Ob die Kastelruther Spatzen, die Klostertaler, die Schürzenjäger oder die Vorgänger von Kissin Dynamite – auf der Vollmaringer Frühlingsfestbühne waren schon einige Stars zu sehen. Dieses Jahr feiern die Vollmaringer Musikanten das 50. Frühlingsfest vom 26. April bis 1. Mai – und blicken auf so manchen Höhepunkt zurück.
Seit September ist das Frühlingsfest-Team wieder voll in Aktion, denn fünf Tage sollen wieder mit einem tollen Programm gefüllt werden. Da der 50. Festgeburtstag ansteht, holen die Musikanten die Geschichte ins Festzelt zurück. Dafür haben sie sich mit ihren langjährigen Musikern, mit Ehrenmitgliedern und Vollmaringern getroffen, um die Foto- und Info-Archive durchzuschauen. Alles begann 1972, als der Musikverein „Frohsinn“ Vollmaringen sein 60-jähriges Bestehen mit einem Fest feierte. Sonntagnachmittag zogen die Musiker mit Gastkapellen durch die Vollmaringer Straßen zum Festgelände. Dort war einiges geboten: Auftritte der Gäste, abends spielte die Bauernkapelle aus Oberndorf bei Rottenburg und am Montag war Kinderfest mit Umzug. Am Abend trat die Tanzkapelle „The Royals“ auf.
Nach diesem erfolgreichen Start-Schuss beschlossen die Musikanten, auch im nächsten Jahr ein Fest anzubieten. Anfangs veranstalte der Musikverein dieses noch rund um den Muttertag und im Rundzelt. Von 1973 bis 1979 sorgten die „Rhythmen-Stars“ aus Horb für gute Stimmung am Abend im Zelt. Tagsüber unterhielten verschiedene Gastkapellen sowie der Musikverein Vollmaringen die Besucher. 1978 und 1979 konnten sich die Besucher beim Wunschkonzert ihre Lieder wünschen. So einen Wunsch äußerten Anfang der 1980er-Jahre auch die Musikerfrauen, weshalb das Festwochenende vom Muttertag in Richtung 1. Mai verlegt wurde. Neben dem neuen Zeitraum wurde am Kindernachmittag der später beliebte Kletterbaum angeboten – Kinder durften an der Stange hochklettern und dabei den Wettbewerb gewinnen.
1986 feierten die Musiker mit dem Kreismusikfest auch das 75-jährige Bestehen des Vereins – und ein besonderes Frühlingsfest. Der flotte Tanz- oder Discoabend wurde behalten. Sonntags gab es ein Frühschoppenkonzert und den Tauzieh-Wettbewerb sowie die Tombola. Selbst das Radio RT4, Lokalsender aus Reutlingen, war schon freitagabends zu Gast.
1989 wurde ein bunter Nachmittag mit Seniorenblaskapelle aus Bondorf, der DRK-Seniorentanzgruppe aus Weitingen und Gedichtvorträge von Sebastian Blau angeboten. In diesem Jahr waren auch die Kastelruther Spatzen zu Gast. „Die Organisatoren hatten ein gutes Gespür, junge Starkapellen und Stars einzuladen, solange sie noch bezahlbar waren“, hat Matthias Finkbeiner vom heutigen Orga-Team in der Geschichte entdeckt. Das Fest wurde von Jahr zu Jahr größer.
Anfang der 90er-Jahre waren die Erfahrung und der Mut da, unter Leitung unseres damaligen Vorstandes Hartmut Vogt beim Vollmaringer Frühlingsfest Unterhaltungsprogramme internationalen Umfangs zu organisieren und umzusetzen. Der Musikverein holte in den Folgejahren bekannte Gruppen und Stars nach Vollmaringen wie die Geschwister Hofmann, die Schürzenjäger, Klostertaler, Hank Häberle, Gsälzbären und viele mehr. „Rock uff d’r Lachawies“, der bekannte Rockabend, wurde ins Leben gerufen. Selbst als im Zelt zwei Bühnen aufgebaut werden mussten, stellte dies für die Vollmaringer Musikanten keine Herausforderung dar.
Immer wieder gingen die Ehrenamtlichen auf Veränderungen ein. Daher war die Freude umso größer als sich der Lokalmatador, die Band „The Woodpeckers“ fest etablierte. Bei keinem Rockabend durften sie auf dem Vollmaringer Frühlingsfest fehlen.
Im Jahr 2010 spielte bei Rock uff d’r Lachawies als Vorband „Kissin‘ Dynamite“, diese Band ging unter anderem aus der Band „Blues Kids“ hervor, welche schon 2003 als Vorband beim Frühlingsfest agierte. Die Band aus Burladingen um Sänger Hannes Braun, stahl an diesem Abend den Lokalmatadoren „The Woodpeckers“ fast schon ein klein wenig die Show. „Kein Wunder, dass die 5 Jungs von „Kissin‘ Dynamite“ heute weltweit auf Tour gehen und tausende Fans begeistern“, so Finkbeiner.
