Arbeitskreis Heimatgeschichte
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Dies und das

70 Jahre Abriss und Neubau der katholischen Kirche St. Leo der Große

Die 800 Jahre alte barocke Kirche wird durch einen Neubau ersetzt Nach dem Tod des beliebten und langjährigen Pfarrers Sebastian Lorenz am 8. September...

Die 800 Jahre alte barocke Kirche wird durch einen Neubau ersetzt

Nach dem Tod des beliebten und langjährigen Pfarrers Sebastian Lorenz am 8. September 1953 folgte am 21. Oktober 1953 als Pfarrverweser Engelbert Schneider aus Schonach. Bereits Pfarrer Lorenz dachte nach 1945 an eine Erweiterung der alten Kirche.

500 Heimatvertriebene und Flüchtlinge wurden dem Ort St. Leon zugewiesen und mussten untergebracht werden. Die Kirche war bald zu klein, und mit der Neubesetzung der Pfarrei mit Pfr. Engelbert Schneider 1954 wurde innerhalb eines Jahres ein Neubau geplant. Es war der dritte Anlauf für eine neue Kirche: Im Jahr 1910/11 war an den ersten Neubau gedacht. Das notwendige Geld war annähernd zusammen, und das alte Rathaus vor der Kirche wurde zu diesem Zweck bereits abgerissen. Mit der Inflation 1914 und der damit zusammenhängende Geldentwertung waren die Neubaupläne endgültig passé.

In Zusammenarbeit mit dem Erzbistum Freiburg und dem Pfarrgemeinderat/ Stiftungsrat fand man den erfahrenen Kirchenbauexperten und Architekten Prof. Albert Boßlet aus Würzburg für die Planung und Durchführung des Neubaus. Einen Tag vor Beginn der Abbrucharbeiten der alten Kirche feierte der Jungpriester Heinz Keller aus St. Leon noch seine Primiz und einen letzten Gottesdienst. Anschließend wurde das „Allerheiligste“ in einer bewegenden Lichterprozession mit der gesamten Bevölkerung zur Notkirche ins Josefshaus gebracht.

Am 3. Mai 1954 morgens um 7.00 Uhr begann der Abriss der alten, über 800 Jahre alten barocken Kirche. Am 6. Mai um 19.30 Uhr wurde der alte Glockenturm gesprengt. Das Heidelberger Tageblatt berichtet vom 8./9. Mai 1954: „In diesem Augenblick erreichte mich die Druckwelle der Explosion, erklärte der Fotograf. Als es schoss, war es 19.38 Uhr, der Platz war wie leergefegt. Der Kirchturm von St. Leon war in zwei Sekunden ein Trümmerhaufen. Hunderte stürmten aus Haustüren, Kellerlöchern und den Straßen, um das Ereignis der Sprengung aus nächster Nähe zu betrachten. Manch altes Mütterlein verabschiedete sich mit Wehmut von dem liebgewordenen Bau.“

Danach war innerhalb 10 Tagen der Kirchplatz mit Hilfe der St. Leoner Bevölkerung von Schutt abgeräumt. Die Arbeiten für den Neubau der Kirche schritten zügig voran und am 20. Juni 1954 war die Grundsteinlegung durch Kapitularvikar Dr. Hirt Freiburg, mit den bedeutenden Worten: „Ihr sollt Zeuge sein dieses eures Gotteshauses.“

2000 Menschen (Heidelberger Tageblatt 1954) wohnten – bei strahlendem Sonnenschein – andachtsvoll den Weihehandlungen bei. In den Grundstein wurde ein Kupferkessel mit einer Urkunde, eine verfasste Ortsgeschichte mit aktuellem Zeitgeschehen, eine Tageszeitung, Konradsblatt, der Feuerreiter, Bilder der alten Kirche und verschiedene Geldmünzen eingelegt und mit der Deckplatte des Grundsteins eingemauert.

Unaufhaltsam und mit großer Energie schritt der Neubau voran, sodass am 8. August 1954 das Richtfest der neuen Kirche gefeiert wurde.

Der Reiterverein brachte mit Pferdegespann zwei Richtbäume auf den Platz. Der Erste für den Turm und der Zweite für das Langhaus. Die Zimmerleute in ihren Trachten befestigten dieselben und riefen den Richtspruch aus: „Seht der Richtbaum ziert das Dach … und den Dom zu St. Leon“. Am folgenden Sonntag versammelte sich die Bevölkerung im Festzelt bei der Schule zu einem Kirchenbasar.

Die vorläufige Benediktion (Einsegnung) der neuen Kirche fand am 14. November 1954 durch Dekan Stäckler aus Nußloch statt. Nach der Einführungspredigt wurde die erste feierliche Messe am neuen Altar gefeiert.

Für die katholischen Gläubigen in St. Leon bedeutete der Kirchenneubau auch viele persönliche Opfer. Mit sonntäglichen Geldsammlungen verbunden mit größeren und kleineren Spenden für Kirchenfenster und Bänke etc. waren lange Zeit ehrenamtliche Helfer der Pfarrgemeinde unterwegs.

Die Rhein-Neckar-Zeitung vom 24./25. September 1955 titelt: „Kirchweihe und Firmung in St. Leon – gewaltige Leistung einer kleinen Gemeinde findet ihre Krönung.“

Der 25. September 1955 war der große Tag der St. Leoner Bevölkerung. Unter großer Begeisterung und Freude findet die Konsekration (liturgische Weihe) der Kirche durch Erzbischof Dr. Eugen Seiterich statt. Die Einsegnung fand nach einem uralten Ritus in sechs Teilen statt. Nach dreimaligem Umgang um die Kirche rief der Bischof: „Öffnet ihr Fürsten eure Tore, hebt euch, ewige Tore, einziehen will der König der Heerscharen“. Nach der Zeremonie und der Weihe des Reliquiengrabes feierte Pfarrer Schneider die erste heilige Messe nach der Kirchweihe. Am Nachmittag um 16.00 Uhr spendete der Erzbischof den Firmkindern das Sakrament der Firmung. Ein Festessen im „Hirsch“ fand den krönenden Abschluss der Feierlichkeiten.

Die Kirche wurde im Stil einer Basilika erbaut. Über dem Hauptportal in einer rundbogigen Nische steht eine vier Meter hohe Reliefplastik des Kirchenpatrons Papst Leo I. der Große, Orts- und Kirchenpatron von St. Leon.

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Ausgabe 47/2024

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