In der Nacht von Samstag auf Sonntag, dem 1. und 2. Juni, wurde in Öhringen aufgrund eines Hochwassers Alarm ausgelöst. Über eine Warnmeldung auf mobilen Endgeräten wurden die Bürgerinnen und Bürger informiert. Ursache war das Regenrückhaltebecken in Cappel, das überzulaufen drohte und dessen Wasser über die Ohrn abfließen musste. Dieses Becken, das seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 2007 320.000 Kubikmeter Wasser fasst, wurde nach den schweren Hochwasserschäden in der Öhringer Altstadt in den Jahren 1993 und 1994 errichtet.
Betroffene Hauseigentümer wurden umgehend gewarnt, und die Feuerwehr entsandte Einsatzkräfte, um die Sperrungen im Bereich der Ohrn zu überwachen. Insgesamt mussten zehn Keller ausgepumpt werden, wobei 60 Einsatzkräfte vor Ort waren. Zur Absicherung von Ohrnberg und Möglingen wurden Sandsäcke gefüllt. Hierfür standen im Öhringer Bauhof 15.000 Sandsäcke und 35 Tonnen Sand zur Verfügung, primär für die Feuerwehr und anschließend für betroffene Bürgerinnen und Bürger. In Ohrnberg wurde sicherheitshalber die Querung des Pfahlbaches unter der L1045 mit Sandsäcken erhöht. Hier staute sich der Kocher rückwärts in den Pfahlbach.
Am Sonntagnachmittag kam es aufgrund des Starkregens zu weiteren Überflutungen in Unterohrn und Baumerlenbach. In Ohrnberg trat der Pfahlbach über die Ufer, wodurch der Keller der Halle des TSV Ohrnberg unter Wasser stand und ausgepumpt werden musste. Die Lage in der Öhringer Altstadt entspannte sich über Nacht und im Laufe des Sonntags, da keine weiteren Regenfälle angekündigt waren.
„Überall im Hohenlohekreis wurden die Hochwassermeldemarken erreicht“, berichtete Kreisbrandmeister Torsten Rönisch am Samstagabend. Landrat Ian Schölzel verschaffte sich ebenfalls vor Ort einen Eindruck von der Situation. Oberbürgermeister Thilo Michler äußerte sich erleichtert: „Wir sind an diesem Wochenende mit einem blauen Auge davongekommen. Das war ein 50-jährliches Hochwasser. Die Investition in das Rückhaltebecken war jeden Euro wert.“ Michler beobachtete das Geschehen zusammen mit dem Krisenstab in der Feuerwehreinsatzzentrale.
„Ich bedanke mich bei der Feuerwehr, Polizei, dem Technischen Hilfswerk, unserem Bauhof und allen Einsatzkräften für ihren herausragenden Einsatz. Ihr Engagement verdient großes Lob! Sie haben die Lage souverän gemeistert“, sagte Oberbürgermeister Michler. Kritisch äußerte er sich jedoch über den sogenannten Hochwassertourismus: „Es kann nicht sein, dass sich bis zu 200 Schaulustige am Rückhaltebecken versammeln, um Fotos zu machen und die Einsatzkräfte zu behindern.“
Was tun bei Hochwasser? Notfallrucksack packen, Strom aus und raus aus dem Keller. Erfahren Sie, wie Sie sich im Ernstfall gut vor Hochwasser schützen. … wenn das Hochwasser in Ihr Haus fließt Begeben Sie sich mit Ihrem Notfallrucksack in ein höher gelegenes Stockwerk (Fluchtgeschoss). Achten Sie auf Ihre eigene Sicherheit. Bringen Sie Kinder und andere schutzbedürftige Personen aus gefährdeten Bereichen. Gehen Sie nicht in Keller und Tiefgaragen. Wenige Zentimeter Wasser genügen, um Türen zu blockieren und eine Flucht unmöglich zu machen. Außerdem können Steckdosen und Elektrogeräte noch Strom führen. Stellen Sie Strom und Heizung daher aus. Ist dies nicht mehr möglich, verlassen Sie die gefährdeten Räume und betreten Sie die Räume nicht mehr. Es besteht Lebensgefahr! Halten Sie sich und Ihre Angehörigen von (teil-)überfluteten Straßen und Flächen fern. Die Fließgeschwindigkeit und Strömung des Hochwassers kann Sie mitreißen und in