NUSSBAUM+
Soziales

75 Jahre VdK Ortsverband Affalterbach-Erdmannhausen

75 Jahre nach der Gründung konnte der VdK Ortsverband Affalterbach-Erdmannhausen 2024 mit geladenen Gästen und Mitgliedern sein Jubiläum feiern. Die...
Foto: Roland Pfersich

75 Jahre nach der Gründung konnte der VdK Ortsverband Affalterbach-Erdmannhausen 2024 mit geladenen Gästen und Mitgliedern sein Jubiläum feiern.

Die erste Vorsitzende Claudia Koch begrüßte die anwesenden Gäste; neben dem Bürgermeister der Gemeinde Affalterbach Steffen Döttinger und dem Kreisvorsitzenden des VdK Ludwigsburg Bernhard Gärtner waren Vertreter der Kirchen, Vereine, des DRK und der Feuerwehr sowie Vertreter aus den umliegenden VdK Ortsverbänden der Einladung gefolgt.

Nach einer Stärkung mit Kaffee und Kuchen überbrachte Bürgermeister Döttinger die Glückwünsche und eine finanzielle Zuwendung der Gemeinde Affalterbach. Er berichtete über die Auswirkungen des 2. Weltkrieges auf seine Familie und lobte die Fürsorge und die Beratungskompetenz, die der VdK seinen Mitgliedern über viele Jahrzehnte entgegenbringt.

Der Kreisvorsitzende des VdK Ludwigsburg hob hervor, dass der Kreisverband Ludwigsburg der mitgliederstärkste Verband in Baden-Württemberg ist und seinen Mitgliedern über die Rechtsberatung schon viele Millionen Euro erstritten hat – Gelder, die den Mitgliedern rechtlich zustanden und die von der Verwaltungsseite erst mal abgelehnt worden waren. Er betonte, dass soziale Gerechtigkeit und Barrierefreiheit noch lange keine Normalität in der heutigen Zeit sind.

Die 1. Vorsitzende Claudia Koch erzählte dann anschließend in ihrer Festansprache speziell über die Ortsverbände Affalterbach und Erdmannhausen: Die Gründung des VdK Affalterbach fand im Jägerstüble mit 28 Anwesenden statt, und der damalige Bürgermeister Otto Rössle eröffnete die Versammlung und Karl Entenmann wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt. Eines der Gründungsmitglieder erzählte auch, dass die Hälfte der Anwesenden Frauen waren – die ihren Mann und Vater ihrer Kinder und in der damaligen Zeit den Ernährer ihrer Familie im Krieg verloren hatten. Die Versammlung stand unter dem Leitwort: „Es geht um eure Renten, vereint sind auch wir Schwachen stark“.

Der damalige Landesverband nannte sich „Verband der Körperbeschädigten, Sozialrentner und Hinterbliebenen für Württemberg und Baden“.

Der Ortsverband Erdmannhausen wurde auch Ende der 40er Jahre gegründet. Vorsitzende in den ersten Jahren waren Paul Reser, Hermann Rebstock, Gottlob Knie, Erwin Wenk. Herr Wenk war bis in die 1980er und 1990er Jahre Vorsitzender und selbst kriegsversehrt.

Die Ortsverbände waren damals auch das Informationszentrum für die Kriegsversehrten und Kriegswitwen. So wurden im Jahre 1951 außerordentliche Versammlungen durchgeführt, bei der die Mitglieder über das Bundesversorgungsgesetz von 1950 informiert wurden – das war die rechtliche Grundlage für die Witwenrenten, Waisenrenten, Renten für Kriegsversehrte – also für Kriegsopfer.

Ab dem Jahr 1954 gab es ein Mitteilungsblatt des Landesverbandes für alle Mitglieder- in der damaligen Zeit sehr wichtig, um rechtliche Änderungen schnell bei den Mitgliedern bekanntzumachen. Das kann man sich heute in der Zeit von E-Mail und Smartphone nicht mehr vorstellen!

Bei der Generalversammlung im Jahr 1954 wurde vom harten Kampf des VdK wegen der Erhöhung der Grundrente berichtet. Außerdem gab es ab dem 1.1.1954 ein Sozialgerichtsgesetz.

Nach Recherchen in den Protokollbüchern waren die Aktivitäten der Ortsverbände aber auch gesellschaftlicher Natur und fanden großen Zuspruch. So wurden jedes Jahr diverse Feste mit umfangreichem Programm wie Theateraufführungen und Verlosungen gefeiert und gemeinsame Ausflüge unternommen. Damals gab es genug Mitglieder und auch Nicht-Mitglieder, die gerne in der Theatergruppe mitspielten und es gab jährliche Vorstellungen – 3-Akter und Ein-Akter, die bis in die 70er Jahre immer gut besucht waren. Die Veranstaltungen in Erdmannhausen fanden in der alten Halle beim GSV-Vereinsheim statt: Die Halle hatte auch eine Bühne – ähnlich der Affalterbacher Lemberghalle. Die ersten Veranstaltungen in Affalterbach mit 250 Leuten waren im Saal des Ochsen. Es wurden von Erdmannhausen auch Urlaube in VdK-Heimen, die behindertengerecht waren, organisiert.