Auch im Außenbereich wurde einiges ausprobiert, war anfangs noch die Vollmaringer Familie Scheffel mit ihrem Erlebnisparcours vor Ort. Ob Boxauto, Schiffschaukel, Schießstand, Süßwarenstand und vieles mehr – die Gäste hatten eine bunte Auswahl. Als die Lachawies kleiner wurde, musste die Schiffschaukel durch andere Attraktionen ersetzt werden. Aus dem Vollmaringer Frühlingsfest entstanden viele Freundschaften zu Musikanten aus der Umgebung und aus der Ferne – so kamen Gastkapellen aus der Schweiz, aus Ostdeutschland und aus anderen Teilen der Republik.
Auf die 50 Jahre blicken die Organisatoren gespannt zurück, denn sie entdeckten in der Geschichte schwäbische Abende mit dem Schwabentriathlon, wechselnden Programmen bei der Party uff d’r Lachawies. Matthias Finkbeiner bilanziert: „Man musste feststellen, dass Bands, welche im Umkreis die Zelte füllten, nicht zwingend beim Vollmaringer Frühlingsfest auch zum Erfolgsgarant wurden.“ Während am Familientag anfangs noch die Vollmaringer Musikanten selbst spielten und nachher Gastkapellen auftraten, sind nun seit 2007 die „Nagoldtalmusikanten“ ein fester Bestandteil des Fests. Ebenso kamen die Maiwagen-Treffen auf, die in geordneten Bahnen gelenkt wurden. Die Maiwageninitiative Kreis Calw und die Behörden erarbeiteten Vorschriften, die noch heute durch die Vergabe des jährlichen Maiwagensiegels durch die Bauwagenfreunde Nordschwarzwald Bestand haben.
Ab dem Jahr 2013 nahm der Frühlingsfest-Trend, Dirndl und Lederhose, auch Einzug ins Vollmaringer Zelt. Einige Jahre trat die Band „Herz-Ass“ auf, bis 2019 „Die Draufgänger“ mit dem Hit „Cordula Grün“ auftrat. Die Organisatoren wissen: Dadurch kam es zur ersten „Hektarparty“ in der Geschichte des Vollmaringer Frühlingsfest, welche durch einen Ansturm auf die Eintrittskarten im Vorverkauf schon nach wenigen Stunden ausverkauft war. Daher wurden sie auch für das nächste Jahr gebucht, doch dann kam die Corona-Pandemie. Im März verlegten einige fleißige Helfer auf dem Festplatz noch eine Abwasserleitung für die einzelnen Stände, wenige Tage später kam der erste Lockdown. Die ehrenamtlichen Musiker ließen sich aber nicht entmutigen und planten um. Die verkauften Eintrittskarten für die Hektarparty behielten ihre Gültigkeit, bis die Vorgaben gelockert wurden. Solange boten die Musiker das „Feschd in d‘r Kischd“ an. „Es zeigte sich, dass wir uns auch in solch turbulenten Zeiten auf unsere Gäste verlassen können. Mit mehr als 240 bestellten Kisten war dies Aktion ein voller Erfolg“, erinnern sich die Organisatoren.
Noch im März 2022 konnte der Vorstand nicht absehen, ob das Fest stattfinden darf. Die Planungsarbeiten wurden jedoch belohnt und das Vollmaringer Frühlingsfest wurde wieder umgesetzt und die Karten eingelöst. Mit großem Engagement setzen sich die Ehrenamtlichen für ihr Fest ein. An den Festtagen helfen neben den Vollmaringer Musikanten die Vollmaringer Vereine, die Bevölkerung, Freude und viele mehr – damit so ein Großfest gestemmt werden kann. Zum zweiten Mal tritt dieses Jahr am Freitag, 26. April die Mountain Crew auf und sorgte schon in kurzer Zeit für den Ausverkauf. Zu Rock uff d’r Lachawies spielt die regionale Band NoWay aus Sonnenbühl am Samstagabend ab 21 Uhr. Happy Hour ist bis 21 Uhr. Am Familiensonntag, 28. April heißt es Blasmusik Non Stop mit Modellbau-Burschen, Landmaschinen und Co.
Zum 50. Geburtstag gibt es am Dienstag einen Jubiläumsabend mit einer Zeitreise durch 50 Jahre Vollmaringer Frühlingsfest. Ab 18.30 Uhr ist Einlass und aufgrund vieler Sponsoren und Helfender ist der Eintritt frei. Die Nagoldtalmusikanten treten am 1. Mai auf. Ab 11 Uhr ist Frühschoppen und die Maiwägen werden wieder einfahren. Einiges ist rund um das Zelt geboten und runden am Mittwochabend um 19 Uhr das Fest ab.
Text: Alexandra Feinler, Bilder: Musikverein Vollmaringen