Stadt Bad Dürrheim
78073 Bad Dürrheim
Dies und das

Aktivierung von Wohnbauflächen - Innerörtliche Grünflächen für den Wohnungsbau nutzen

Einerseits sollen die Kommunen mit Grünflächen behutsam umgehen und die Umwidmung in Bauland begrenzen, andererseits ruft die drängende Wohnungsnot...
Für Gärten und als Baumschule wird eine Grünfläche zwischen Scheffelstraße und Von-Eichendorff-Weg genutzt, hier könnten acht bis zehn Wohnungen neu geschaffen werden.
Für Gärten und als Baumschule wird eine Grünfläche zwischen Scheffelstraße und Von-Eichendorff-Weg genutzt, hier könnten acht bis zehn Wohnungen neu geschaffen werden.

Einerseits sollen die Kommunen mit Grünflächen behutsam umgehen und die Umwidmung in Bauland begrenzen, andererseits ruft die drängende Wohnungsnot nach neuen Ideen. Eine mögliche Lösung ist die Innenentwicklung, das heißt: leer stehende Häuser werden wieder genutzt beziehungsweise saniert und ausgebaut, unbebaute Grundstücke innerorts werden bebaut.

Dass dies nicht immer einfach ist, zeigte ein Bericht, den die Stadtverwaltung jetzt dem Stadtentwicklungsausschuss gab. Denn nicht immer wollen Grundstückseigentümer ihre Flächen auch verkaufen. Michael Weber vom Institut für Stadt- und Regionalentwicklung (ISFR) gab deshalb der Stadtverwaltung den Rat, Eigentümer zu Gesprächen einzuladen und zu erkunden, „was haben die Eigentümer für Ziele und was haben sie vor“.

„Es gibt Potenzial“, ist sich Bad Dürrheims Bürgermeister Jonathan Berggötz sicher, „wir müssen nicht immer in den Außenbereich gehen“. Es habe schon viele Gespräche mit Eigentümern baureifer Grundstücke gegeben, „aber Tatsache ist, dass wir an manche Flächen eben nicht dran kommen“, fügte der Bürgermeister hinzu.

Immerhin ist dank der Arbeit des ISFR in Nürtingen dokumentiert, wo überall solche Flächen existieren, die größtenteils sogar ohne eine Bebauungsplanänderung sofort bebaut werden könnten.

Für eine „behutsame und qualitätsvolle Nachverdichtung“ sprach sich Markus Stein aus. Michael Weber vom ISFR findet an der Innenentwicklung charmant, dass sie sowohl für die Bauherren als auch für die Stadt selbst günstig ist: die Infrastruktur (Straßen, Trinkwasser- und Abwasserleitungen) ist bereits vorhanden und wenn neue Einwohner in die Stadt ziehen, bringt das höhere Steuereinnahmen und stimuliert die örtliche Wirtschaft.

Zwar sieht auch Städteplaner Michael Weber, dass es schwierig ist, Eigentümer dazu zu bewegen, ihre Grundstücke zu verkaufen, doch gerade sei die Zeit dafür günstig, weil seit der baden-württembergischen Grundsteuerreform unbebaute Grundstücke sowie große Grundstücke mit kleinen Gebäuden höher besteuert werden. „Das ist schon für manchen ein Grund, sein Grundstück zu verkaufen“, so Michael Weber.

Die Stadt Bad Dürrheim hat bereits die Eigentümer von 103 Baulücken und unbebauten innerörtlichen Grundstücken sowie von 62 unbewohnten Gebäuden (hier hatte niemand seinen Wohnsitz angemeldet) angeschrieben. Michael Weber berichtete, dass viele Eigentümer die Flächen entweder als Garten nutzen oder ihre Nachkommen vererben wollen. Dennoch konnten 30 leer stehende Häuser aktiviert werden. Zum Teil winken auch schöne Zuschüsse, wenn in ungenutzten Gebäuden Wohnungen entstehen. Im Rahmen des Landesförderprogramms ELR über die Stadt kürzlich sieben Förderanträge mit einer Zuschusssumme von 300.000 Euro bewilligt.

In der Kernstadt Bad Dürrheim hat die ISFR nun im Auftrag der Stadtverwaltung zusammen mit dem Bauamt größere unbebaute Flächen in den Fokus genommen und Steckbriefe erstellt. Beispielsweise ein 14.8000 Quadratmeter großes Areal im Bereich Hochäcker und Ebnet, auf dem 30 Wohneinheiten geschaffen werden könnten. Die Flächen werden landwirtschaftlich und als Gärtnerei genutzt, ein Teil ist als Grünfläche im Bebauungsplan ausgewiesen.

