jw: Für Aufsehen gesorgt haben nun dieser Tage die Mitglieder des Krugschränkle n.e.V. (nicht eingetragener Verein). Trafen sie sich doch zur offiziellen Eröffnung des Krugschränkles in den Räumlichkeiten der Domäne in Hechingen. In der wohligen Bauernstube steht nämlich jetzt das historische Möbelstück. Vor nunmehr 8 Jahren haben mehrere Stammtischler ihre Idee verwirklicht und im Gasthaus Fecker die alte Tradition von Brauereigaststätten aufleben lassen. Fortan war es für sie etwas Besonderes bei Einkehr den eigenen Bierkrug zu haben, welcher im Krugschränkle unter Schloss und Riegel aufbewahrt wurde. In Ringingen auf einer Bühne fanden sie einst den etwa 300 Jahre alten handbemalten Bauernschrank. Es kostete Mühe und Arbeit dieses in die Jahre gekommene Stück aufzupäppeln und so aufzubauen, dass letztlich in jedes der 24 Fächer 2 Bierkrüge –egal ob Halbe oder Maß – darin Platz fanden. Jeder bestimmt selbst ob er einen Bierkrug aus Ton, Steingut, Porzellan oder Glas –einmal war sogar ein Holz Krug im Sortiment dabei – in der Größe von einem halben bis zu einem ganzen Liter verwendet. In Handarbeit musste außerdem der Schließmechanismus aus verschiedenen Materialien gefertigt werden. Einstige originale Biermarken dienten als Fachmarken für die Riegel. Ebenso antike Schlösser zur Sicherung der Krugfächer. Das Krugschränkleschild mit handbemaltem Schriftzug wurde aus einer der beiden Türen angefertigt. Pro Mitglied und eingeschlossener Krug wird € 5,-- pro Monat – also € 60,--/Jahr- eingezogen und auf einem Konto verwaltet. Der Großteil dieser Einnahmen kommt einem gemeinnützigen Zweck zugute, vom Rest werden Kameradschaft und Geselligkeit gefördert. So gibt es jährlich außer den regelmäßigen Stammtischen – jeweils am letzten Donnerstag im Monat – ein größeres Fest.
Infolge der Tatsache, dass das „Fecker“ den Gaststättenbetrieb einstellte, musste Ende letzten Jahres das gute alte Stück dort abgeholt und über einen neuen Platz beraten werden. Unternehmer Thomas Lacher gab bei Anfrage sein Einverständnis, dass dies in seinem Hofgut Domäne möglich ist. Etwaige Vorarbeiten mussten erledigt werden, bevor das Krugschränkle am nun neuen Standort aufgestellt werden konnte. Laut Aussage von dessen Ehefrau Manuela steht nun das Krugschränkle –gereinigt und lackiert – an jener Stelle, wo zuvor die kleine Schnapsbrennerei ihren Platz hatte. Sie selbst freut sich darüber. Gab es doch Krugschränke, wenn auch in größeren Maßeinheiten schon in früheren Zeiten.
Kleinere Maurerarbeiten fanden im Vorfeld statt. Versetzt werden musste zudem der Feuerlöscher. Bei der jetzigen Eröffnung erinnerte Thorsten Spörl nochmals an die mit dem Umzug verbundenen Arbeiten und dankte allen Engagierten für deren Unterstützung. Von den privilegierten Stammtischlern könne nun Jeder wieder seinen eigenen Krug unter Verschluss halten und beim Besuch im Hofgut auch verwenden.
In naher Zukunft müsse überlegt werden an wen die nächsten Spenden gehen. Ein Grillfest solle am 18.10.25 stattfinden. In einer alten Holzschublade als „Rezeption“ aufgehängt an der Wand im Schankbereich, sind die insgesamt 24 Schlüssel aufbewahrt. Das Besondere daran sind zweifelsohne die unterschiedlichen Krüge verschiedener Brauereien, mitunter auch von der damaligen fürstlichen hohenzollernschen Brauerei St. Lutzen, der Balinger Adlerbrauerei, Stuttgarter Hofbräu, etc. mit unterschiedlichen Schriftzügen und Motiven, größtenteils mit Zinndeckeln ausgerüstet. Es bleibt jedem selbst überlassen, aus welchem Krug er den köstlichen Gerstensaft trinken möchte. Bei Biergenuss –desöfteren wurde geprostet- einem köstlich zubereiteten Essen aber auch humorvollen Sprüchen gespickt mit spritzigen Witzen und Reimen klang der gemütliche Abend aus.
Jörg Wahl