Der Geriatrische Schwerpunkt am Klinikum Landkreis Tuttlingen gGmbH feiert sein 30-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass fand am Donnerstag, 26. Juni, um 19 Uhr eine Feierstunde im Konferenzraum des Klinikums statt.
Die Altersmedizin, eine verhältnismäßig junge klinische Disziplin, gründet ihre Legitimation daher keineswegs auf dem Anspruch, alte Menschen wieder jung oder zumindest jünger zu machen. Sondern darauf, ihre Patientinnen und Patienten mit einer altersgerechten akutmedizinischen Behandlung abzuholen und dadurch natürliche Funktionsverluste zu begrenzen. Diesen Ansatz verfolgt man im Landkreis Tuttlingen seit nunmehr 30 Jahren, was für die Medizinische Klinik III, die Geriatrie des KLT, allemal Grund zum Feiern darstellt.
Dr. Cornelia Seiterich-Stegmann, vor Ort Geriaterin der ersten Stunde, erinnert sich an eine Pionierphase, die Ende der 1980er-Jahre begann, als die Politik der Problematik einer alternden Gesellschaft gewahr wurde. „1995 nahmen wir mit Teamleiterin Dr. Elisabeth Kauder diese Arbeit auf“, erinnert sich Seiterich-Stegmann. „Weil es damals noch keine Handlungsanleitungen gab, haben wir sie eben selber geschrieben.“ So entwickelten die Ärztinnen und Ärzte am Klinikum Landkreis Tuttlingen einen neuen, ganzheitlichen medizinischen Ansatz mit, in den auch praktische Erkenntnisse darüber einflossen, was Senioren im Krankenhaus von Nutzen ist.
Mit den Jahren bildete sich die neue Fachrichtung aus; es entstanden Fachgesellschaften für Geriatrie und wissenschaftlich-medizinische Institutionen. Das baden-württembergische Geriatriekonzept wurde 2001 und 2014 novelliert; diese Reformen brachten grundlegende Veränderungen mit sich. Besonders die zweite Novelle: Sie ermöglichte es, spezifische geriatrische Bettenstationen zu etablieren. Eine solche baute das KLT als „Ausleger“ am Standort Spaichingen auf. 2019 wurde die Einheit nach Tuttlingen verlegt, um hier stärker in die alterstraumatologische Versorgung einsteigen zu können.
Heute ist das 2020 erstmals zertifizierte Alterstrauma-Zentrum am KLT, in dem die Altersmedizin mit der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie eng zusammenarbeitet, eine Blaupause für die optimale medizinische Versorgung älterer Menschen. Denn das orthogeriatrischen Co-Management zahlt sich aus, wie Studien belegen: Die gemeinsame Behandlung von Patienten mit Frakturen durch Unfallchirurgen und Geriater senkt die Mortalität der Patienten nachhaltig.