AH in Trümmern

Die aktuelle Sonderausstellung im Schnapsmuseum „Bönnigheim unterm Hakenkreuz“ behandelt ein düsteres Kapitel Von Cosima Kroll Die Zeit...
„Bönnigheim unterm Hakenkreuz“ ist der Titel der aktuellen Sonderausstellung im Schnapsmuseum
„Bönnigheim unterm Hakenkreuz“ ist der Titel der aktuellen Sonderausstellung im SchnapsmuseumFoto: Kroll

Die aktuelle Sonderausstellung im Schnapsmuseum „Bönnigheim unterm Hakenkreuz“ behandelt ein düsteres Kapitel

Von Cosima Kroll Die Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 fand nicht nur im Geschichtsbuch, sondern auch in unserer Region statt.

Wieder einmal hat der Arbeitskreis der Historischen Gesellschaft eine beeindruckende Sammlung von Gegenständen für eine spannende Ausstellung zusammengetragen: Von Filzüberschuhen, die im Russlandfeldzug getragen wurden bis zum Klöppel der Rathausglocke, geborgen aus dem Brandschutt des Bönnigheimer Rathauses – die Liste ist lang und die Gegenstände und Geschichten dazu sind sehenswert.

Das Datum für die Ausstellungseröffnung am 6. April 2025 wurde nicht zufällig gewählt, denn auf den Tag genau vor 80 Jahren, am 6. April 1945, endete die Nazi-Herrschaft in Bönnigheim mit der Zerstörung der Stadt. Verantwortlich dafür war der Ortsgruppenleiter, der den Volkssturm vor dem Rathaus antreten ließ und den Männern die Verteidigung Bönnigheims befahl, worauf die französische Artillerie schoss. Als Bönnigheim besetzt war, schoss die deutsche Artillerie in die Stadt. 13 Einwohner kamen dabei zu Tode und fast 50 Gebäude, teils prächtige Fachwerkhäuser, brannten ab. Das 1766 unter Graf Stadion erbaute stolze Rathaus wurde ebenfalls ein Raub der Flammen. Mit dem Stadtarchiv verbrannten unersetzliche, stadtgeschichtliche Dokumente. Noch einige Jahre standen die Umfassungsmauern, bevor die ausgebrannte Ruine abgebrochen wurde. „Ähnlich traurig und ausgebrannt sahen das Heilbronner und das Schwäbisch Haller Rathaus aus. Diese wurden jedoch saniert und sind heute Schmuckstücke der Städte“, sagt Kurt Sartorius.

Wie alles begann

Als am 30. Januar 1933 Reichspräsident Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannte, begann die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten. Bis in die kleinste Stadt hatten sie ihre Macht aufgebaut und durchgesetzt. Vereine wurden in nationalsozialistische Organisationen eingegliedert und der Bürgermeister wurde der „Führer“ der Verwaltung. In Bönnigheim wurde Bürgermeister Hermann Zipperlen, der den Nationalsozialisten kritisch gegenüberstand, aus dem Amt gedrängt, als er sich weigerte, die Hakenkreuzfahne am Rathaus zu hissen. Ein zweifelhaftes Gutachten zur psychischen Gesundheit machte es ihm unmöglich, weiterhin als Bürgermeister tätig zu sein. Man drohte ihm sogar mit der Einweisung ins KZ beziehungsweise in eine psychiatrische Anstalt. Tragisch endete seine Geschichte, denn in der Nachkriegszeit wurde wieder gegen ihn ausgesagt und zwar von genau der Dame, die damals das psychiatrische Gutachten ausgestellt hatte. Auch alte Nazi-Seilschaften aus Bönnigheim sagten gegen ihn aus und verunglimpften ihn, sodass ihm eine Rückkehr ins Amt verwehrt blieb und er schließlich enttäuscht Bönnigheim verließ.

AH in Trümmern

Beim Ausräumen alter Häuser haben die Mitglieder der Historischen Gesellschaft im Laufe der Jahrzehnte viel Material aus der Nazizeit, oft irgendwo in einer Schachtel auf dem Dachboden gefunden. Diese Schätze fanden jetzt Platz in der Ausstellung, wie beispielsweise Spiele, die den Kindern den Krieg nahebrachten. Dass die Kinder von der Propaganda geprägt waren, zeigt auch eine Laubsägearbeit eines Jungen zum Thema Großdeutschland, denn die im Versailler Vertrag abgetrennten Gebiete sind farblich markiert.

Übrigens: Mit „AH in Trümmern“ war eine Schachtel beschriftet, in der eine zerbrochene Hitlerbüste aufbewahrt wurde. Weggeworfen wurde sie nicht, vielleicht sollte sie ja wieder zusammengeklebt werden?

Erscheinung
Zabergäu-Leintal-Anzeiger
Ausgabe 15/2025
von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
08.04.2025
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