Auswirkungen der Rekordhitze

Akute Astbruchgefahr auch im Schlossgarten Schwetzingen

Anhaltende Hitze und Trockenperioden wirken sich auf die Verkehrssicherheit in den Schlossgärten aus. Gäste werden zur Vorsicht ermahnt.
Ein Baum mit starken Hitzeschäden
Die Rekordhitze wirkt sich auf alte Baumbestände aus - so auch im Schlossgarten Schwetzingen.Foto: SSG/Sandra Moritz

Mit Temperaturen von weit über 30 Grad war der Start in den Sommer auch dieses Jahr wieder rekordverdächtig heiß. Anhaltende Hitze und Trockenperioden wirken sich auf die Verkehrssicherheit in den Schlossgärten aus: Aufgrund der Gefahr durch herabfallende Äste sind Gäste der Parks aktuell dringend aufgerufen, auf den Wegen zu bleiben und Aufenthalte unter Altbäumen zu meiden.

Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg warnen, dass es zu nicht vorhersehbaren Abbrüchen scheinbar gesunder Äste und Kronenteile kommen kann, denn die Baumbestände sind infolge der Klimaerwärmung stark geschwächt.

Gefährliche Schutzreaktion

Die hohen Temperaturen machen nicht nur Mensch und Tier zu schaffen: Auch die Bäume leiden unter Hitze und Trockenheit. Die durch die heißen Sommer der vergangenen Jahre und den absinkenden Grundwasserspiegel ohnehin geschwächten Bäume können mit unvermittelten, sogenannten Grünastabwürfen auf Hitzestress reagieren: Bei diesem Schutzverhalten fallen oftmals kräftige, noch belaubte Äste oder Kronenteile ohne vorherige Anzeichen herab. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg raten den Besucherinnen und Besucher ihrer Gartenanlagen daher dringend, auf den vorgegebenen Wegen zu bleiben.

„Große Altbäume prägen das Bild unserer teilweise jahrhundertealten Gartendenkmale. An heißen Sommertagen zieht uns ihr Schatten an – in Zeiten des Klimawandels bergen sie jedoch ernstzunehmende Gefahren“, erklärt Patricia Alberth, Geschäftsführerin der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. „Wir bitten die Gäste unserer Monumente daher eindringlich, nicht unter Altbäumen zu verweilen, sondern sich zur Abkühlung stattdessen in Innenräume zu begeben.“ Um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, kann es in den historischen Gartenanlagen auch zu Absperrungen kommen.

Gestresste Bestände

Das Phänomen des Grünastabwurfs betrifft auch gesunde Bäume: Besonders ausgeprägt ist die Gefahr in Phasen hoher Temperaturen und geringer Niederschläge: Reicht der Saftstrom im Bauminneren aufgrund von starker Verdunstung nicht mehr für alle Bereiche der Krone aus, kann es zum Abwurf großer Äste kommen – selbst bei Windstille. Der Klimawandel ist mittlerweile auch in den historischen Gärten des Landes angekommen: Die Gehölze sind infolge der vergangenen heißen Sommer bereits geschwächt.

Auch in diesem Jahr hat der Sommer mit einer Hitzewelle begonnen und es ist zu erwarten, dass sich der Trend fortsetzt. Um die Astbruchgefahr zu minimieren, werden die Gärten ständig überwacht: Baumgutachter und -gutachterinnen überprüfen die Bäume und entfernen schadhafte Teile. Neben der Entnahme von Totholz müssen wiederholt auch Altbäume aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Eine Sicherheitsgarantie kann dennoch nicht gegeben werden, da es für den Grünastabwurf selbst für Expertenaugen keine erkennbaren Vorzeichen gibt. Neben hohen Temperaturen und Dürre sorgen indirekte Folgen der Klimaerwärmung für zusätzliche Herausforderungen: Neue Schädlinge und Pilze breiten sich immer schneller aus und belasten sogar Baumarten, die bislang als robust galten.

Innovative Schutzmaßnahmen

Einzelne Regentage oder Unwetter wirken wie ein Tropfen auf den heißen Stein und sorgen nicht für eine Entspannung der Lage. Die Staatlichen Schlösser und Gärten sind sich der Gefahren durch den sich beschleunigenden Klimawandel bewusst. Sie treffen seit Jahren entsprechende Gegenmaßnahmen, um die von ihnen betreuten fürstlichen und klösterlichen Nutz- und Lustgärten zu schützen und zu erhalten.

In Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und mit Gartendirektionen anderer Länder arbeiten die Gartenexpertinnen und -experten an innovativen Lösungen und verfolgen neue Ansätze: So werden beispielsweise in den Baumschulen der ehemaligen kurpfälzischen Sommerresidenz in Schwetzingen robuste, gegen Trockenheit resistente Pflanzen herangezogen und getestet, Böden verbessert und Rasenflächen durch weniger bewässerungsintensive Wiesen ersetzt. Vom Klimastress betroffen sind zahlreiche bedeutende Gartendenkmale, insbesondere aus dem 18. Jahrhundert. Dazu gehören neben dem Schwetzinger Schlossgarten unter anderem der Schlossgarten der gräflichen Residenz Weikersheim oder die Parkanlagen der Schlösser in Bruchsal und Rastatt.

Gäste sind gefragt

Durch die langen Phasen geringer Niederschläge sind Böden und Vegetation ausgetrocknet und leicht entzündlich. Die Staatlichen Schlösser und Gärten bitten daher ihre Gäste um Mithilfe, damit sich die Situation nicht verschlimmert. Die Besucherinnen und Besucher der Gärten werden in den Sommermonaten um besondere Vorsicht gebeten. Offenes Feuer ist in den Anlagen ohnehin verboten. Aber auch Zigaretten und liegengelassener Abfall wie etwa Glasflaschen können zu spontanen Entzündungen führen.

Baum im Schwetzinger Schlossgarten
Die hohen Temperaturen und die anhaltende Trockenheit machen Bäume brüchig.Foto: SSG/Nathalie Ott
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