In der unteren Willmannstraße ist eine 3700 Quadratmeter große Fläche unbebaut, auf der sechs bis zwölf Wohnungen entstehen könnten, momentan wird sie für Gärten und Grünanlagen genutzt.

Zwischen Kapfstraße und Grünallee liegt ein 5400 Quadratmeter großer privater Garten, auf dem laut Bebauungsplan 20 Wohnungen gebaut werden könnten. Zwischen den Kurgebietsstraßen am Waldrain und Wiesengrund gibt es für eine 7000 Quadratmeter große Fläche zwar keinen Bebauungsplan, aber im Flächennutzungsplan ist die Wohnnutzung festgelegt, sodass dort acht bis zehn Wohnungen entstehen könnten.

Zwischen Scheffelstraße und Sophie-Scholl-Weg wäre Platz für weitere acht bis zehn Wohnungen. Ähnlich sieht es an der Stadteinfahrt Mitte aus, wo zwischen Scheffelstraße und dem Rad- und Gehweg Richtung Von-Eichendorff-Weg eine private Grünfläche als Gartenfläche und Baumschule genutzt wird; auch hier könnten acht bis zehn Wohnungen neu geschaffen werden.

Weitere mögliche Wohnbauflächen in der Innenstadt gibt es im Bereich Friedhofsweg in Richtung Baugebiet Altweg/Ziegeleistraße hinter dem Erdwall der B 27/33 und an der Ecke Salinen- und Huberstraße – hier ist bereits ein Bebauungsplan aufgestellt („Südtor“), aber noch nicht rechtskräftig.

Im Anschluss an das Wohngebiet Wennerhof könnte mit dem Wennerhof II ein weiteres Wohngebiet in der Salinenstraße entstehen, die Grundstücke gehören der Stadt, der Rentenversicherung und Privatpersonen. Ein weiteres Wohnbaupotenzial sehen die Planer rund um die ehemalige Mutter-Kind-Kurklinik Haus Hohenbaden.

In Hochemmingen gibt es Wohnbaupotential rund um den ehemaligen Vogtshof (20 bis 30 Wohnungen), hier gibt es noch Probleme wegen des Vogelschutzgebietes und weil das bestehende Gebäude unter Denkmalschutz steht. Weitere unbebaute Grundstücke gibt es in Schwarzwaldstraße, Schweizer Straße und Meßmerweg.

In Sunthausen gibt es hinter den Gebäuden Tuninger Straße 14, 18 und 22 in einem Mischgebiet Wohnbaumöglichkeiten. In Biesingen könnten am Kirchplatz bei einem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude, das leer steht, zehn bis fünfzehn Wohnungen entstehen. Auch am Fliederweg und in den Hanfgärten wäre noch Platz für jeweils fünf bis zehn Wohnungen. Für die alte Mosterei in Biesingen gebe es gute Ansätze, ein Architekt habe schon Umbauplanungen. Das Gebäude steht aber zum Teil unter Denkmalschutz.

In Oberbaldingen wäre in der Dorf- und Hauptstraße Potenzial für Wohnungsbau, in Unterbaldingen in der Äußeren Bündt. In Öfingen könnten in der Stammstraße auf zahlreichen leer stehenden Althofstellen 20 Wohnungen entstehen, im Stettenweg auf einer Grünfläche (Gärten und landwirtschaftliche Nutzung) zehn bis fünfzehn Wohnungen.

Der Stadtentwicklungsausschuss nahm die vorgelegten Informationen zur Kenntnis – „wohlwollend“, wie Bürgermeister Jonathan Berggötz es formulierte.

Im Süden der Kernstadt liegt das Wohngebiet Wennerhof (Hintergrund) an der Salinenstraße. Daran anschließend befindet sich ein großes Wiesengrundstück, das der Stadt, der Rentenversicherung und Privateigentümern gehört. Hier könnte einmal das Wohngebiet Wennerhof II entstehen.
Im Süden der Kernstadt liegt das Wohngebiet Wennerhof (Hintergrund) an der Salinenstraße. Daran anschließend befindet sich ein großes Wiesengrundstück, das der Stadt, der Rentenversicherung und Privateigentümern gehört. Hier könnte einmal das Wohngebiet Wennerhof II entstehen.
Erscheinung
Bad Dürrheimer Nachrichten – Amtliches Mitteilungsblatt der Stadt Bad Dürrheim
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Ausgabe 16/2025

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von Stadt Bad Dürrheim
16.04.2025
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