärchen auf, wenn sie nach seinem Ziel fragten. Einmal wachte er vom Geräusch grunzender Wildschweine auf, die sich für das schnarchende Wesen im Schlafsack interessierten. In Österreich brachte ihm eine unbekannte Frau ein Frühstück zu seinem Schlafplatz am Ufer. Immer wieder kämpfte er siegreich mit Regen und Schnee, Kälte und Frost.
W. Schmidhuber