lebensbedrohliche Situationen bringen. Uferbereiche können überspült oder abbruchgefährdet sein. Halten Sie Abstand von überschwemmten Flächen und fahren Sie auf keinen Fall durch überflutete Straßen. Im Wasser sind Gefahrenstellen nicht erkennbar (zum Beispiel offene Gullydeckel). Wenn möglich, setzen Sie sich mit Ihren Kindern und anderen Familienmitgliedern in Verbindung, um den Nachhauseweg abzusprechen. Bitten Sie sie, sich an einen sicheren Ort zu begeben. Warnen Sie davor, überflutete Bereiche zu überqueren. Vermeiden Sie Wasserkontakt Hochwasser ist schmutzig und stark verkeimt. Schützen Sie sich, indem Sie den direkten Kontakt mit dem Wasser vermeiden. Tragen Sie Schutzkleidung (zum Beispiel Gummistiefel, wasserfeste Handschuhe). Desinfizieren Sie Ihre Hände, wenn Sie mit dem verunreinigten Wasser in Berührung gekommen sind. Rufen Sie die Feuerwehr nur in Notfällen Bei Überschwemmungen ist die Feuerwehr wegen zahlloser Notrufe durchgehend im Einsatz. Ihre Aufgabe ist primär die Rettung von Menschen und Tieren. Erst danach folgen Ortsschutz und Dammschutz, die Sicherung kritischer Infrastrukturen, Objektschutz und technische Hilfeleistungen. Alarmieren Sie die Feuerwehr nur, wenn Personen oder Tiere verletzt oder in Lebensgefahr sind beziehungsweise Schadstoffe wie Heizöl, Gas und andere wassergefährdende Stoffe austreten. Bitte wenden Sie sich in allen anderen Fällen an andere Betroffene oder organisieren Sie Nachbarschaftshilfe. Befahren Sie überflutete Gebiete nicht mit dem Privatboot Es entstehen Wellen, die gegen Hauswände drücken und diese dauerhaft schädigen können. Sie selbst können wegen Unterwasserhindernissen stecken bleiben. Es droht Lebensgefahr! Betreiben Sie keinen Katastrophentourismus Halten Sie sich von Gefahrenstellen fern. Bleiben Sie auf dem Laufenden Verfolgen Sie die aktuellen Wettermeldungen, Hochwasserwarnungen und – vorhersagen über Rundfunk (SWR1, SWR4 Baden-Württemberg), Internet (Hochwasservorhersagezentrale, Deutscher Wetterdienst), Smartphone (Meine PegelApp, WarnWetter-App), Telefon (0721 9804-61, 0721 9804-62, 0721 9804-63, 0721 9804-64, 0721 9804-65) oder Videotext ab Seite 800. Informieren Sie Mitbewohnerinnen und Mitbewohner sowie Nachbarinnen und Nachbarn. Organisieren Sie gegebenenfalls Nachbarschaftshilfe. Was ist zu tun? … nur noch wenige Stunden bis das Hochwasser kommt Koordinieren Sie sich und klären Sie Erreichbarkeiten. Besprechen Sie mit Ihren Angehörigen, wer sich um welche der hier aufgeführten Aufgaben kümmert. Sie sollten wissen, wer sich wo aufhält und wie Sie sich erreichen können. Wenn nötig, sprechen Sie sich mit Nachbarinnen, Nachbarn oder anderen Personen ab. Bringen Sie Hilfsbedürftige rechtzeitig in Sicherheit Der Schutz von Leben geht immer vor! Bringen Sie Kinder, Schwangere, kranke sowie behinderte Menschen, Seniorinnen und Senioren sowie Tiere rechtzeitig in Sicherheit. Machen Sie sich frühzeitig Gedanken darüber, wohin Sie sie bringen können (zum Beispiel zu Verwandten oder Freunden außerhalb der Gefahrenzone oder ins Obergeschoss Ihres Hauses). Sollte Ihr Haus wegen des Hochwassers nicht mehr erreichbar sein, müssen Ihre Kinder wissen, wohin sie gehen können. Sprechen Sie sich mit Nachbarinnen, Nachbarn oder anderen Personen ab. Packen Sie Ihren Notfallrucksack! Überprüfen Sie die Sicherungen an Ihrem Heizöltank Überprüfen Sie die vorher angebrachten Sicherungsmaßnahmen. Im äußersten Notfall können Sie Ihren Heizöltank mit sauberem Wasser füllen, um ein Gegengewicht zu erzeugen. Anschließend muss das Wasser-Öl-Gemisch