500 Jahre Bauernkrieg

Es gab einen Neckartal-Odenwald-Haufen und einen aus dem Zabergäu Von Irmhild Günther Neues und Bekanntes über den Bauernkrieg wurde bei einer...

Es gab einen Neckartal-Odenwald-Haufen und einen aus dem Zabergäu

Von Irmhild Günther Neues und Bekanntes über den Bauernkrieg wurde bei einer großen Veranstaltung in der Sulmtalhalle Erlenbach ausgetauscht und vor allem kamen die Ereignisse in unserer Region zur Sprache. Veranstalter war das Unternehmen „Geschichtspunkte“ unter der Regie der Archivarin des Landratsamtes Heilbronn, denn der Kreis Heilbronn war Schauplatz der Bauernaufstände von 1525. Diese große Revolution der Bauern in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz wurde blutig beendet und brachte keine Verbesserung der Lage des „gemeinen Mannes“. Zwischen 70.000 und 100.000 Teilnehmer am Bauernkrieg haben mit ihrem Leben bezahlt. Allerdings begann der Bauernkrieg auch mit der Bluttat von Weinsberg, wo 12 Adlige ermordet wurden. Diese Bluttat verbreitete sich, verbunden mit Angst und Schrecken, in allen betroffenen Ländern.

Gutenbergs Drucker-Kunst war bereits seit dem Jahrhundert davor erfunden und so konnten die Zwölf Artikel der Bauern schnell bekannt werden. Luther hatte 1517 seine Thesen der Reformation formuliert. Er und alle anderen Reformatoren hatten jedoch Gewalt abgelehnt und sich von den kriegerischen Ereignissen distanziert. Die Bezeichnung „fressen, saufen und verwüsten“ seitens der herrschenden Klasse verbreitete sich ebenfalls, und zwar nicht unbegründet. Die Bauern rotteten sich zusammen, deshalb setzte sich der Name „Bauernhaufen“ durch. Ein Vorläufer eines solchen Haufens war der Arme Konrad im Zabergäu, der gleich blutig niedergeschlagen werden konnte, aber auch die Wut der kleinen Leute neu entfachte. Es ging um eine Verbesserung ihrer Lebenslage, ihre Abgaben waren hoch und die kostenlose Fronarbeit hart.

Unsere Region, so die Referentin Prof. Dr. Rückert, war besonders betroffen. Wir waren Deutschordensgebiet. Der Deutsche Ritterorden hatte auch in der Stadt Heilbronn stattliche Gebäude mit Kirche, Scheunen und Herrenhäusern. Sie wurden zerstört, wie auch die Burgen am Unteren Neckar. Burg Horneck in Gundelsheim wurde Ostern 1525 zerstört. In den Haufen stürmten auch Bürger und Handwerker in ganz Württemberg und Baden mit. Der Deutschmeister von Horneck verließ Gundelsheim, der Graf von Helfenstein kam bei der Belagerung seiner Burg um. Die Stocksburg im Zabergäu wurde geplündert und verbrannt. Es entstanden sofort Strafgerichte. Gegen die Stadt Heilbronn lief noch 60 Jahre ein Prozess, obwohl der Bauernkrieg nur Monate dauerte. 13 Rädelsführer wurden enthauptet, Anführer Jäcklein Rohrbach verbrannt. Der Deutsche Orden machte dann Mergentheim zur Residenzstadt, die verbrannten Burgen wurden als Schlösser wieder aufgebaut. Doch man spricht von 1525 als dem Schicksalsjahr des Ordens.

Über den Kraichgau sprach die Professorin Dr. Nina Gallon als einen Ritterkanton und der „Badischen Toskana“, wo kleine adlige Besitztümer das Leben bestimmten, wo diverse Zuständigkeiten herrschten und damit auch soziale Ungleichheiten. Der Kraichgauer Haufen waren 12.000 Mann. Die Stadt Bretten öffnete gleich die Tore, um den Schaden möglichst klein zu halten. Der Eppinger Pfarrer Anton Eisenhut, der von einer neuen Gesellschaftsordnung sprach, konnte aber die Stadt nicht erobern, sie blieb im Ausnahmezustand. Hier war kein Zusammenschluss von Bauern und Bürgern möglich. Die Stadt war Verwaltungsmittelpunkt und gerade war ein Kaufmannszug aus Frankfurt mit viel Geld anwesend. Der Bauernhaufen zog weiter. Es gibt die Chronik Peter Harrer, die eine klare Parteinahme gegen die Bauern gewesen sei.

Demgegenüber, so referierte Professor Thomas Schnabel, gab es einen Wendel Hipler im Dienst der Grafen Hohenlohe, den man als politischen Kopf im Bauernkrieg bezeichnen könnte. Er wurde erst im 19. Jahrhundert entdeckt, und zwar von Friedrich Engels dem Freund von Karl Marx. Beide studierten den Klassenkampf der Geschichte und so war auch der Bauernkrieg, der ja eigentlich eine Bauernrevolution gewesen ist, von großem Interesse für beide. Hipler wollte vermitteln, damit der Bauernkrieg doch noch ein so gut wie mögliches Ende haben sollte. Wir würden heute sagen, mit Diplomatie etwas erreichen zu wollen anstatt mit Krieg und vielen Toten. Es gab ohnedies Stimmen, die sich gegen ein Strafgericht einsetzten. Hipler kritisierte die Weinsberger Bluttat und sprach von zwölf Morden. 213 Klöster, Schlösser und Burgen wurden zerstört. Ulrich von Württemberg spielte auch eine Rolle, weil er des Landes verwiesen war und die Habsburger, also der Kaiser, regierten. Es sollte ein Bauernparlament in Heilbronn stattfinden, wo sich die Haufen austauschen sollten, Ordnung, Frieden und Recht wiederhergestellt werden sollten. In einer Amorbacher Erklärung sollten die zwölf Artikel verbessert werden …

Noch lange hatten die Schrecken des Bauernkriegs ihre Folgen. Noch bei der Revolution von 1848 sprach man von jenen Bluttaten. Und ins Zabergäu, nach Weiler an der Zaber, kam 1767 ein Maler aus Prag und arbeitete an der inzwischen wertvoll gewordenen Innenmalerei der Dorfkirche. Es war Johannes Stiegler, der dieses heutige einmalige „Bauernbarock“ schuf. Es blieb so original erhalten, weil Weiler kein reiches Dorf war und eine mögliche Renovierung ausgeblieben ist.

Man spricht auch von der Kunst des Pietismus, die in jener Zeit in Württemberg bestimmend war. Und hier taucht nun der Name des Bauernführers Anton Eisenhut wieder auf. Er war konvertierter katholischer Priester und half dann, als Bauernführer die Reformation durchzusetzen. Der damalige Weilerer Pfarrer hat dem Maler Stiegler die Bildkommentare geliefert. Und beim Bild an der Kanzel von der Enthauptung Johannes des Täufers steht: „Ein Lehrer muss die Wahrheit sagen, und sollt man ihm den Kopf abschlagen“. Das bezieht sich auf den Kämpfer Anton Eisenhut im Bauernkrieg von 1525.

Erscheinung
Zabergäu-Leintal-Anzeiger
Ausgabe 18/2025
von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
29.04.2025

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