In den Protokollen von Affalterbach liest man ab der 80er Jahre, dass das Interesse der Mitglieder an einer Funktion oder an der Mitgestaltung der Weihnachtsfeier stark nachgelassen hat. Die Affalterbacher brachten aus eigener Kraft keinen Beitrag – z. B. ein Theaterstück zustande.

Dafür wurde die Erdmannhäuser Theatergruppe nach Affalterbach eingeladen und gestaltete gegen eine geringe Entschädigung die Jahresfeier. Man kaufte dann auch mal für 100 Mark Geschenke für die Tombola, weil es keine privaten Spenden gab.

Mitglieder aus Erdmannhausen haben mir auch von tollen Ausflügen zum 1. Mai erzählt. Da ging es mit Bussen in die nähere und weitere Umgebung. Aus Affalterbacher Unterlagen wissen wir, dass es auch mal nach Füssen ging: Abfahrt 4 Uhr morgens!

Der Vorstand Erdmannhausen traf sich oft privat beim „Büttel“ Adolf Ziegler, der auch Kassierer war.

An Weihnachten gab es eine große Tombola mit Dingen aus privaten Spenden oder von Geschäftsleuten gespendet. Diese Veranstaltungen waren in Erdmannhausen und in Affalterbach sehr beliebt; da kamen dann schon mal 250 Besucher zusammen, um zu feiern.

Mitte der 80er Jahre war ein starker Mitgliederschwund zu verzeichnen: Die Kriegsopfer starben – der VdK wandelte sich vom Verein für Kriegsversehrte zum größten Sozialverband Deutschlands.

In den Affalterbacher Unterlagen fanden wir heraus, dass bis Ende der 90er Jahre Herr DicentaVorsitzender war: Er wurde krank und konnte das Amt nicht mehr ausüben. Affalterbach war dann einige Jahre ohne Vorstand, bis Frau Ursel Volz Ende der 90er Jahre den Vorsitz übernahm. Auf sie folgte Herr Olaf Heinrich, der 10 Jahre den Vorsitz hatte. Dann wurde ich Vorsitzende.

In Erdmannhausen war in den letzten Jahren Herr Amschler Vorsitzender – auch er ein langjähriges Mitglied; er konnte aus gesundheitlichen Gründen aber die Funktion nicht mehr wahrnehmen. Der Ortsverband war dann auch einige Jahre ohne Vorstand. Dann wurde aus Mangel an Ehrenamtlichen die Zusammenlegung beschlossen, der beide Ortsverbände mit großer Mehrheit zustimmten.

Und wir als Ortsverband Affalterbach-Erdmannhausen versuchen, unseren Mitgliedern erste Hilfestellung im Dschungel des Sozialrechts zu geben, verweisen sie an die ehrenamtlichen Berater in Ludwigsburg oder auch an die Rechtsberatung des VdK Ludwigsburg.

Das war ein kleiner Abriss der Geschichte der beiden Ortsverbände, die sich sehr ähneln.

Der VdK wurde seinerzeit gegründet, um die verheerenden Kriegsfolgen für die betroffenen Menschen zu lindern. Daraus ergibt sich für mich die Verpflichtung des VdK, sich für Frieden im aktuellen Weltgeschehen einzusetzen.

Ich persönlich bin aus Überzeugung gegen die Militarisierung und die immense Aufrüstung. Die Milliarden, die dort für Waffen verplant werden, sollten besser für die Erhöhung von niedrigen Renten und der Verbesserung des teilweise maroden Gesundheitssystems ausgegeben werden.

Anschließend fand die Ehrung langjähriger Mitglieder statt: Das silberne Treueabzeichen für 10 Jahre Mitgliedschaft erhielten Andrea Hönig, Wolfgang Koch und Beate Reichle. Das goldene Treueabzeichen für 25 Jahre Mitglied erhielt Heinz Ruoff.

Das goldene Treueabzeichen für 40 Jahre Mitgliedschaft wurde Jutta Bässler überbracht.

Es war eine rundum gelungene Veranstaltung, die nach gutem Essen und Trinken und nach angeregten Gesprächen und ausgetauschten Erinnerungen gemütlich ausklang.

Claudia Koch, 1. Vorsitzende

Erscheinung
Amtsblatt Affalterbach
NUSSBAUM+
Ausgabe 19/2024
von Sozialverband VdK, Ortsverband Affalterbach - Erdmannhausen
08.05.2024
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
Orte
Affalterbach
Kategorien
Panorama
Soziales
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto