Das kommende Jahr 2025 steht in der Region ganz im Zeichen „500 Jahre Bauernaufstand im Kraichgau“. Hierbei plant das Museumsnetzwerk im Frühjahr eine umfangreiche Wanderausstellung unter dem Titel „Gerechter Zorn? 500 Jahre Bauernaufstand im Kraichgau“. Ziel sei es, Geschichte erlebbar zu machen und das traditionelle Museumskonzept aufzubrechen.
Acht Stationen werden die Ausstellungen präsentieren. Unterstützt wird das Ganze von zahlreichen Programmpunkten, die die historischen Ereignisse des Jahres 1525 beleuchten und Verbindungen zur heutigen Kulturlandschaft Kraichgau ziehen. Bereits seit 2022 würden die Planungen für diese außergewöhnliche Aktion laufen, bei der verschiedene Museen und Institutionen aus dem Kraichgau zusammenarbeiten würden, heißt es in einer Info.
Im Sommer dieses Jahres hatte sich das Netzwerk im Graf-Eberstein-Schloss in Gochsheim getroffen, um letzte Details zu besprechen. Das Ziel ist klar: weg von verstaubten Konzepten, hin zu einer lebendigen und begreifbaren Darstellung der Geschichte. Die Ausstellung, die auch im Schloss Halt macht, wird 20 informative Tafeln umfassen, die das Geschehen im Kraichgau um 1525 schildern, sowie zahlreiche Exponate, darunter zeitgenössische Originale und Repliken. Besondere Highlights der Ausstellung sind Mitmach-Stationen, die Besucher aktiv einbeziehen sollen. Hier können sie die Ideen der Menschen von 1525 „greifbar“ erleben.
Ein weiterer Höhepunkt ist die „Mythen-Metzgerei“, die dazu anregt, Mythen und „Fake News“ rund um die Bauernaufstände zu entlarven und einen kritischen Blick auf die spätere Rezeption der Ereignisse zu werfen. Eine Fotowand, an der Besucher in historische Gewänder schlüpfen können, rundet das interaktive Angebot ab und lädt zum Mitmachen ein.
Peter Hauk, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, übernimmt die Schirmherrschaft des Projekts. Die Ausstellung und das dazugehörige Jahresprogramm sollen nicht nur die politisch und gesellschaftlich spannende Zeit um 1525 näherbringen, sondern auch eine Brücke zur heutigen Kulturlandschaft Kraichgau schlagen, wo Themen wie Biodiversität und Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen.
Zur Geschichte: Anton Eisenhut,der am 25. Mai 1525 in Bruchsal starb und dessen genaues Geburtsdatum nicht bekannt ist, war als „Pfaffe“ Anführer des Kraichgauer Bauernhaufens im deutschen Bauernkrieg von 1525.Anton Eisenhut stammte wahrscheinlich aus dem Kraichgau, jedenfalls hatte er dort Verwandte. Er war als Pfarrer in der Kirche zum heiligen Kreuz in Weiler an der Zaber bei Brackenheim tätig und 1525 ist er als Kaplan in Eppingen bezeugt.
Im April 1525 schloss sich Eisenhut den aufständischen Bauern an und zog mit dem Zabergäuer Haufen unter Hans Wunderer neckaraufwärts nach Süden. Zusammen mit dem Haufen unter Matern Feuerbacher und anderen Aufständischen aus allen Teilen des Herzogtums Württemberg besetzten sie am 25. April Stuttgart. Am 5. Mai 1525 verließ Eisenhut das Bauernlager bei Degerloch, um auch im Kraichgau, in dem es bisher weitgehend ruhig geblieben war, einen Aufstand zu organisieren.
Aus Gochsheim wandte er sich am 7. Mai mit einem Aufruf an die Bauern in den umliegenden Dörfern. Alle wüssten, schrieb er, wie schwer man unter der Herrschaft des Adels und der Geistlichkeit gelitten habe, aber deren Handeln sei nun durchschaut. Er forderte die Bauern auf, nach Gochsheim zu kommen.
Anton Eisenhut ging es um die Herrschaft des Evangeliums und um die Neugestaltung der Verhältnisse im überkommenen System der Grundherrschaft. Von Gochsheim aus hat der Kraichgauer Haufen in der Folge das Schloss im benachbarten Menzingen und Münzesheim geplündert. Einen Tag später tauchten die Bauern vor Heidelsheim auf, am 10. Mai zogen sie nach Eppingen. Ohne Widerstand zu leisten, öffnete man ihnen dort die Tore, einige Bürger schlossen sich den Aufständischen an.
In Hilsbach plünderte der Haufen die kurpfälzische Kellerei, in Sinsheim wütete er in den Häusern der Stiftsherren. Unterwegs hatten einige die Burg Steinsberg angezündet, eine der mächtigsten Burgen im Kraichgau. Der Tross war auf etwa 200 Mann angewachsen, der Schreiber des Pfalzgrafen spricht von einem „liechten hauffen“. Von Kampfhandlungen oder Tötungen hört man nichts. Die Gewalt der Aufständischen richtete sich offenbar nur gegen Besitz.
Am 14. Mai 1525 kam es zu Verhandlungen zwischen den Bauern und einer Delegation des Heidelberger Kurfürsten Ludwig. Am 15. Mai – nach der vernichtenden Niederlage des württembergischen Bauernheeres am 12. Mai bei Böblingen – war Eisenhut bereit, den Kraichgauer Haufen aufzulösen. Am 18. Mai 1525 kam es in Hilsbach zu einem Vertrag, der die Auflösung beschloss. Der Kraichgauer Haufen war Geschichte.
Anton Eisenhut ging wieder nach Eppingen und wurde dort, zusammen mit dem Eppinger Pfarrer und zwei Gesinnungsgenossen, einige Tage später von den Truppen des Schwäbischen Bundes unter Georg Truchsess von Waldburg-Zeil („Bauernjörg“) gefangen genommen. Truchsess schickte die vier Gefangenen am 25. Mai nach Bruchsal, wo Kurfürst Ludwig V. sie nach einem kurzen Verhör auf dem Schlosshof öffentlich enthaupten ließ.
Die Badische Landesbühne hatte im Jahr 1979 „Die Bauernoper“ in Bruchsal erfolgreich aufgeführt und im Rahmen des 850-jährigen Bestehens der Gemeinde Hambrücken im Jahre 2011, begeisterte der Projektchor des örtlichen Gesangvereins in „Simianers Kulturscheune“ mit einer zweimaligen Vorführung des Stückes. Auf dem Verbindungsweg zwischen Unteröwisheim und Bruchsal befindet sich auf einem Hügel in 218,6 Metern Höhe ein Gedenkstein zum Andenken an Anton Eisenhut. (of)