Adventure Bikes verabschiedet sich

Ein Kapitel voller Herzblut geht zu Ende – Schockierende Nachricht und das Ende einer Ära Bad Wildbad steht vor einem tiefen Einschnitt in seine touristische...
Blick in den Laden (ehemaliges Schwimmbad Bad Wildbad)
Adventure Bikes war mehr als nur ein Fahrradladen: Das Geschäft schließt seine Türen zum Jahresende 2025.Foto: Adventure Bikes

Ein Kapitel voller Herzblut geht zu Ende – Schockierende Nachricht und das Ende einer Ära

Bad Wildbad steht vor einem tiefen Einschnitt in seine touristische und sportliche Szene: Der Adventure-Bikepark auf dem Sommerberg und der dazugehörige Radladen Adventure Bikes, der sich im ausgedienten städtischen Hallenbad in der Paulinenstraße – dort auch als „Hallenrad“ bekannt – befindet, stellen ihren Betrieb zum 31. Dezember 2025 ein. Die Entscheidung, die überraschend kam und nicht von den operativ Verantwortlichen Alexander Heselschwerdt und Heiko Rittmann getroffen wurde, bedeutet das Ende eines Betriebs, der für Biker, Familien, Besucher und Einheimische weit mehr war als nur ein gewöhnlicher Fahrradladen und ein wichtiges touristisches Aushängeschild der Stadt.

Die unerwartete Entscheidung des Investors

Die Nachricht, die Alexander Heselschwerdt am Sonntagabend per Pressemitteilung bekannt gab, schlug ein wie eine Bombe. Er erklärte, dass die Entscheidung zur Betriebseinstellung auf ihren Investor zurückgehe und ihnen kurzfristig mitgeteilt wurde. Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung der Fahrradbranche sowie struktureller Bedingungen sei eine Fortführung des Geschäftsbetriebs nicht mehr möglich gewesen, weshalb allen vier Vollzeitmitarbeitern zum Jahresende gekündigt wurde. Jener Investor ist Volker Gairing, Geschäftsführer der BVA-Gruppe, der im Jahr 2023 in den Bikepark-Betrieb eingestiegen war, als Heselschwerdt und sein Geschäftspartner Heiko Rittmann Insolvenz anmelden mussten. Gairing, der sich in der Region auch um den Umbau des Hotels Valsana bemüht, bestätigte die Schließung des Radladens und die Kündigungen gegenüber der Presse. Zur Zukunft des Bikeparks äußerte er sich indes noch offen und kündigte Gespräche mit der Stadt an, da es in irgendeiner Weise weitergehen solle.

Die operative Leitung hingegen sieht die Situation anders. Heselschwerdt führte aus, dass der Vertrag mit der Stadt für den Bikeparkbetrieb zwar Anfang des Jahres automatisch um weitere fünf Jahre verlängert worden sei, die Zukunft nun aber unklar sei.

Vielschichtige Ursachen: Marktkrise trifft auf strukturelle Probleme

Die Entscheidung, die Fortführung des Geschäftsbetriebs einzustellen, liegt laut Heselschwerdt in der wirtschaftlichen Entwicklung der Fahrradbranche sowie strukturellen Bedingungen begründet. Die Fahrradbranche befindet sich weiterhin in einer schwierigen Marktsituation, gekennzeichnet durch überfüllte Lager, Preisrückgänge und eine deutliche Verschiebung des Kaufverhaltens hin zum Onlinehandel, was viele stationäre Händler unter Druck setzt. Beim Bikepark selbst kamen strukturelle Herausforderungen hinzu, die kaum ein kommerzieller Betreiber allein stemmen kann. Dazu zählen ein hoher Personalaufwand, die Notwendigkeit regelmäßiger Instandhaltungsarbeiten, steigende Sicherheitsanforderungen und vor allem die Problematik des Bergauf-Transports und der Lift-Infrastruktur. Bereits ein von ihren Vorgängern übernommener maroder Skilift hatte in der Vergangenheit zu gerichtlichen Auseinandersetzungen geführt. Trotz intensiver Bemühungen, so Heselschwerdt, sei es nicht gelungen, eine wirtschaftlich stabile Basis für die Zukunft zu sichern.

