Aus den Rathäusern

50 Jahre Zusammenschluss von Kirrlach, Waghäusel und Wiesental

Im kommenden Jahr kann Waghäusel 50 gemeinsame Jahre feiern. Zum 1. Januar 1975 trat die Vereinbarung über die Fusion der bis dahin selbstständigen...
Foto: Stadtarchiv Waghäusel

Im kommenden Jahr kann Waghäusel 50 gemeinsame Jahre feiern. Zum 1. Januar 1975 trat die Vereinbarung über die Fusion der bis dahin selbstständigen Gemeinden Kirrlach, Waghäusel und Wiesental in Kraft.

In der neuen Kommune lebten zum Start 16.999 Menschen, 8.340 davon im damals größter Ortsteil Kirrlach, 7.866 in Wiesental und 793 in Waghäusel.

Am 20. Juni 1974 hatten alle drei Gemeinderäte in getrennten Sitzungen dem Vertrag zugestimmt, der am 24. Juni 1974 von den Bürgermeistern Ernst Oechsler, Viktor Glücker und Emil Groß unterschrieben und am 28. Juni 1974 vom Regierungspräsidium Karlsruhe genehmigt wurde.

Im Fusionsausschuss war nach einem neuen Gemeindenamen gesucht worden. Nicht berücksichtigt wurden Vorschläge wie „Rheintal“, „Bolanden“, „Wagbach“ und „Bruhrain“. Der zunächst beschlossene und im Vertrag vom Juni festgehaltene Name „Lußhardt“ wurde nach einer Bürgerbefragung durch Beschlüsse der drei Gemeinderäte im Oktober und November 1974 noch in „Waghäusel“ geändert.

Bis zur Wahl des neuen, gemeinsamen Gemeinderates bildeten die bisherigen jeweils 16 Kirrlacher und Wiesentaler und die 8 Waghäuseler Gemeinderatsmitglieder ein 40-köpfiges Gremium. In diesem hatten die CDU und die Freien Wähler jeweils 15 und die SPD 10 Sitze.

Für die künftigen Gemeinderatswahlen wurde durch die Fusionsvereinbarung die „unechte Teilortswahl“ eingeführt. Von den insgesamt 26 Gemeinderatssitzen sollten jeweils 12 an die Ortsteile Kirrlach und Wiesental gehen und 2 an den Ortsteil Waghäusel. Diese Regelung galt 47 Jahre, bis sie der Gemeinderat im Jahr 2022 abschaffte.

Zur ersten Gemeinderatswahl am 20. April 1975 traten insgesamt 9 Frauen und 100 Männer an. Von den 26 Mandaten gingen 13 an die CDU, 7 an die Freien Wähler und 6 an die SPD.

Gewählt wurden zwei Frauen, Rosa Ballreich und Maria Metzger (beide CDU). Vor der Fusion hatte es seit Einführung des Frauenwahlrechts 1919 überhaupt nur eine Gemeinderätin gegeben, und zwar Anna Skarke (SPD) in Wiesental von 1949 bis 1951. Seit der Fusion gehörten dem Waghäuseler Gemeinderat bisher immer Frauen an.

Bereits zum 31. Dezember 1974 endete die Amtszeit der drei bisherigen Bürgermeister. Dies waren Ernst Oechsler (geboren 1912, gestorben 1997, Bürgermeister von Kirrlach von 1948 bis 1974), Emil Groß (geboren 1923, gestorben 2006, Bürgermeister von Wiesental von 1962 bis1974) und Viktor Glücker (geboren 1898, gestorben 1983, Bürgermeister von Waghäusel von 1958 bis 1974).

Die Wahl des neuen Bürgermeisters der Fusionsgemeinde durch die Wahlberechtigten war für Juni 1975 vorgesehen. Bis dahin sollte ein vom Gemeinderat gewählter, sogenannter „Amtsverweser“ die Bürgermeisteraufgaben übernehmen. Bei der ersten Gemeinderatssitzung am 2. Januar 1975 gab es drei Kandidaten: Emil Groß (Freie Wählervereinigung), Robert Straub (CDU) und Karl-Otto Gärtner (SPD). In zwei Wahlgängen erhielt keiner die Mehrheit der Stimmen. In der zweiten Sitzung am 13. Januar 1975 bekam Robert Straub im zweiten Wahlgang die erforderlichen 21 Stimmen und wurde Amtsverweser. Am 1. Juni 1975 wurde er mit 56,33 % der Wählerstimmen zum ersten Bürgermeister der Fusionsgemeinde gewählt und blieb es bis 1999. Für seine Verdienste wurde er im Jahr 2000 zum Ehrenbürger ernannt.

Die gemeinsame Gemeindeverwaltung blieb bis 1983 auf die drei Ortsteil-Rathäuser verteilt. In der Fusionsvereinbarung war als Hauptsitz der Verwaltung das Rathaus Kirrlach festgelegt worden, wobei ein gemeinsames Verwaltungsgebäude „im Ortsteil Waghäusel beim Bildungszentrum baldmöglichst errichtet“ werden sollte.

Zum 1. Januar 1975 wurden insgesamt 53 Straßen umbenannt, hauptsächlich, weil es die Straßennamen doppelt oder gar dreifach (Lußhardt-, Friedens-, Goethe- und Schillerstraßen in allen Ortsteilen) gab. In Kirrlach und Waghäusel erhielten 17 Straßen neue Namen, in Wiesental sogar 19.

(von Katja Hoffmann, Stadtarchivarin)

(Fortsetzung folgt)

Erscheinung
Mitteilungsblatt der Stadt Waghäusel
NUSSBAUM+
Ausgabe 50/2024
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
Orte
Waghäusel
Kategorien
Aus den Rathäusern
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto