Mit drei intensiven Konzertabenden in der Alten Synagoge Leutershausen hat sich das 9. Hirschberger Liedfest eindrucksvoll als feste Größe im regionalen Kulturleben behauptet. Das von Pianist und Festivalleiter Alexander Fleischer gegründete Festival widmet sich dem Kunstlied in all seiner Vielschichtigkeit – ein Format, das erneut durch klug kuratierte Programme, hochkarätige Künstler und die besondere Atmosphäre des Aufführungsorts überzeugte.
Zum Auftakt am Freitag präsentierten Christina Landshamer und Alexander Fleischer unter dem Titel „Abendrot“ ein Programm, das ganz der Spätromantik gewidmet war. In Werken von Richard Strauss und Ludwig Thuille gestaltete Landshamer mit klarer, fein nuancierter Sopranstimme ein musikalisches Panorama zwischen Licht und Abschied. Besonders der Zyklus „Vier letzte Lieder“ von Strauss verlieh dem Abend emotionale Tiefe. Unterstützt wurde sie von Fleischers klangfarbenreichem, mitdenkendem Klavierspiel – ein Zusammenspiel, das den Raum fast sakral erfüllte und die Zuhörer tief berührte.
Am Samstagabend führte Olivia Vermeulen mit Fleischer am Klavier unter dem Motto „Les nuits d’été“ durch einen Liederabend, der romantische Schwärmerei mit melancholischer Reflexion verband. Mit Werken von Schubert, Wolf, Berlioz und Mahler zeigte Vermeulen eine beeindruckende stimmliche Bandbreite und interpretatorische Tiefe – besonders in Berlioz’ gleichnamigem Liederzyklus und in Mahlers „Abschied“ aus „Das Lied von der Erde“, der in dieser kammermusikalischen Fassung neue Wirkung entfaltete. Auch hier zeigte sich Fleischer erneut als einfühlsamer und dramaturgisch kluger Partner am Flügel.
Den Abschluss gestaltete Tenor Maximilian Schmitt am Sonntag mit Schuberts Zyklus „Die schöne Müllerin“. Schmitt, mit großer Bühnenerfahrung im Opernfach, gestaltete die tragische Geschichte des Müllerburschen mit emotionaler Intensität und klarem dramatischen Bogen. Alexander Fleischer begleitete ihn dabei nicht nur technisch souverän, sondern verstärkte die dramatische Wirkung durch klug gesetzte Pausen und eigene interpretatorische Akzente.
Inhaltlich verbanden alle drei Abende zentrale Themen des Kunstlieds: Liebe, Verlust, Tod, aber auch Hoffnung – oft nur in leiser Andeutung. Dass auch weniger bekannte Werke zur Aufführung kamen, unterstreicht die ambitionierte programmatische Ausrichtung des Festivals. Die intime Atmosphäre der Alten Synagoge, der hohe künstlerische Anspruch und die außergewöhnliche Nähe zwischen Publikum und Künstlern machten das Liedfest einmal mehr zu einem besonderen Erlebnis.
Mit Künstlerpersönlichkeiten wie Christina Landshamer, Olivia Vermeulen und Maximilian Schmitt sowie einem herausragenden Pianisten wie Alexander Fleischer ist das Hirschberger Liedfest auf einem Niveau angekommen, das Vergleiche mit großen Festivals wie etwa dem Heidelberger Frühling nicht zu scheuen braucht. Die Vorfreude auf das 10-jährige Jubiläum im kommenden Jahr ist berechtigt – denn das Hirschberger Liedfest hat einmal mehr bewiesen, wie lebendig und gegenwärtig das Kunstlied sein kann. (red)