925 Jahre Ersterwähnung von Asbach

Lebendiges und lebenswertes Kraichgaudorf – bewegte Ortsgeschichte Seit 1973 gehört das 884-Seelen-Dorf Asbach zur Gemeinde Obrigheim und wurde erstmalig...
Postkarte Asbach: Die historische Luftbildaufnahme stammt aus dem Jahre 1935.
Vor 925 Jahren wurde Obrigheims Ortsteil Asbach erstmalig urkundlich erwähnt. Die historische Luftbildaufnahme stammt aus dem Jahre 1935.Foto: Repro: Achim Haag

Lebendiges und lebenswertes Kraichgaudorf – bewegte Ortsgeschichte

Seit 1973 gehört das 884-Seelen-Dorf Asbach zur Gemeinde Obrigheim und wurde erstmalig vor 925 Jahren urkundlich erwähnt.

Die kleine Siedlung Asbach (frühere Schreibweise „Aspach“) wurde wahrscheinlich zwischen 800 und 1000 n. Chr. besiedelt und gehört zu den sogenannten Ausbauorten der zweiten Besiedlungsphase der Franken. Im Jahre 1100 taucht Asbach in einer Schenkungsurkunde erstmalig urkundlich auf. Am 6. Januar 1100 stiftete Johannes I. Bischof zu Speyer Teile seines Besitzes, darunter auch „Aspach“, dem von im gegründeten Kloster „Sunnesheim“ (Sinsheim).

Im 13., 14., und 15. Jahrhundert hatten hauptsächlich die Herren von Helmstatt die Asbacher Ortsherrschaft inne. Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts besaßen auch die Ritter von Obrigheim und die Herren von Hirschhorn Teile von Asbach. Durch eine kriegerische Auseinandersetzung verlor 1462 Wiprecht von Helmstatt Burg und Dorf an den Kurfürsten Friedrich I.; Asbach kam unter kurpfälzische Landeshoheit, und 1525 erhielt Wilhelm von Habern das Dorf als Lehen von der Kurpfalz übertragen. Der letzte Lehensherr war Hans von Habern. Sein Tod im Jahre 1565 bedeutete auch gleichzeitig das Aussterben des Adelsgeschlechtes derer von Habern. Asbach wurde nicht mehr verliehen, verblieb bei der Kurpfalz als sogenanntes „Eigendorf“ und wurde unter der Verwaltung des pfälzischen Amtes Dilsberg gestellt. 1618 brach der Dreißigjährige Krieg aus und Asbach wurde oft und schwer von durchziehenden Truppen in Mitleidenschaft gezogen. 1633 verließ Schultheiß (Bürgermeister) Caspar Wannenmacher als letzter Einwohner das Dorf und verzog nach Mosbach. Die Ortschaft war verlassen, ausgeplündert und bis auf drei baufällige Häuslein niedergebrannt. Erst 16 Jahre später im Jahre 1649 wagte sich der einstmals letzte Einwohner als Erster wieder nach Asbach. Die Neubesiedlung von Asbach glückte und die Einwohnerzahl stieg rasch an. 1727 hatte Asbach 140, im Jahre 1784 348 und im Jahre 1802 442 Bewohner.

Johann Goswin Widder beschreibt in seinem Buch von 1878 „Versuch einer vollständigen Geographisch-Historischen Beschreibung der Kurfürstlichen Pfalz am Rheine“ das damalige Asbach als ein „Ein mittelmäßiges Dorf im Elsenzgaue, sechs Stunde von Heidelberg, gränzet gegen Osten an Obrigheim im Oberamte Moßbach; gegen Süden an Bargen; gegen Westen an Dautenzell; gegen Norden an Aglasterhausen und Breitenbrunn.“

Im Jahre 1803 kam Asbach über das kurpfälzische Oberamt Heidelberg an die Markgrafschaft Baden-Durlach, aus dem 1806 das Großherzogtum Baden hervorging. Asbach wurde dem Amt Neckarschwarzach und 1849 dem Bezirksamt Mosbach zugewiesen, das 1938/1939 in Kreis Mosbach umbenannt wurde.

