Der Wiesensee an einem Aprilmorgen. Marlies Drissler steht auf einem Rollgerüst an der Umbauung der Umkleiden. Vor ihr ein 5-Liter-Eimer Holzlasur. In der Hand hält sie Farbwanne und Farbrolle. Sie füllt etwas Lasur ab, lässt die Rolle hineingleiten – und beginnt ihr nächstes Tagwerk. Was gestern begonnen hat, wird heute fortgesetzt: die Verschönerungsarbeiten am Wiesensee.
„Wir haben schon viel geschafft“, freut sich Wolfgang Drissler. Mit sieben Personen wurde am Tag zuvor mit Pinsel und Farbe der Umbauung der Umkleiden ein neuer Anstrich verpasst. Nun strahlt alles wieder in hellem Weiß. Die über der Mauer angebrachten Holzpaneele haben die neue Lasur dringend nötig. Das Material zerfalle, wenn man zu sehr draufdrückt, sagt Wolfgang Drissler. Also hat er das Dreischichtholz an einigen Stellen verschraubt, um die Stabilität wiederherzustellen. Die Lasur, die Ehefrau Marlies aufbringt, soll zusätzlich vor der Witterung schützen. „So hält es noch mal zwei Jahre“, sagt sie. Holzbeschaffung ist teuer. So kommt die Stadt mit wesentlich weniger Mitteleinsatz weg: Sie stellt das Material, alles andere machen die Helfer.
Nicht nur an den Umkleiden wird gearbeitet. Auch an dem Gebäude, in dem das Büro der Bademeister untergebracht ist, wird gearbeitet. Entstanden ist eine tiefblaue Wand. „Das sind Vorbereitungen für den Kunstplatz. Die malen dann noch Fische darauf“, erklärt Wolfgang Drissler, die Bademeister säßen dann im Aquarium, lacht er. Die nächste Mauer, die „ums Eck“ wird dann aber wieder weiß. Aber erst, nachdem sie gründlich vom Dreck befreit ist und das Grün zwischen Mauer und Fliesen beseitigt ist. Einen Meter weiter rutscht derweil Wolfgang Drissler auf Knien über die Fliesen – und entfernt den Grünbewuchs in den Fugen. „Machst du Strafarbeit?“, feixt Ehefrau Marlies. Spaß muss schließlich auch sein.
Zur Morgenschicht sind – wie schon am Tag zuvor – bereits sieben Helfer im Einsatz, darunter neben Marlies Drissler und Elke Ehret (Stadträtinnen Pro Hemsbach) auch Petra Schulz-Lorenz (Stadträtin GBL). Wiesenseeverschönerung geht in Hemsbach fraktionsübergreifend vonstatten. Der Aufruf zur Verschönerungsaktion kam freilich von Pro Hemsbach – und ging auch an die Öffentlichkeit. Ein Herr habe sich am Morgen gemeldet und wollte am Nachmittag dazukommen, erzählt Marlies Drissler. Hochgerechnet wird das Team am Ende an zwei Tagen ca. 90 Arbeitsstunden geleistet haben. „Das spart uns enorm Personalkosten“, sagt Marlies Drissler. Ginge es nach ihr, würde es nicht bei der Summe der Arbeitsstunden bleiben. Wer auf einem Rollgerüst in der Höhe arbeitet, dem fällt viel auf.
Es wäre toll, wenn man Ehrenamtliche für einen Putztag gewinnen könnte. „Wer nicht streichen kann, der kann Spinnweben wegsaugen“, sagt Drissler. Die Fenster hätten auch mal ein Putztuch nötig. Überhaupt würde sie es begrüßen, wenn sie Menschen gewinnen könnte, die sich kümmern. Dauerhaft. Gemeinsam. So wie es die kleine Gemeinschaft an diesen zwei Tagen macht. Die sind gerne da. „Wir lieben alle das Bad“, sagt Marlies Drissler. Und wer sich umschaut, der sieht, was in Gemeinschaft mit einem relativ geringen eigenen Zeiteinsatz geschafft wird. (cs)