jedoch kostenpflichtig entsorgt werden. Zusätzlich können Sie den Tank mit Ballast beschweren. Eine richtige Vorsorge und Sicherung des Heizöltanks ist dieser Notfallmaßnahme jedoch immer vorzuziehen! Lokalisieren Sie die Hauptschalter für Wasser, Strom, Heizung, Gas und Öl Sie und Ihre Angehörigen sollten wissen, wo im Haus Strom und Heizung abgeschaltet und wo die Haupthähne für Gas und Öl zugedreht werden müssen. Fahren Sie Ihr Auto aus der Gefahrenzone Entfernen Sie Fahrzeuge rechtzeitig aus Garagen, Tiefgaragen und gefährdeten Gebieten. Parken Sie sie auf Anhöhen oder in Gebieten, in die das Hochwasser nicht kommt. Welche Bereiche und Straßen sich eignen, zeigen Ihnen die Hochwassergefahrenkarten und Starkregengefahrenkarten online hier www.oehringen.de/leben-wohnen/hochwasserschutz/starkregengefahrenkarten Bringen Sie wertvolle Möbel und Gegenstände in Sicherheit Räumen Sie Kellerräume aus, in die das Wasser eindringen kann. Priorität haben elektrische Gegenstände und Objekte mit ideellem Wert. Sie können diese in Räume bringen, die nicht vom Hochwasser betroffen sind. Möbel können Sie alternativ auch hochbocken: Legen Sie dazu dicke Bretter auf je zwei Metallböcke. Stellen Sie anschließend die Möbel darauf. Verlagern Sie Gefahrenstoffe und Chemikalien an einen geschützten Ort Stellen Sie sicher, dass gefährliche Stoffe oder Chemikalien (zum Beispiel Lacke, Farben, Pflanzenschutzmittel) vom Hochwasser nicht erreicht werden können. Stellen Sie sie dazu auf Schränke beziehungsweise in die oberen Regalreihen oder bringen Sie sie in hochwassergeschützte Räume. Schützen Sie Ihr Haus Um Ihr Haus vor Hochwasser zu schützen, benötigen Sie Materialien, die Sie in jedem Baumarkt kaufen können. Die Menge hängt von den Maßnahmen ab, die Sie für den Fall eines Hochwassers geplant haben. Sorgen Sie dafür, dass Sie alle benötigten Materialien im Haus haben! Je nach Bedarf sind das: Gummistiefel, wasserdichte Handschuhe und gegebenenfalls Schutzkleidung, Holzkeile (zur Sicherung von Türen), Sandsäcke (8 bis 12 Stück pro Quadratmeter) und Füllmaterial (feiner Sand: 0 bis 8 Millimeter Korngröße), Sperrholzplatten (mindestens 22 Millimeter dick und wasserfest) oder Schalbretter (zur Abdichtung von Türen und Fenstern), Silikon oder Montageschaum (zur Abdichtung von Türen und Fenstern), Maueranker, Werkzeugkasten mit Hammer, Nägeln, Schraubenziehern und Inbusschlüsseln. Dichten Sie Fenster und Türen gegen Hochwasser ab Installieren Sie die vorbereiteten mobilen Hochwasserschutzsysteme (zum Beispiel Dammbalkenverschlüsse, Sicherungen für Kellerfenster). Falls Sie keine haben, dichten Sie Ihre Fenster, Türen, Lichtschächte und Abflussöffnungen mit Schalbrettern, wasserfesten Sperrholzplatten und Silikon ab. Alternativ können Sie auch Sandsäcke vor Raumöffnungen stapeln. Errichten Sie Hochwasserbarrieren Um das Wasser vom Gebäude fernzuhalten, können Sie Barrieren errichten. Verwenden Sie hierzu Sandsäcke. Diese bekommen Sie mit dem Sand im Notfall im Bauhof Öhringen, Kuhallmand. Die Säcke müssen dort von Ihnen selbst befüllt werden. Füllen Sie diese zu maximal Zweidrittel mit Sand. Schlagen Sie die Öffnungen der gefüllten Sandsäcke beim Stapeln zur Wasserseite um. Weitere Informationen Die Packliste für den Notfallrucksack sowie weitere Informationen, was bei einer Gefahrenlage zu tun ist, finden Sie online beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe unter www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/Vorsorge/Ratgeber-Checkliste/ratgeber-checkliste_node.html |