Ein Herzensprojekt: Das Ende eines Lebensabschnitts

Für Alexander und Heiko war Adventure Bikes kein kurzfristiges Projekt, sondern ein langfristiges Herzensprojekt. Sie hätten gerne weitergemacht, doch die Entscheidung des Investors führte dazu, dass aus dem geplanten Sortimentswechsel innerhalb weniger Wochen ein kompletter Ausverkauf wurde. Die Schließung steht für sie für das Ende eines Lebensabschnitts, den sie mit Leidenschaft, Mut und Ausdauer geprägt haben. Sie waren die Gesichter des Parks, unter deren Regie hochkarätige Radsportveranstaltungen wie die Enduro-Rennserie mit rund 650 Teilnehmern in Bad Wildbad stattfanden. Heselschwerdt zeigte sich tief bestürzt von der Entwicklung: „Der Bikepark war ein Herzensprojekt, er war unser Leben. Die Schließung fühlt sich einfach falsch an. Es ist, als würde ein Teil von uns sterben.“

Der unsichtbare Einsatz: Harte Arbeit abseits der Saison

Was viele Besucher nicht sehen, ist der immense Aufwand, der hinter den unbeschwerten Sommertagen steckt. Der Bikepark ist ein Ganzjahresjob: Hinter den Öffnungstagen von März bis November steht vor allem die harte, kaum sichtbare Winterphase. Während für andere die Bikesaison endete, begann für die beiden der härteste Teil ihrer Arbeit, der Streckenbau im Regen, Reparaturarbeiten im Schnee, Sicherungsmaßnahmen bei Frost und unzählige Stunden Handarbeit umfasste. Jahr für Jahr waren sie von Dezember bis Februar auf dem Berg, bei jeder Witterung, um den Park im Frühjahr sicher und fahrbereit zu machen – ein Einsatz, der Sechs-Tage-Wochen und kaum freie Wochenenden bedeutete. Jeder Meter Strecke erzählt eine Geschichte, doch diese Arbeit, die kaum jemand sieht, macht die Schließung so schmerzlich, da sie Abschied von etwas bedeutet, das tief mit ihrem Alltag verbunden war.

Reaktionen der Stadt und Suche nach neuen Modellen

Auch die Stadtspitze reagierte überrascht auf die Nachricht. Stefanie Bott, Geschäftsführerin der Touristik Bad Wildbad GmbH, erklärte, sie sei sehr überrascht gewesen und wolle zunächst weitere Gespräche führen, um die Situation auszuloten. Sie betonte, der Bikepark sei ein „wichtiger Baustein der Bad Wildbader Angebotsvielfalt, den es zu erhalten gilt.“ Bürgermeister Marco Gauger wurde ebenfalls von der Nachricht überrascht und bat die Öffentlichkeit um Geduld. Die Zukunft des Bikeparks ist derzeit offen. Gemeinsam mit der Stadt werden nun Wege geprüft, wie der Park weiterhin bestehen kann, da ein rein kommerzieller Betreiber die hohen Kosten kaum allein stemmen kann. Deshalb stehen neue Modelle im Raum, darunter ein Vereinsbetrieb oder eine Community-basierte Struktur, wie sie in anderen Städten bereits erfolgreich funktionieren.

Abschied mit Dankbarkeit und dem Wunsch nach Weiterleben

Bis kurz vor Jahresende läuft der Ausverkauf im Laden weiter. Was danach kommt, ist offen. Vielleicht entsteht eine Werkstatt, vielleicht übernimmt jemand den Laden, vielleicht öffnet sich ein völlig neuer Weg.

Trotz aller Enttäuschung blicken Alexander und Heiko mit großer Dankbarkeit auf die vergangenen Jahre zurück, dankbar für die Stammkunden, die Familien, die Touristen und die Community, die den Bikesport im Ort über viele Jahre getragen hat. Sie bleiben zuversichtlich, nicht blind, aber mit dem Glauben daran, dass Bad Wildbad stärker ist als ein einzelner Betrieb und die Bike-Community ihren Wert kennt. Adventure Bikes war viele Jahre ein Teil von Bad Wildbad — und Bad Wildbad wird immer ein Teil von Alexander und Heiko bleiben. Sie wünschen sich, dass der Spirit weiterlebt, im Glauben, dass in jedem Ende auch ein Anfang steckt, an dem eine neue Gemeinschaft entsteht, um den Bikepark weiterzutragen. (mm)

Erscheinung
Wildbader Anzeigenblatt mit Calmbacher Bote und den Amtlichen Bekanntmachungen von Enzklösterle
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Ausgabe 49/2025
von Stadt Bad Wildbad
02.12.2025
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