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350 Jahre Wohlklang zur Ehre Gottes durch die Orgel unserer Petruskirche

Mit mehr als 70 Teilnehmern fanden die vom Verein für Heimatpflege Gerlingen angebotenen Orgelführungen, zuletzt am 26.6.2025, in der Petruskirche durch...
Historisches Bild des Altarraums der Petruskirche
Historisches Bild des Altarraums der PetruskircheFoto: Stadtarchiv

Mit mehr als 70 Teilnehmern fanden die vom Verein für Heimatpflege Gerlingen angebotenen Orgelführungen, zuletzt am 26.6.2025, in der Petruskirche durch Kirchenmusikdirektorin Beate Zimmermann eine großartige Resonanz. Die Möglichkeit, unsere schon im Jahr 1678 errichtete Orgel aus wenigen Metern Nähe zu hören und ihr Innenleben zu sehen, ist etwas ganz Besonderes. Erst so erkennt man, dass die 28 im Prospekt sichtbaren Orgelpfeifen nur die klingende Fassade für insgesamt 1850 Pfeifen sind. Die Erläuterungen durch Beate Zimmermann mit zahlreichen Tonbeispielen waren hoch informativ und eröffneten einen völlig neuen Zugang zur „Königin der Instrumente“.

Anders als der denkmalgeschützte barocke Orgelprospekt erfuhren das Innenleben und die Technik der Orgel im Lauf der Zeit zahlreiche Überarbeitungen, denn ursprünglich hatte sie nur ein Manual. Die Orgel stand von Anfang an im Chor, weil anders als in barocken katholischen Kirchen der Gegenreformation nicht ein prächtiger Hochaltar, sondern die Kanzel und die Orgel für Gemeindegebet und -gesang von Bedeutung waren. Von Anfang an bis 1941 stand die Orgel im Chor auf einer Empore, die von außen über eine Stiege zugänglich war.

Damit war allerdings nicht nur der Raumeindruck des gotischen Chors beeinträchtigt, auch die Klangabstrahlung ins Kirchenschiff. Die Plätze auf der beengten, dunklen Empore waren Stammplatz der Ledigen (Männer!) und der Sänger sowie ab 1771 auch der Bewohner der Solitude. Noch bis ins Jahr 1900 wurde ein „Orgelstandgeld“ von 25-50 Pfennig pro Jahr von der Kirchenpflege erhoben.

Bei der großen Kirchenrenovierung 1939-41 wurde die Orgelempore abgebrochen und die Orgel nach unten versetzt, so dass man seitdem das schöne gotische Netzgewölbe sehen kann. Nach vielen Renovationen, zuletzt hat die Orgel heute 2 Manuale und ein Pedal, vor allem aber müssen seit 1921 nicht mehr kräftige Männerbeine für genügend Luft in den Tretbälgen sorgen und es gibt heute u. a. eine elektrische Registertraktur. Doch die nächste Grundreinigung der Orgel steht an und entsprechend erfreut war Beate Zimmermann über die Spenden des begeisterten Publikums.

Für Interessierte gibt es auf der Homepage der Petrus und Lukas Gemeinde (www.petrus-lukas.de) ein 42-minütiges Video zur Orgel mit Musikbeispielen von Beate Zimmermann, das sie während der Corona-Zeit zusammen mit Eckart Scholl gestaltet hat.

Jürgen Wöhler

www.heimatpflegeverein-gerlingen.de

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Gerlinger Anzeiger
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Ausgabe 28/2025
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