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Alfred Speiser feiert 100 Jahre Modernes Theater

Weinheims Kino ist fit für die Zukunft Alfred Speiser grinste über das ganze Gesicht. Zu Recht. Er ist schließlich einer der ganz wenigen, der es schafft,...
V.l.: Alfred Speiser feierte zusammen mit Iris Berben, Sohn Dominic und Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just das Jubiläum seines Modernen Theaters.
V.l.: Alfred Speiser feierte zusammen mit Iris Berben, Sohn Dominic und Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just das Jubiläum seines Modernen Theaters.Foto: cs

Weinheims Kino ist fit für die Zukunft

Alfred Speiser grinste über das ganze Gesicht. Zu Recht. Er ist schließlich einer der ganz wenigen, der es schafft, ein kleines Kino alter Tradition in einer Stadt zu betreiben. Ein fast schon Alleinstellungsmerkmal des Modernen Theaters in Weinheims Hauptstraße, das kürzlich mit einer Matinee seinen 100. Geburtstag feierte.

„Am 25. Dezember 1924 startete hier im ehemaligen Tanzsaal des Cafés Vogler die erste Filmvorführung“, erinnerte Oberbürgermeister Manuel Just in einem Grußwort an die Anfänge des Kinos. Alfred Speiser übernahm es 1986. „Ich hatte nicht das Geld für eine goldene Gans, also musste ich ein totes Huhn nehmen“, erinnerte er sich im Gespräch mit der RNZ an den desolaten Zustand des Kinos. Speiser wandelte es in Richtung Erfolg. Etwas, das ihm Respekt einbrachte. „Alfred Speiser ist ohne jede Frage in diesen fast 40 Jahren zu einem markanten Gesicht, ja einer kulturellen Persönlichkeit dieser Stadt geworden“, befand Oberbürgermeister Just. Er bescheinigte Speiser den Titel „Mr. Cinema der Bergstraße“, nannte ihn einen Helden vor der Leinwand. Sein Name stehe für Qualität, so Manuel Just.

Popcorn für das Überleben

Dafür hat Alfred Speiser hart gearbeitet. Er modernisierte nach der Übernahme die Technik, und – wichtig – führte das Popcorn ein, das er sich bei den Kinos der US-Truppen abgeschaut hatte. Etwas, das alle anderen Kinos noch nicht hatten. „Das war die Grundlage dafür, dass wir überlebt haben“, schaute er zurück. Wieder ein Alleinstellungsmerkmal. Der Lohn: Die Besucherzahlen stiegen schon im ersten Jahr von 5.800 auf mehr als 27.000. Damals, so sagte Speiser, sei Kinomachen einfach gewesen. Dann kam die Zeit, in der die Multiplexkinos auf der grünen Wiese aufkamen, als das Home Cinema von VHS-Kassette auf Streaming wechselte und sich beides großer Beliebtheit erfreute. Mit dieser Wandlung begann das Sterben der kleinen Kinos. Auch in Weinheim schlossen zwei Betriebe. Das Moderne Theater überlebte. „Alfred Speiser hat durchgehalten mit bajuwarischer Manneskraft gegenüber den internationalen Riesen der Branche, einer gesunden Portion Sturheit, mit Kreativität, dem Glauben an das kleine Kino, vor allem aber mit seiner Glaubwürdigkeit und Authentizität“, lobte Weinheims Oberbürgermeister Speisers Willen.

„Es braucht ein zweites Standbein“

Mit seiner Kreativität hatte Alfred Speiser immer wieder frühzeitig den Geist der Zeit erkannt, und selbst zu Corona-Zeiten suchte er, statt in Trübsal zu verfallen, nach Lösungen. Schon davor bot er seine Säle für Events, Kindergeburtstage und Firmen- oder Vereinsveranstaltungen an. „Es braucht ein zweites Standbein“, erklärte Speiser, verwies auf 30 Veranstaltungen im November, die „nichts mit Kino zu tun haben“.

Stargast Iris Berben

Dass das Licht im Modernen Theater nicht ausgehen wird, dafür sorgte auch die in diesem Jahr erfolgte Übergabe an Sohn Dominic, der zukünftig mit seiner Frau Anita die Geschicke des Kinos lenken wird. „Es ist jetzt ein Familienverbund“, freute sich Alfred Speiser. Dass das Licht im Kino an diesem Morgen besonders hell leuchtete, dafür sorgte Iris Berben, die der Matinee beiwohnte. Sie hatte am Abend zuvor in Speisers Hemsbacher Kino Brennessel den Filmpreis „Blaugelbe Brennessel“ in Empfang genommen, saß am nächsten Morgen in Hosenanzug und Sportsneakern in den Reihen des Publikums. Sie trug sich im Rahmen der Matinee nicht nur ins Goldene Buch der Stadt ein, sondern fand auch anerkennende Worte für Alfred Speisers Verdienste. „Meinen tiefsten Respekt, mit wie viel Leidenschaft und Lust Sie dieses Metier betreiben“, rief sie ihm zu. Kinos, so sagte Berben, seien Orte, die man verteidigen müsse. Weil es Orte sind, die der Gesellschaft Zusammenhalt und Diskurs geben, die dazu anregten, sich zu unterhalten. „Ich bin froh, dass ich hierhergekommen bin“, bilanzierte Iris Berben am Ende ihren Besuch. Für Alfred Speiser war der vielleicht die bisherige Krönung seiner Kinozeit, die er als „größtes Abenteuer meines Lebens“ bezeichnete. Eine Zeit, die aber noch längst nicht zu Ende ist.

Iris Berben und Alfred Speiser sind zwei Kämpfer für das Kino, die sich offensichtlich prächtig verstanden.
Iris Berben und Alfred Speiser sind zwei Kämpfer für das Kino, die sich offensichtlich prächtig verstanden.
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