350 Zuhörer beim Konzert des Gospelchors

Frischeoase Christuskirche Noch hat der Gospelchor Hemsbach mit seinen Sängerinnen am Abend seines „Summer Breeze“ Konzerts keine Note gesungen....
Der Gospelchor hat mit 39 Stimmen in seinem Konzert „Summer Breeze“ einen frischen Wind in der evangelischen Christuskirche erzeugt.
Der Gospelchor hat mit 39 Stimmen in seinem Konzert „Summer Breeze“ einen frischen Wind in der evangelischen Christuskirche erzeugt.Foto: ben

Frischeoase Christuskirche

Noch hat der Gospelchor Hemsbach mit seinen Sängerinnen am Abend seines „Summer Breeze“ Konzerts keine Note gesungen. Monika Mohr-Waldschmidt, die Vorsitzende des Chors, wundert sich aber bereits über vorhandenes Insiderwissen im Publikum. Das liegt daran, dass Pfarrerin Helena Buntz bei ihrer Begrüßung die 350 Konzertgäste in der evangelischen Christuskirche auf „Musik, die bewegt“ einstimmt. Sie hat ihren Erkenntnisvorsprung vom Chor selbst, dem sie bei den Proben in der Kirche zugehört hat.

Gospels, Spirituals, afroamerikanisch-kirchlicher Gesang mit Elementen von Blues und Jazz, das ist die Bestimmung, mit der die gezählten 39 Sängerinnen in der Choraufstellung um Leiterin Peny Bauer und mit Begleitung von Renny Löffler am Klavier am Konzertabend vor ihr Publikum treten. Dafür werden sie von den zahlreichen Fans geliebt. Das Spritual „It's a me“ zum Auftakt mit Schwung und Rhythmus gesungen, bringt gleich so viel frischen Wind in die schwülwarm-aufgeheizte Kirche, dass die mitgebrachten Fächer und ausgelegten Programmblätter zur Kühllufterzeugung überflüssig werden. Deshalb hat der Gospelchor sein Sommerkonzert 2024 „Summer Breeze“ genannt. Und genauso gut funktioniert auch der folgende Song „What a friend“, den Pia-Kristin Gölz, die den Konzertabend moderiert, mit „Es geht um Jesus Christus, der da ist und dem man alles anvertrauen kann“, ankündigt.

Schnell auf Temperatur

Die Zuhörer sind schon bei diesem zweiten Lied auf Temperatur. Erste Begeisterungsjuchzer und viel Applaus sind zu hören. Den Verlust eines geliebten Menschen und die Hoffnung, dass der Kreis im Himmel einst wieder geschlossen sei, besingt der Chor mit „Can the Circle be unbroken“. Es ist eine Leistung, ein Lied mit so viel Seele zu singen und außer der einfühlsamen Pianobegleitung von Renny Löffler ohne Tonverstärkung auszukommen. Die 39 Stimmen beherrschen den Riesenraum der großen Hemsbacher Kirche ohne jede Verkabelung oder Mikrofon. Es geht aber noch besser. Rudi Neumann, Vorsitzender des Sängerkreises Weinheim, als fachlicher Insider im Publikum, bestätigt später, dass „A whole new World“, ein Lied aus dem Musical „Aladdin“, und „For the longest Time“, einem Song von Billy Joel, a cappella, also nur mit den Chorstimmen als Instrument gesungen ist. Diese Schwenks des Frauenchors vom Gospel zur populären Musik bringen das Publikum völlig aus dem Häuschen.

Kräftig geübt

Bürgermeister Jürgen Kirchner hatte als weiterer Insider in seinem Grußwort zu Beginn bewusst auf Pathos verzichtet und in hörenswerter Reimform mit einem guten Dutzend Versen im Stil von Dichter Eugen Roth die harte Probenarbeit des Chors beschrieben: „Am Mittwochabend, da treffen sich die Frauen im Seniorenheim, weil sie sich trauen und den Ehrgeiz haben, zu versteh'n, wie man die vielen Noten hat zu seh'n“. Seine augenzwinkernde Beurteilung: „So manche fischt dort noch im Trüben; und muss deshalb noch kräftig üben“, hat das Gospelensemble bestimmt mehr als erfüllt. Auch die Christuskirchenbänke, in denen sich der Rathauschef nur bedingt zurückzulehnen empfiehlt, sind Teil seines Insiderwissens. Die Bänke färben auch nach fast 90 Jahren immer noch zuverlässig auf verschwitzte Rücken ab, die sich dort anlehnen. Beim ABBA-Medley mit „Waterloo“, „Dancing Queen“, „Mamma Mia“, „Fernando“ ist jedenfalls kein Probenbedarf feststellbar. Die Performance des Gospelchors hätte auch die vier von ABBA begeistert. Und weil dafür alle stehend applaudieren, verlieren auch abfärbende Rückenlehnen ihren Schrecken.

Melodie als Doppelsolo

Mit den beiden Stimmen von Claudia Degel und Hiltrud Sanchez, die bei „Freedom is Coming“ die Melodie als Doppelsolo in einem souligen Alt singen, während sich der Refrain dreistimmig zuschaltet und dem swingenden „Jesus on the Mainline“ geht es nochmal gewaltig zurück zum Gospel. Die „Ex's and Oh's“, die Moderatorin Pia-Kristin Gölz als frech gesungenen, kaftvollen Song ankündigt, ist die Chorversion des von Dave Basset produzierten, von Elle King 2014 geschriebenen und gesungenen US-Popsongs, in dem ein Girl die Kerle reihenweise vernascht und danach verlässt. Der Gospelchor beweist im Gesangstil der Spice Girls seine Vielfalt in den Musikgenres. Der folgende Song „Perfect“ von Ed Sheeran, den der Chor sonst bei Hochzeitsfeiern im Repertoire hat, ist wieder mehr fürs Herz.

Dem frenetisch applaudierenden Publikum hat der ganz in Weiß gekleidete Gospelchor so gut gefallen, dass der sich erst nach einer Zugabe mit „To love somebody“ von den Bee Gees verabschieden darf. (ben)

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