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Kliniklotsen: Kurzzeit-Helfer*innen in der Not „Es geht ganz schnell, dass man aus dem Krankenhaus entlassen wird“, sagt Katharina Reutter. „Und...
Wer nach einem Klinikaufenthalt noch nicht ganz alleine zu Hause zurechtkommt, kann von Katharina Reutter möglicherweise einen Kliniklotsen vermittelt bekommen.
Wer nach einem Klinikaufenthalt noch nicht ganz alleine zu Hause zurechtkommt, kann von Katharina Reutter möglicherweise einen Kliniklotsen vermittelt bekommen.Foto: rist

Kliniklotsen: Kurzzeit-Helfer*innen in der Not

„Es geht ganz schnell, dass man aus dem Krankenhaus entlassen wird“, sagt Katharina Reutter. „Und was dann, wenn man alt und nicht fit ist und alleine lebt?“ Ihre Antwort: „Dann können Kliniklotsen unterstützen.“

Die Sozialarbeiterin berichtet beim Seniorenclub Durlach über dieses Projekt, das die Diakonie Karlsruhe im Jahr 2024 für Karlsruhe und Ettlingen gestartet hat. Die Aufgabe der ehrenamtlichen Kliniklotsen sei es, Menschen nach einem Aufenthalt in einer Klinik, einer Rehabilitationseinrichtung oder nach einer Kurzzeitpflege zu unterstützen.

Individuell geplante Alltagshilfe

Acht Wochen kann diese Unterstützung dauern. Das sei, so Katharina Reutter, etwa der Zeitraum, in dem sich das Weitere entscheide: Kann der Mensch selbstständig leben oder braucht er dauerhaft Hilfe und es muss eine andere Lösung gefunden werden? Die Ehrenamtlichen könnten mehrmals in der Woche kommen. Ein einzelner Einsatz dauere bis zu drei Stunden. „Die Kliniklotsen unterstützen Betroffene durch individuell geplante praktische Hilfe im Alltag, etwa bei Botengängen, Einkäufen, Besuchen bei Ärzten oder medizinischen Einrichtungen, beim Ausfüllen von Formularen oder indem sie mit den Betroffenen Spiele spielen. Manchmal schaue man auch einfach nach dem Menschen und verbringe Zeit mit ihm."

Extras

Allerdings gebe es auch Dinge, die ein Kliniklotse, im Wesentlichen aus versicherungstechnischen Gründen, nicht tun dürfe. Pflege, hauswirtschaftliche Arbeiten, Betreuung von Haustieren und Fahrdienste seien nicht möglich. Für jeden Einsatz müsse die unterstützte Person 20 Euro bezahlen. „Wer die Mittel dazu nicht hat, wird von der Zahlung befreit“, so Katharina Reutter.

Flexibles Ehrenamt

„Kliniklotse zu sein, ist ein Ehrenamt mit viel Flexibilität“, führt sie weiter aus. „Man kann sich die Zeit frei einteilen und es ist immer auf maximal acht Wochen begrenzt.“ Das sei attraktiv. Viele Menschen würden sich gerne ehrenamtlich engagieren, jedoch nur für eine überschaubare Zeit. Dazu komme: „Beim Diakonischen Werk gibt es viele Bereiche, in die Ehrenamtliche schnuppern können“, sagt sie. „Es gibt unterschiedliche Fortbildungsangebote, die diejenigen, die das machen möchten, auf die ehrenamtlichen Aufgabe vorbereiten.“

Voraussetzungen und Aufgaben

Eine spezielle Vorbildung sei nicht nötig. Außerdem gebe es eine Aufwandsentschädigung von sieben Euro für jeden Einsatz, einen Fahrtkostenersatz „und natürlich die Wertschätzung“, so Katharina Reutter. Acht Ehrenamtliche könnten derzeit vermittelt werden. Weitere seien herzlich willkommen. „Unser Ziel ist es, in vielen Stadtteilen Kliniklotsen zu haben, damit die Wege zu den Einsatzorten kurz bleiben.“ Alleine gelassen werden die Ehrenamtlichen nicht: „Es ist immer eine hauptamtliche Ansprechpartnerin da“, so Katharina Reutter.

Immer mehr Alte allein

Wenn ein Bedarf entstehe, könnten sich die Menschen direkt an sie wenden. Auch die Sozialdienste der Einrichtungen würden sie kontaktieren, wenn jemand nach der Entlassung nicht alleine zurechtkomme. Sie besuche die betreffende Person und vermittle einen Kliniklotsen. Die beiden würden sich kennenlernen und klären, ob es passe. Je früher sich jemand an sie wende, umso besser. „Der Bedarf an Kliniklotsen wird steigen“, sagt Katharina Reutter. „Es gibt immer mehr Single-Haushalte mit alten Menschen.“ Viele hätten keine Angehörigen oder wollten diesen die Betreuung nicht zumuten. Für jüngere Menschen sei es einfacher, sich mit Freunden und dem Internet zu organisieren. (rist)

Info:

Kontakt für Menschen, die Kliniklotsen werden wollen oder welche brauchen könnten: Katharina Reutter, 0721 20397-234 mit Anrufbeantworter, nachbarschaftslotsen@dw-karlsruhe.de

Erscheinung
Grötzingen Aktuell
Ausgabe 34/2024

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von Redaktion Nussbaum
23.08.2024
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