In diesem Jahr feiern wir 50 Jahre Zusammenschluss von Kirrlach, Waghäusel und Wiesental. Die Vereinbarung zur Neubildung der Gemeinde trat zum 1. Januar 1975 in Kraft.
Am 1. Juni 1975 wurde Robert Straub zum ersten Bürgermeister der Fusionsgemeinde gewählt. Nach der Bekanntgabe des Ergebnisses gegen 19 Uhr kamen mehrere hundert Menschen zu seinem Haus. Feuerwerkskörper erhellten den Himmel. Die Feuerwehr stellte den Festbaum, Mitglieder des Reitervereins zu Pferde standen Spalier. Musikalisch gratulierten der Musikverein Kirrlach unter Valentin Heiler, die Gesangvereine Liederkranz mit Gerhard Wind und Frohsinn mit Simon Wirth sowie der Kirchenchor mit Alois Heß. Robert Straub bedankte sich in einer Ansprache bei Wählerinnen und Wählern ebenso wie bei den vielen Wahlhelferinnen und –helfern.
Am 6. Juni 1975 schrieb er im Waghäuseler Mitteilungsblatt: „Liebe Mitbürgerinnen! Liebe Mitbürger! Ich bedanke mich sehr herzlich für das Vertrauen, das Sie mir in so hohem Maße bei der Bürgermeisterwahl am vergangenen Sonntag ausgesprochen haben. Vor meiner Wahl habe ich versprochen, ein unabhängiger Bürgermeister für alle Bürger und Ortsteile zu sein; ich werde mich bemühen, dieses Versprechen zu halten. Jetzt gilt es, aus 3 Ortsteilen eine Gemeinde zu machen. Ich bin zu fairer Zusammenarbeit mit allen politischen Kräften unserer Gemeinde bereit und bitte alle um Mitarbeit zum Wohle unserer Gemeinde. Robert Straub“.
Am 7. Juli 1975, fünf Wochen nach der Wahl, fand die Amtseinführung im Rahmen einer öffentlichen Gemeinderatssitzung in der Rheintalhalle statt. Die Verpflichtung nahm Bürgermeister-Stellvertreter Vinzenz Trunk vor.
Die Verwaltungs- und Gebietsreform, aus der die neue Gemeinde Waghäusel hervorgegangen war, hatte auch viele der auswärtigen Gratulanten und Gäste betroffen.
Die Grüße der Bürgermeister des Landkreises überbrachte der damals 35-jährige Erich Hoffmann (CDU), Vorsitzender des baden-württembergischen Gemeindetages für den Kreis Karlsruhe und Bürgermeister der schon zum 1. September 1971 aus den fünf Orten Auerbach, Ittersbach, Langensteinbach, Mutschelbach und Spielberg neu entstandenen Gemeinde Karlsbad.
Zum 1. Januar 1973 war der Landkreis Karlsruhe in seiner heutigen Form gebildet worden. Zunächst zum Amtsverweser und dann zum ersten Landrat gewählt worden war Dr. Bernhard Ditteney (CDU, geb. 1933, gest. 2010, Landrat 1973-1997), der zum Zeitpunkt seiner Wahl 39 Jahre alt gewesen war - und damit im gleichen Alter wie der zwei Jahre jüngere Robert Straub bei dessen Amtsantritt.
Ditteney wies in seiner Gratulationsrede an Straub unter anderem darauf hin, dass nach Abschluss der Gemeindereform nun die Phase der Konsolidierung folge. Arbeit gebe es genug, deshalb auch sein Appell, dass das, was war, der Vergangenheit angehören müsse, und dass es nun gelte, die Aufgaben beherzt anzupacken und das Beste aus der Situation zu machen.
Auch der Landtagsabgeordnete und spätere Finanz-Staatssekretär Heinz Heckmann (CDU, geb. 1932, gest. 2012, MdL 1972-1992) ging auf die Gemeindereform ein und gab den Rat, gegensätzliche Meinungen und Standpunkte müssten diskutiert und keinesfalls unter den Tisch gekehrt werden, weil sie sonst immer wieder kämen. Man werde die Schwierigkeiten und Probleme nur dann lösen, wenn man sie bejahe und nicht übergehe.
Sowohl Ditteney als auch Heckmann wiesen darauf hin, dass das Zusammenwachsen der neuen Gemeinde harte Arbeit sei und Vertrauen geschaffen werden müsse.
Für die Gemeinderatsfraktionen gratulierten Rupert Baumann (FWV), Julius Müller (SPD) sowie Norbert Schuhmacher (CDU) anstelle des erkrankten Fraktionsvorsitzenden Paul Häußler.
Oberstudiendirektor Kurt Brandes bedankte sich für das Gymnasium Philippsburg bei Robert Straub sowohl für seine dortige dreieinhalbjährige Lehrertätigkeit wie für die unbürokratisch gewährte Möglichkeit, in Waghäusel den Schulturnunterricht bis zur Fertigstellung der eigenen Turnhalle durchführen zu dürfen.
Robert Straub sagte in seinen kurzen Dankesworten, das Wohl der Gemeinde sei eine Aufgabe, für die es sich lohne, Tag für Tag sein Bestes zu geben. Die Probleme seien groß und verlangten viel Arbeit. Allerdings seien sie nicht so gewaltig, dass sie nicht gemeistert werden könnten.
Robert Straub wurde 1983 und 1991 wiedergewählt und war bis Juni 1999 für insgesamt 24 Jahre Bürgermeister. Seine großen Verdienste würdigte Waghäusel im Jahr 2000 mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde, der höchsten Auszeichnung, die eine Kommune vergeben kann.
Hinweis: Die Beiträge des Stadtarchivs zu 50 Jahren Fusion sind auch auf der städtischen Internetseite eingestellt unter: www.waghaeusel.de/stadt-wirtschaft/geschichte-wappen/50-jahre-gemeindefusion
(von Katja Hoffmann, Stadtarchivarin)
(Fortsetzung folgt)