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50 Jahre Weltladen-Dachverband

Der Weltladen-Dachverband ist ein zentraler Akteur des Fairen Handels in Deutschland. Er wurde 1975 als Interessenvertretung der Weltladen gegründet. ...
Zeitzeuginnen aus 50 Jahren Weltladen-Dachverband sitzen an der Geburtstagstafel.
Foto: Weltladen-Dachverband

Der Weltladen-Dachverband ist ein zentraler Akteur des Fairen Handels in Deutschland. Er wurde 1975 als Interessenvertretung der Weltladen gegründet.

Weltläden sind Fachgeschäfte des Fairen Handels. Sie setzen sich für mehr Gerechtigkeit im Welthandel ein – durch den Verkauf fair gehandelter Produkte, durch Informations- und Bildungsarbeit und durch die Beteiligung an politischen Kampagnen. www.weltladen.de

Bei den diesjährigen Weltladen-Fachtagen in Bad Hersfeld wurde dieses Jubiläum gebührend gefeiert. Beim abendlichen Grillfest wurden die Meilensteine dieser 50 Jahre benannt. Zeitzeug*innen aus den einzelnen Dekaden berichteten und brachten Erinnerungsstücke mit. Sie wurden an die Geburtstagstafel gebeten.

„Eure Almosen könnt Ihr behalten, wenn Ihr gerechte Preise zahlt.“ Dieses Zitat des ehemaligen brasilianischen Erzbischofs Dom Helder Camara ist so etwas wie ein Leitmotiv für die Weltladen-Bewegung. Eine Bewegung, die sich nicht abfindet mit Ungerechtigkeiten im Welthandel und nicht im Protest verharrt, sondern seit nunmehr 50 Jahren aktiv die Welt von morgen mitgestaltet.

Vor allem die kirchlichen Jugendverbände protestierten gegen die bestehende Weltwirtschaftsordnung und initiierten 1970 als politisches Signal bundesweit Hungermärsche und mobilisierten damit 30.000 Menschen. Aus Kritik an der offiziellen Entwicklungspolitik entstand daraus die Bewegung „Aktion Dritte Welt Handel“ (A3WH) mit dem Motto „Lernen durch Handel“.
Sie ist der Vorläufer der heutigen Weltläden. So wurde 1973 der erste Dritte Weltladen in Stuttgart gegründet. 1975 gründeten sieben Weltläden, darunter die Weltläden in Herrenberg und Stuttgart, die AG3WL (Arbeitsgemeinschaft der Dritte Welt Läden e.V.) als Vorgängerin des WL-Dachverbands. Jutetaschen aus Bangladesch wurden 1978 mit dem Slogan „Jute statt Plastik“zum Symbol für die Alternativbewegung und für einen anderen Lebensstil. Die Tasche war eine der erfolgreichsten Aktionen des Fairen Handels und zierte selbstverständlich die Geburtstagstafel. An sie schloss sich 1980die Ära des berühmten Nicaragua-Kaffees mit ebenso großer Symbolkraft an. Zahlreiche Festgäste erinnerten sich an diese „Dröhnung“. In den 1970er und 1980er Jahren gründeten sich die ersten Fairhandelsunternehmen wie El Puente, Globo, Gepa, Banafair und dwp (heut WeltPartner). Die Gründung vonTransFair (später Fairtrade Deutschland)im Jahr 1992 machte es auch konventionellen Unternehmen möglich, fair gehandelte Produkte auf den Markt zu bringen und als solche mit dem Fairtrade Siegel zu kennzeichnen. 1993 führte die AG3WL das erste gemeinsame Weltladen-Logo ein mit dem Motto: Weltladen - Ein Stück Welt von morgen. 1996 legte die AG3WL die Kriterien für den Fairen Handel in der Konvention der Weltläden fest. Seit 1996 gibt es jeweils im Mai den Weltladentag als politischen Aktionstag. 1998 erfolgte die Umbenennung der AG3WL in Weltladen-Dachverband. 2001 wurde die erste Faire Woche durchgeführt. Die 2018 veröffentlichte Internationale Charta des Fairen Handels wurde von den beiden größten Netzwerken des Fairen Handels – der World Fair Trade Organization (WFTO) und Fairtrade International – entwickelt und ersetzt die Vorgängerversion aus dem Jahr 2009. Die Charta beinhaltet u.a. die internationalen Grundsätze sowie die Vision des Fairen Handels. Die Corona-Pandemie bedeutete auch für den Fairen Handel einen drastischen Einschnitt. Mit der Aktion „#fairwertsteuer“ setzten Weltläden und ihre Kund*innen ein großes Zeichen der Solidarität mit den Produzent*innen im Globalen Süden.

Die Vision bleibt: Weltläden wollen zu einer gerechten und nachhaltigen Weltwirtschaftsordnung beitragen und konkrete Verbesserungen der Lebenssituation von benachteiligten Handelspartner*innen erreichen.

Nach dem unterhaltsamen Rückblick auf „50 Jahre Weltladen-Dachverband“ wurde in Erinnerungen geschwelgt und bei Musik und Tanz gefeiert.

Ortsfest im Römerpark

Die Mitarbeiterinnen des Weltladens betreuen beim Ortsfest im Römerpark den Kaffee- und Kuchenstand. Herzliche Einladung zu fair gehandeltem Kaffee (und Tee) und selbstgebackenen Kuchen.

Dom Helder Camara sagte: Eure Almosen könnt ihr behalten, wenn ihr gerechte Preise zahlt.
Foto: WLDV
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Ausgabe 27/2025
von Fair handeln e. V.
02.07.2025
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