Kommunalpolitik

8. Mai 1945: Tag der Befreiung

Die traditionelle Gedenkfeier des Ettlinger Bündnis gegen Rassismus und Neonazis anlässlich des Tages der Befreiung fand am Mittwoch, 7. Mai, am Zwangsarbeiter*innenmahnmal...
Foto: Ettlinger Bündnis gegen Rassismus und Neonazis

Die traditionelle Gedenkfeier des Ettlinger Bündnis gegen Rassismus und Neonazis anlässlich des Tages der Befreiung fand am Mittwoch, 7. Mai, am Zwangsarbeiter*innenmahnmal auf dem Ettlinger Friedhof statt. Gekommen waren 50 Bürger*innen.

Am 8. Mai 1945 wurde mit dem militärischen Sieg der alliierten Armeen Europa von der faschistischen Barbarei befreit. In Ettlingen waren bereits am 4. April 1945 französische Truppen einmarschiert. Dank gebührt der siegreichen Armee Francaise für die Befreiung Ettlingens vom Faschismus, ohne die die heutige Freundschaft gerade auch mit Epernay niemals hätte entstehen können. Dank aber auch den anderen alliierten Streitkräften, besonders der Roten Armee, die den höchsten Blutzoll zu entrichten hatte, sowie allen in der Anti-Hitler-Koalition verbundenen Kräften, des Militärs, der Partisan*innen sowie der Frauen und Männer im Widerstand.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden in Ettlingen über 3000 Menschen aus dem Ausland zur Arbeit gezwungen. Davon waren über 800 Frauen. Sie kamen aus 14 Nationen. Die meisten aus Frankreich und der Sowjetunion. Eine nicht unerhebliche Zahl verlor ihr Leben – bei Bombenangriffen, wegen fehlender Sicherheitseinrichtungen bei der Arbeit, durch Krankheiten in den Lagern oder durch Tötungen. Viele Kinder von Zwangsarbeiterinnen wurden nur wenige Tage oder Monate alt. Am übelsten erging es den sowjetischen Zwangsarbeiter*innen. Als sogenannte „Untermenschen“ wurden sie bedenkenlos dem Verschleiß ausgesetzt. Die Unterbringung erfolgte in Barackenlagern, aber auch in öffentlichen Gebäuden oder Gasthäusern. 250 Arbeitgeber*innen profitierten von dieser Zwangsarbeit.

Das Gedenken des Ettlinger Bündnisses gegen Rassismus und Neonazis an die Opfer des Hitlerfaschismus gilt an diesem Ort, am Denkmal für Zwangsarbeiter*innen, das auf Initiative des Bündnisses realisiert und 2019 eingeweiht wurde, natürlich den Zwangsarbeiter*innen, aber nicht nur ihnen, sondern allen Opfern des faschistischen Regimes: den europäischen Jüd*innen, den Sinti*zze und Rom*nja, den Zeug*innen Jehovas, den Homosexuellen, den politischen Gefangenen, den Kranken und Behinderten, all denen, die die nationalsozialistische Ideologie zu Feinden erklärt und verfolgt hatte. Erinnert sei auch an diejenigen, die mutig Widerstand leisteten oder anderen Schutz und Hilfe gewährten.

In diesem Jahr standen die sogenannten Euthanasie-Opfer im Fokus der Gedenkveranstaltung. Dr. Maria Rave-Schwank, Psychiaterin und Leiterin der Regionalgruppe der Deutschen Gesellschaft für soziale Psychiatrie e.V., thematisierte in ihrer Rede die NS-Sterilisationsgesetze zur Schaffung eines „reinrassigen, gesunden Volkes“ und die unbefriedigenden Entschädigungslösungen der Nachkriegszeit sowie die Ermordung hunderttausender Patient*innen in den Vernichtungslagern, hier in Süddeutschland besonders in Grafeneck.

Dem Ettlinger Bündnis geht es aber nicht nur um Gedenken, sondern auch um Gegenwart und Zukunft. Antisemitismus, Rassismus und Faschismus darf niemals wieder eine Chance haben. Auch dem Ruf nach „Kriegstüchtigkeit“ gilt es entgegenzutreten. Die Ausladung von Russ*innen bei Gedenkfeiern hält das Bündnis für eine Form von Geringschätzung, eher Feindseligkeit, da die von Deutschen ermordeten sowjetischen Frauen und Männer nicht die geringste Schuld an dem derzeitigen Krieg haben. Ziel muss eine europäische Friedensordnung auch mit Russland sein!

Das Gedicht von Wolfgang Borchert „Dann gibt es nur eins!“, vorgetragen von Mitgliedern des Ettlinger Bündnisses gegen Rassismus und Neonazis, forderte „Sagt NEIN! Mütter sagt NEIN!“ zu Aufrüstung und Kriegsvorbereitung.

Musikalisch umrahmt wurde das Gedenken von Helga Betsarkis mit dem Akkordeon.

Foto: Ettlinger Bündnis gegen Rassismus und Neonazis
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Amtsblatt Ettlingen
Ausgabe 20/2025
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