Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
die Gemeinde Kusterdingen in ihrer heutigen Form, mit ihren fünf liebenswerten Ortschaften Immenhausen, Jettenburg, Kusterdingen, Mähringen und Wankheim, feiert im Jahr 2025 ihr 50-jähriges Bestehen. Das ist ein schöner Anlass, zurückzuschauen auf diese Zeit und zu betrachten, was daraus geworden ist.
Der Anfang war, woran die Älteren unter Ihnen als Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sich noch gut erinnern können, durchaus holprig. Es war, um es vorsichtig zu sagen, keine Liebesheirat, die die fünf Orte zu einer Gemeinde zusammengeführt hat. Um genau zu sein: Jettenburg hatte sich eigenständig handelnd wenige Monate vor dem Vollzug der Gemeindereform am 01.01.1975 per Vertrag nach Kusterdingen eingemeinden lassen. Es verblieben also noch vier bis dahin selbständige Gemeinden, die nun per Gesetz ihr zukünftiges Schicksal gemeinsam in die Hände nehmen sollten.
Dabei hatten „die Südstaaten“ Immenhausen, Wankheim und Mähringen durchaus andere Pläne. Sie wollten gern zusammen eine neue Gemeinde gründen – ohne Kusterdingen. Doch der Landesgesetzgeber wollte es anders – was zur Entstehung der Gesamtgemeinde Kusterdingen führte, wie wir sie nun seit 50 Jahren kennen.
Aller Anfang ist schwer. Das traf auch auf die neue Gemeinde zu. Schon die Namensgebung war ein Kraftakt. Es bedurfte eines Bürgerentscheids, um den Namen der Gemeinde zu finden. Und es gab – und gibt bis heute – kein einheitliches, neues Gemeindewappen. Stattdessen zieren unseren Gemeindeboten, die Homepage etc. immer noch die fünf Wappen der früheren fünf Gemeinden. Das gibt es sonst in Baden-Württemberg übrigens nur noch ein oder zwei Mal. Bezüglich der Wappen gibt es sicher viele zutreffende Ansichten. Einerseits sind die alten Wappen doch ein sichtbares Zeichen, dass die Gemeinde Kusterdingen eben aus fünf selbstbewussten Dörfern mit einer langen, traditionsreichen Geschichte besteht. Ein integrierendes neues Wappen für die Gesamtgemeinde hätte andererseits auch etwas für sich. Und doch gibt es für die gelungene Integration viele andere Beispiele!
Die Gemeinde präsentiert sich heute als modernes Gebilde mit einer sehr guten Infrastruktur. Die Kinderbetreuung ist in allen Ortschaften für Kinder ab 1 Jahr bis zum Schuleintritt gut ausgebaut – inklusive zweier Waldkindergärten und der von der evangelischen Kirche betreuten und der Gemeinde finanzierten neuesten Kindertagesstätte „Kunterbunt“ in Kusterdingen. Wir haben zwei Grundschulen, die eine sogar mit Lehrschwimmbecken – durchaus keine Selbstverständlichkeit mehr, zumal es auch dem öffentlichen Schwimmen dient. Beide Grundschulen verfügen über gut ausgebaute Betreuungen der Schüler*innen in den Rand- und Mittagszeiten. Sogar ein Gymnasium gibt es, in Trägerschaft der Evangelischen Schulstiftung. Insgesamt werden diese drei Schulen täglich von fast 1.000 Kindern und Jugendlichen besucht! Die meisten davon aus unserer Gemeinde, aber das Gymnasium zieht auch Schüler*innen von umliegenden Nachbarkommunen an.
Für Sportanlagen ist reichlich gesorgt, genannt seien nur die moderne Dreifeld-Sporthalle „Härtensporthalle“, die beiden Sportanlagen für unsere beiden Sportvereine TSV Kusterdingen und TSV Mähringen und die Anlage des Tennisclubs.
In puncto Wohnqualität hat die Gemeinde einiges getan, für Jung wie Alt. So gibt es für die Betreuung und Pflege unserer Seniorinnen und Senioren mehrere Objekte mit Betreutem Wohnen und es gibt das Gemeindepflegehaus Härten. Im Bau ist derzeit ein neues, modernes Pflegeheim mit Betreutem Wohnen in der Langen Gasse in Kusterdingen.
Für junge Familien schafft es die Gemeinde seit Jahrzehnten, geeignete und bezahlbare Wohnbauplätze anzubieten. Dabei werden auch stärker verdichtete Wohnformen ermöglicht, wie dies am Beispiel des Postbauareals in Mähringen zu sehen ist. Aber auch bezüglich der Wohnqualität ist die Gemeinde aktiv, so wird die Wohnbevölkerung in Jettenburg seit gut 20 Jahren von einer von der Gemeinde errichteten Lärmschutzwand vor dem Verkehrslärm der B 28 geschützt. Aktuell befinden sich Nahwärmekonzepte in der Projektierung, um das dörfliche Wohnen in Kusterdingen noch nachhaltiger zu gestalten – und, und, und …
Neben Wohnen muss aber auch der Arbeit, d.h. den notwendigen Gewerbetreibenden, in einer funktionalen Solidargemeinschaft Raum gegeben werden. Unsere Gewerbegebiete bieten viele Dienstleistungen an – gerade im immer wichtiger und weniger werdenden Handwerksbereich, und sind gleichzeitig auch Arbeitgeber und Ausbildungspartner. Eine Ergänzung des Gewerbegebiets „Löhlen“ in Kusterdingen ist gerade in Vorbereitung.
Die ärztliche und zahnärztliche Versorgung und die Versorgung mit Physiotherapie-Praxen sind ordentlich. In Wankheim hat die Gemeinde maßgeblich zur Entwicklung dorthin beigetragen.
Unsere Feuerwehr ist dank des großartigen Engagements der ehrenamtlich tätigen Personen und der hervorragenden Unterstützung durch die Gemeinde sehr gut aufgestellt – mit lebendigen und kreativen Abteilungen in allen Orten. Mit dem neuen und modernen Feuerwehrhaus wird sie diese Aufgaben in Zukunft optimal erfüllen können.
Dass die Gemeindeverwaltung – im wahrsten Sinne des Wortes – bürgernah agieren kann, verdankt sie auch den in jedem Ort ansässigen Ortsverwaltungen mit ihren jeweiligen Fachkräften auf dem Rathaus. Als Scharnier zwischen Verwaltung und gelebter Demokratie vor Ort und auch als Reminiszenz an die Zeit vor 1975 fungieren dabei die Ortsvorstehenden mit ihren Ortschaftsräten.
Überhaupt ist unsere aktive Bürgerschaft unser wertvollster Schatz. Ohne deren vielfältiges Engagement in den Vereinen, den Kirchengemeinden, den Lokale-Agenda-Gruppen oder Lernen im Tandem und, und, und … wäre unsere Gemeinde um vieles ärmer. Beispielhaft soll dafür unser engagiertes Team um das Bürgerauto stehen – diese Menschen sorgen dafür, dass auch nicht automobile Menschen die vielen Einrichtungen der Gemeinde in Anspruch nehmen können.
Die Infrastruktur – Straßen mit Beleuchtung, Kanäle, Wasserleitungen etc. – ist zwar an vielen Stellen noch verbesserungsbedürftig. Ganz viel wurde aber in der Vergangenheit auch getan. Straßen und Feldwege wurden saniert, Kanäle ausgetauscht – viele Kilometer lang. Trotzdem bleibt gerade hier noch viel zu tun. Glasfaser als Technik der Zukunft wird verlegt – nicht in der Geschwindigkeit und Qualität, wie wir alle es uns wünschen würden, aber es geht voran und es geschieht; zwar hier und da leider auch auf Kosten, aber ohne echte Kostenbeteiligung der Gemeinde.
Ganz wichtig: Bei aller gelebten Gemeinschaft und ganz vielen Institutionen, Vereinen und Initiativen, die Härten-weit agieren, hat sich jedes unserer fünf Dörfer seine Identität, seine Eigenheiten, seine Besonderheit erhalten. Ablesbar an den jeweiligen Vereinen und Kirchengemeinden, an den jährlichen Festen, Konzerten und Hocketen … die erste und wichtigste Identifikationsebene für die meisten Menschen ist halt der eigene „Flecken“. Gleichzeitig, und das sollten wir uns immer wieder bewusst machen, dürfen wir auch gemeinsam froh darüber und stolz darauf sein, dass sich die Gesamtgemeinde Kusterdingen so gut entwickelt hat und so viele Angebote vorhalten kann, wie es jedes der fünf Dörfer allein sicherlich nicht geschafft hätte.
Mit diesem zentralen und wichtigsten Gedanken des nur zusammen Schaffbaren muss unser Blick kurz zu den Akteuren der damals neu gegründeten Gemeinde gehen. Allen voran und stellvertretend sei hier der erste Bürgermeister, gleichzeitig Architekt und Baumeister der neuen Gemeinde, Gerhard Kindler genannt. Leider konnte er nur wenige Jahre lang die Früchte seiner Arbeit genießen, er verstarb schon 1978. Ihm folgte Bürgermeister Günter Müller nach, welcher dieses Amt dann 24 Jahre lang bis 2002 innehatte. Seitdem habe ich diese große Ehre.
Dem Blick zurück folgt immer auch der Blick voraus – wie geht es nun weiter?
Zuerst das Erfreuliche und bereits sicher Geplante: Wir werden zu Ehren der fünfzig Jahre gemeinsamer Gemeindezeit ein Fest feiern. Das Dorffest der Härten findet dieses Jahr in Jettenburg statt und wurde extra um ein Jahr verschoben. Wir werden also vom 10. bis 13. Juli 2025 uns gemeinsam erinnern, das Hier und Jetzt diskutieren und auf zukünftige Jahre blicken können. Dazu wird es am 10. Juli 2025 eine Feierstunde in Jettenburg geben, in der wir die 50 Jahre Revue passieren lassen. Wer bis zum Straßendorffest am 12. und 13. Juli durchfeiern will, kann am gleichen Ort am 11. Juli das 100-jährige Jubiläum der Jettenburger Dorfmusikanten miterleben.
Nun das schwieriger Abwägbare: Ja, es gibt aktuell genug Herausforderungen, um nicht zu sagen, Probleme – allem voran die generelle Finanznot der Städte, Landkreise und Gemeinden, die natürlich auch uns betrifft, und vieles mehr. Trotzdem dürfen wir optimistisch sein. Die Gemeinde steht, wenn wir die Gesamtheit an Vermögen, sanierten Straßen, gebauten Einrichtungen betrachten, wirtschaftlich solide da. Wir denken, wenn wir diese Standards trotz aller finanziellen Probleme halten können – und daran arbeiten wir! – können wir zufrieden sein. Und das eine oder andere an Zusätzlichem und Neuem werden wir uns doch hoffentlich auch noch leisten können …
Rückblickend kann man sicher ohne Übertreibung feststellen: 50 Jahre Gemeinde Kusterdingen – es war und ist eine Erfolgsgeschichte sondergleichen!
Dr. Jürgen SoltauSusanne BailerGünter BrucklacherMichael GasslerSiegfried Maier
BürgermeisterOrtsvorsteherin MähringenOrtsvorsteher JettenburgOrtsvorsteher WankheimOrtsvorsteher Immenhausen