„50 Jahre zusammen“
Eingliederung der Gemeinde Jettenburg in die neue große Gemeinde Kusterdingen
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
der 1. Oktober 1974 war für die beiden Gemeinden Jettenburg und Kusterdingen ein besonders wichtiger Tag. An diesem Tag trat eine sehr weitreichende Vereinbarung in Kraft - die „Vereinbarung über die Eingliederung der Gemeinde Jettenburg in die Gemeinde Kusterdingen“. Unterzeichnet von den damaligen Bürgermeistern Willi Bauer (Jettenburg) und Gerhard Kindler (Kusterdingen). Ab diesem Tag gab also Jettenburg seine Selbstständigkeit wohlüberlegt freiwillig auf, um Teil der größer werdenden Gemeinde Kusterdingen zu sein.
Das geschah nicht losgelöst, sondern in einer Zeit, in der das Land Baden-Württemberg eine große, weitreichende Kommunalreform durchführte. Die kommenden Veränderungen wurden, wo notwendig, ohnehin vom Land per Gesetz angeordnet. Die Verantwortlichen in Jettenburg wollten aber nichts entschieden bekommen, sondern schon damals lieber selbst entscheiden und ihr Schicksal so mitzugestalten – so kam es zu der gemeinsamen Vereinbarung und folgerichtig heißt in es deren Vorbemerkung dazu:
„Um die in der letzten Freiwilligkeitsphase der Gemeindereform noch gegebenen Gestaltungsmöglichkeiten wahrzunehmen, […], haben Verhandlungen zwischen den Gemeinden Jettenburg und Kusterdingen über eine Vereinbarung beider Gemeinden stattgefunden, die zu der nachfolgenden Vereinbarung geführt haben:“ [1]
Was ist nun so alles in der Vereinbarung geregelt? Neben vielem Formalen (Rechtsnachfolge, Rechte und Pflichten der Bürger und der Einwohner, Ortsrecht, Realsteuerhebesätze …) wurden vor allem für die Jettenburger relevante und praktische Dinge geregelt:
Diese vertraglich geregelten Dinge wurden später für so gut und richtig befunden, dass Teile davon mithin Vorbild für einige Regelungen, bspw. zu Ortschaftsrat und Ortsvorsteher, der heutigen Hauptsatzung sind und so allen Orten zugutekommen.
Zum Anlass des 50. Geburtstags dieser Vereinbarung liegt natürlich nahe zu fragen: Was ist daraus geworden? Wie hat sich Jettenburg - wie hat sich die größer gewordene Gemeinde Kusterdingen weiterentwickelt?
Zur Gesamtgemeinde wollen wir an dieser Stelle nicht viel ausführen – wenige Monate später kam es ja zur Bildung der Gemeinde Kusterdingen in ihrer heutigen Form mit ihren fünf Orten – das gucken wir uns Anfang nächsten Jahres genauer an!
Wenden wir uns wieder Jettenburg zu und schauen, was daraus wurde:
Eigentlich selbstverständlich, aber dennoch erwähnenswert: Die Vereinbarung wurde in allen Punkten umgesetzt – in manchen Teilen qualitätsmäßig sogar übererfüllt. Die Unechte Teilortswahl gilt bis heute (auch wenn Jettenburg jetzt einen Sitz weniger hat), Jettenburg hat eine eigene, sehr aktive Feuerwehrabteilung mit eigenem Feuerwehrmagazin (und einer zünftigen Hockete alle zwei Jahre!), es gibt einen sehr regen Ortschaftsrat und eine bürgernahe Ortsverwaltung. Ein super gut ausgestatteter und beschatteter Kinderspielplatz wurde hergestellt und vor wenigen Jahren grundhaft erneuert (mit reger Beteiligung der Bürgerschaft), auch den neuen Friedhof gibt es – samt Aussegnungshalle, welche ebenfalls vor wenigen Jahren rollstuhlgerecht und harmonischer gestaltet wurde. Und es wurde – gemeinsam mit der evangelischen Kirchengemeinde – das Dorfgemeinschaftshaus gebaut, als kultureller Mittelpunkt des Dorfs. Gerade das „DGH“ trägt natürlich ganz wesentlich dazu bei, dass gleich zwei Punkte aus der Vereinbarung, nämlich „Erhalt und Förderung des örtlichen Brauchtums und des örtlichen Vereinslebens von Jettenburg“ und „Schaffung eines Jugend- und Vereinsraums“ eingehalten wurden. Mit großem Erfolg: Der Jettenburger Liederkranz und der Musikverein Jettenburg geben dort ihre jährlichen Konzerte, die aus dem kulturellen Leben des Dorfs, ja der Gesamtgemeinde nicht wegzudenken sind. Gleichzeitig sind sie, v.a. der Musikverein mit seiner Jugendarbeit, eine wunderbare Gelegenheit für die Kinder im Dorf, nicht nur ein Musikinstrument zu erlernen, sondern vor allem in eine gute Gemeinschaft hineinzuwachsen.
Das war Pflicht – doch ab 1975 konnte die größer und leistungsstärker gewordene Gemeinde Kusterdingen über die Vereinbarung hinaus Kür-Projekte in und für Jettenburg umsetzen, die heute wesentlich zur Attraktivität Jettenburgs beitragen:
Wichtig zu erwähnen wäre dabei: Die Menschen in Jettenburg legen gern auch selbst mit Hand an und engagieren sich für ihren „Flecken“, etwa bei der Umgestaltung des Spielplatzes an der Roßbergstraße, dem Bau des Rathausvorplatzes mit Mühlsteinbrunnen, dem Innenausbau des DGH und dem Pflastern des Platzes davor, der Gestaltung der Aussegnungshalle, der Sanierung und Erweiterung der Außenanlage der beiden KiTas „Pfiffikus“ und „Luftikus“ und natürlich beim Bau der neuen „alten Bushaltestelle“.
Als Teil einer größeren Gemeinde profitiert Jettenburg aber natürlich auch von deren Einrichtungen. Nur beispielhaft seien genannt:
Alles in allem kann man sicher feststellen: Jettenburg hat sich in den letzten 50 Jahren prächtig entwickelt. Es ist heute ein lebendiger Ort mit vielen aktiven, engagierten Menschen, mit einem schönen alten Dorfkern mit markanten Fachwerkhäusern, neuerdings mit der wiederentdeckten Burg und mit einer für seine Größe sehr guten Ausstattung – und was es nicht am Ort gibt, gibt es vielfach im nahegelegenen Ort Kusterdingen! Es gibt ein reges Vereinsleben mit vielfältigen Angeboten (hierbei muss unbedingt das fast schon legendäre „Karls Höflesfest“ des Geschichtsvereins Härten auf dem Baderschen Areal erwähnt werden!), es gibt eine aktive Kirchengemeinde (jetzt im Verbund mit Kusterdingen), die Landschaft um Jettenburg herum mit dem Wald und den Streuobstwiesen ist ohnehin ein Traum. Kurzum: Wer in Jettenburg leben darf, hat das große Los gezogen!
Ihr
Dr. Jürgen SoltauGünter Brucklacher
Bürgermeister Ortsvorsteher Jettenburg
[1] Den vollen Wortlaut finden Sie übrigens auf unserer Homepage unter Rathaus -> Ortsrecht.