Wenn er das Pfarrheim in seinem Heimatort Rheinsheim betritt, weiß Alexander Rößler nie, was ihn erwartet. „Bei uns kommt alles Mögliche auf den Tisch“, sagt er. An seinem Dialekt merkt man sofort, dass er im Badischen daheim ist.
Küchenmaschinen ohne Knetfunktion, Uhren im Stillstand, Waagen ohne Gewichtsanzeige – Rößler und seine ehrenamtlichen Mitstreiter:innen vom „Café Kaputt“ lieben es, technische Probleme zu lösen. Anpacken ist für Alexander Rößler nämlich Ehrensache.
Aber nicht nur darum geht es jeden dritten Samstag im Pfarrheim: Im Gegensatz zu vielen anderen Repair-Cafés kann jeder Gast mitarbeiten. Oder auch einfach nur Kaffee und Kuchen genießen, während die Profis reparieren. „Das Café Kaputt ist auch eine Begegnungsstätte“, sagt Rößler.
Er hat die Treffen zusammen mit weiteren handwerklich versierten Rheinsheimer:innen 2023 aus der Taufe gehoben und brachte schon Repair-Erfahrung aus ehrenamtlicher Tätigkeit in Germersheim mit. „Ich fungiere als eine Art Familienoberhaupt“, merkt er schmunzelnd an – und ist als gelernter Kommunikationselektroniker ein gern gesehener Fachmann, wenn die Technik mal wieder streikt.
Mittlerweile besteht das Team des „Café Kaputt“ aus einer Handvoll Ehrenamtlicher, die „Hardware“-Probleme lösen, vier Näherinnen und fünf Frauen, die sich um den Kuchenverkauf kümmern. Denn der Verein lebt ausschließlich von Spenden – und hungrigen Kuchenesser:innen.
Alexander Rößler freut sich immer, wenn „jemand eine Schraube locker hat“ und damit zu ihm kommt, erzählt er. Meistens kann er helfen – und manchmal bringt er durch einen kleinen Kniff großes Glück hervor.
Eine Reparatur zum Beispiel wird der 50-Jährige, der seit Mai 2024 als IT-Systembetreuer für die BGZ am Zwischenlager-Standort Philippsburg arbeitet, nicht vergessen: Eine ältere Frau kam an einem Samstag mit zwei defekten Kameras im Pfarrheim vorbei. Rößler, selbst passionierter Hobbyfotograf, hat ein wenig getüftelt und schließlich aus den noch funktionsfähigen Teilen beider Geräte eine neue Kamera zusammengebaut. Damit rührte er die Besitzerin zu Tränen, denn die Filme vergangener Urlaubsreisen, brachten ihren schwer demenzkranken Ehemann noch zum Sprechen. Jeden Tag schaute sich das Ehepaar die Filme auf der Kamera an.
Solche Momente treiben ihn an. Die „Faszination zu ergründen, was sich die Ingenieure der jeweiligen Technik ausgedacht haben“, sagt Alexander Rößler. „Das finde ich unglaublich spannend.“
Wenn es gerade keinen singenden Weihnachtsmann zu reparieren gibt, werkelt er zusammen mit seinem Sohn Linus (14) außerdem für das historische Kuckucksbähnel in Neustadt an der Weinstraße. „Eisenbahnen haben mich schon immer begeistert“, sagt er. Aus seinem Jungentraum wurde ein Ehrenamt.
Neben den jährlich 10 bis 15 Fahrten des Museumszugs, die stets etliche Besucher:innen anlocken, betreibt der Verein ein Eisenbahnmuseum zum Mitmachen. Draußen sorgen die echten Dampf-, Diesel- und Elektrolokomotiven für Begeisterung bei den Gästen, drinnen sind verschiedene Signale, Reiseutensilien wie Koffer und Arbeitsgeräte aus dem Bahnbetrieb von früher zu sehen - und eine Modelleisenbahn zu bespielen. „Sie ist vor allem für Kinder das Highlight“, erzählt Rößler.
Der Verein bietet regelmäßige Fahrtage an, an denen Modellbahnfans ihre Mini-Loks mitbringen und auf den Schienen im Museum fahren lassen können. Hat sich ein Waggon festgefahren, holt Alexander Rößler sein Werkzeug raus; klemmen die Tasten eines alten Telefons, mit dem Bahnwärter früher Kontakt gehalten haben, ist er der richtige Mann. Zu tun gebe es immer was.
Natürlich packt der Rheinsheimer auch an, wenn Hilfe an den großen Zügen benötigt wird. So haben die rund 50 Aktiven des Vereins vor Kurzem ihre 100 Jahre alte Dampflok wieder flott gemacht – ein echtes Schätzchen, das die Mitglieder mit Stolz, die Besucher:innen mit Begeisterung erfüllt.
1984 fuhr der erste Zug der Museumsbahn die rund 20 Kilometer lange Strecke von Neustadt nach Elmstein, 2024 brachte die alte Dampflok zig Fahrgäste zum 40-Jährigen auf die Schiene. Und alle spitzten die Ohren: „Die Reisenden meinten früher, auf der Strecke einen Kuckuck zu hören“, erzählt Rößler. Ob es wirklich der Vogel war, der die Zuggäste begrüßte, bleibt ungewiss. Doch der Bahn schenkte er seinen Namen.