Not und Trauer brachten der Asbacher Bevölkerung die beiden Weltkriege 1914 – 1918 und 1939 – 1945. Nach dem 2. Weltkrieg fanden viele Flüchtlinge und Vertriebene vor allem aus Osteuropa eine neue Heimat in Asbach und bauten sich hier eine lebenswerte Existenz auf. Die Gemeinde Asbach blieb bis zum 31. Dezember 1972 selbstständig. Aufgrund der Kreis- und Gemeindereform stimmten 87,5 Prozent der Asbacher stimmberechtigten Bürger für eine Eingliederung nach Obrigheim. Die Eingliederungsvereinbarung wurde am 27. März 1972 unterzeichnet und am 1. Januar 1973 durch die Genehmigung des Regierungspräsidiums Nordbaden rechtswirksam. Die Gemeinde Obrigheim besteht seitdem aus den Ortsteilen Obrigheim, Mörtelstein (bereits seit 1971 eingegliedert) und Asbach.

Im Jahre 1977 erhielt Asbach eine Kleinturnhalle mit Bewirtungsraum und 1979 wurde ein neuer Rasenfußballplatz fertiggestellt. Ende der 1980er-Jahre fand eine große Ortssanierungsmaßnahme statt. Am 23. August 1992 wurde die Neugestaltung der Ortsstraße feierlich der Bevölkerung im Rahmen eines Dorffestes übergeben. Im Zuge der Ortssanierung wurde das alte Schulhaus komplett saniert und zu einem Vereinshaus umfunktioniert. Durch die Schaffung von Neubaugebieten „In der Lücke und Pfarrwaldstraße“, im Bereich „Große Gärten und Fliederstraße“ sowie 21 neuen Bauplätzen im Gebiet „Hofäcker“ wurden gute Voraussetzungen geschaffen, dass junge Familien sich in dem kleinen Ort eine neue Zukunft aufbauen konnten bzw. können.

Leider vollzog sich in den letzten 25 Jahren, wie in vielen kleinen Dörfern der Region, eine Verschlechterung der dörflichen Infrastruktur mit ortsansässigen Geschäften, Gaststätten und Handwerkern. So gibt es in Asbach kein Lebensmittelgeschäft mehr und auch beide Bankfilialen wurden geschlossen. Von den ehemals fünf Gasthäusern „Sonne“, „Löwe“, „Adler“, „Hirsch“ und „Bistro Cinema“ sind nur noch schöne Erinnerungen übrig geblieben. Lobenswert ist der Erhalt des evangelischen Kindergartens mit zwei Betreuungsgruppen.

Asbach hat sich in den letzten 70 Jahren von einem Bauern- und Handwerkerdorf zu einer Wohngemeinde mit 884 Einwohnern – davon 454 männlich und 430 weiblich, 168 unter 18 Jahre (Stand 31.12.2024) – verändert. Nur noch zwei Familien betreiben als Haupterwerb eine Landwirtschaft. Doch trotz der Veränderungen in der Gesellschaft und in der Politik hat es die Bevölkerung geschafft, Traditionen zu erhalten und auf der anderen Seite den Neuerungen der Zeit aufgeschlossen gegenüberzustehen. Die Bürgerinnen und Bürger blicken stolz auf ihren Ort Asbach.

Anfang Juli verstarb völlig überraschend mit nur 55 Jahren Obrigheims Bürgermeister Achim Walter. In einer bewegenden Trauerfeier nahm auch der Ortsteil Asbach Abschied von seinem geschätzten Gemeindeoberhaupt. Das geplante Dorffest am 26./27. Juli mit den Feierlichkeiten zur Ersterwähnung wurde abgesagt.

von Achim Haag

Erscheinung
Obrigheimer Nachrichten
NUSSBAUM+
Ausgabe 30/2025
von Gemeinde Obrigheim
23.07.2025
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