Heimat- und Kulturverein e. V.
74238 Krautheim
NUSSBAUM+
Kultur

75 Jahre Krautheimer Herbstmesse

Diesen Herbst jährt sich zum 75. Mal die Krautheimer Herbstmesse. Sie knüpft dabei an eine langjährige Markttradition in Krautheim an. Seit dem 16....

Diesen Herbst jährt sich zum 75. Mal die Krautheimer Herbstmesse. Sie knüpft dabei an eine langjährige Markttradition in Krautheim an. Seit dem 16. Jahrhundert sind Märkte in Krautheim nachgewiesen, so der Andreas-Jahrmarkt, der Mathäusmarkt aus dem im Laufe der Zeit der St. Magdalena-Markt wurde und der Andreasmarkt im November. Die beiden letztgenannten Märkte gab es noch bis 1936. Alle diese Märkte fanden auf dem Marktplatz in Krautheim-Berg statt und waren immer auch mit „Tanzlustbarkeiten“ verbunden.
Genau genommen begann die Herbstmesse schon ein Jahr früher. Der damalige Bürgermeister Gustav Meyer schlug nämlich bereits am 17. Juli 1948 dem Gemeinderat vor, im Herbst 1948 eine Gewerbe- und Landwirtschaftsausstellung durchzuführen, dem der Gemeinderat auch sofort zustimmte. Bürgermeister Meyer wollte damit nach dem Krieg den Handel und das Gewerbe in Krautheim wieder beleben und stärken und auch der Bevölkerung nach einer langen Zeit der kriegsbedingten Entbehrungen wieder Freude und Zuversicht vermitteln. Vom 10. Oktober bis 17. Oktober 1948, also eine ganze Woche, fand diese, jetzt als Heimat- und Kulturwoche bezeichnete Messe mit Ausstellung von Handwerk, Gewerbe und Landwirtschaft unter der Schirmherrschaft von Landrat Schmerbeck statt. Ein vielseitiges Programm führte durch diese Festwoche. Vor allem der Kulturbereich wurde großgeschrieben. Das Schauspiel „Cunrad von Crutheim“ vom Krautheimer Heimatdichter Rudolf Weber wurde im Gemeindesaal aufgeführt. Beim Jugendtag gab es das Theaterstück „Mittsommernachtstunde“. Konzertabende, ein fröhlicher Abend mit der Krautheimer „Kleinkunstbühne“ und ein bunter Nachmittag unter dem Thema „Für jeden etwas“ mit Krautheimer Künstlern und Vereinen rundeten das Programm ab. Aber auch die Bauern und der Bezirks- und Obstbauverein hielten ihre Kundgebungen ab. Die Landestagung der Polizeikommissare von Baden und Württemberg unter Beisein des Innenministers sowie eine Bürgermeister- und Ratschreibertagung gaben der Veranstaltung auch einen offiziellen Charakter. Daneben fanden Sportwettkämpfe statt und natürlich war an jedem Tag Volksfestbetrieb. Insgesamt besuchten fast 6.000 Personen die Ausstellung. Die Rhein-Neckar-Zeitung zollte in ihrer Ausgabe vom 29. Oktober 1948 dieser Festwoche und dem Programm große Anerkennung.
Am 2. Juni 1949 genehmigte das Regierungspräsidium Karlsruhe die künftig jährlich stattfindende Herbstmesse offiziell. 1949 konnte die Stadt während der Festwoche schon über 10.000 Besucher empfangen. Es gab einen Tag der Landjugend und den Tag der Vertriebenen. Ein großer Festumzug fand am Sonntag zu Beginn der Messe statt. Die Rhein-Neckar-Zeitung berichtete in ihrer Ausgabe vom 29. Oktober 1949:

Noch einmal kamen am letzten Tag der Herbstmesse Tausende nach Krautheim. Die Kleinkunstbühne brachte am Nachmittag noch einmal das Luststück „Die Welt geht unter …“ im Gemeindesaal zur Aufführung.
Als glänzender Schlusspunkt fand am Abend eine Schlossbeleuchtung mit Feuerwerk statt. Die Aussteller sprachen von einem großen Erfolg.
Im darauffolgenden Jahr 1950 diente die Herbstmesse als Rahmen eines überaus bedeutenden Ereignisses für die Stadt Krautheim. Das 1935 verlorene Stadtrecht wurde in einem feierlichen Festakt zu Beginn der Herbstmesse wieder verliehen. Präsidialdirektor Kistner vom Regierungspräsidium Karlsruhe bezeichnete diese Stadtrechtverleihung als Wiedergutmachung und Verpflichtung auf eine stolze Tradition. Von 1306 bis 1935 war Krautheim ja bereits offiziell Stadt. Auch in den folgenden Jahren war die Herbstmesse immer Anlass für besondere kommunale Ereignisse, so unter anderem 1957 die Einweihung der Stadthalle, 1965 die Einweihung des Lagerhauses, 1967 die Einweihung des Johanniterhauses, 1974 das Richtfest am Kirchenneubau, 1976 die Einweihung der Großsporthalle, 1978 die Eröffnung des Johannitermuseums.
Bis 1952 dauerte die Herbstmesse jeweils eine Woche, danach bis heute nur noch ein Wochenende bzw. von Freitag bis Montag. Die Messestandorte wechselten mehrmals. Vom Gelände, auf dem jetzt das Werk der Firma Wöhrle steht, über den damals noch unbebauten Standort im heutigen Schulhof, der deswegen so groß gehalten und asphaltiert wurde, bis zum jetzigen Standort an der Altkrautheimer Straße.
Der Charakter der Krautheimer Herbstmesse hat sich in den vergangenen 75 Jahren nur wenig verändert.
Sie ist immer noch Volksfest, Krämermarkt und Vergnügungspark in einem. Einen Festumzug gibt es allerdings nur noch zu besonderen Anlässen. Was Bestand bis heute hat, sind die Geselligkeit, das Treffen und der Kontakt mit Bekannten und die große Magnetwirkung dieser Veranstaltung für die Menschen im Jagsttal und den angrenzenden Regionen. Es bleibt zu wünschen, dass es dieses Jagsttaler Volksfest noch viele Jahrzehnte geben und auch die nachfolgenden Generationen begeistern und ihnen Freude bereiten wird.

Festzugswagen „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ beim großen Märchenumzug 1961 Wolfgang Weirether
Literatur- und Bildnachweise
Wilhelm Walz: Die Chronik der Stadt Krautheim
Eugen Sternad: Geschichtliches zum 48. Jagsttaler Volksfest – Krautheimer Herbstmesse
Jürgen Hermann Rauser: Krautheimer Heimatbuch
Helmut Müller: Bildarchiv

Anhang
Dokument
Erscheinung
Amts- und Mitteilungsblatt Stadt Krautheim
NUSSBAUM+
Ausgabe 27/2024

Orte

Krautheim

Kategorien

Kultur
von Heimat- und Kulturverein e. V.
05.07.2024
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto