Vom 27. bis 29. September 2024 kehrten die „alten Eisen“ zurück auf den Hockenheimring, wo historische Rennmotorräder, die genau genommen mindestens 30 Jahre alt sind, bei der 47. Auflage der Hockenheim Classics ihre Runden drehten. Diese Veranstaltung am vergangenen Wochenende stellte zudem das finale Rennen der Deutschen Historischen Motorrad-Meisterschaft (DHM) dar. Rund 750 Fahrerinnen und Fahrer folgten der Einladung des Veteranen-Fahrzeug-Verbandes E.V. (VFV) sowie der Hockenheim-Ring GmbH und gingen an den Start. In der DHM traten die begeisterten Oldtimer-Fans in insgesamt 20 verschiedenen Rennklassen gegeneinander an, um ihre Meister zu küren. Darüber hinaus waren auch die Schweizer Freunde Historischer Rennmotorräder (FHRM), die Internationale Historic Racing Organization (IHRO) und die IG Königsklasse auf der Strecke präsent. Neben den historischen Motorrädern zeigten auch klassische Tourenwagen, GT-Fahrzeuge und Formelrennwagen ihr Können und begeisterten das Publikum.
Der Beginn dieser äußerst beliebten Oldtimer-Veranstaltung wurde am 10. Mai 1970 gefeiert. An diesem Tag hatte der Weltrekordhalter und damalige Geschäftsführer der Hockenheim-Ring GmbH, Wilhelm Herz, die Besitzer von historischen Rennmaschinen eingeladen, um im Rahmen des Maipokals an einem Demonstrationslauf teilzunehmen. Aus diesem ersten Event entwickelte sich schließlich eine echte Deutsche Motorrad-Meisterschaft. Das Interesse wuchs stetig, da immer mehr Enthusiasten ihre "alten Eisen" lieber auf die Rennstrecke zurückbringen wollten, anstatt sie in Garagen oder Museen verstauben zu lassen. Dies führte dazu, dass die Idee, einen Wettbewerb mit Wertung einzuführen, sich als naheliegende Möglichkeit anbot. Die Herausforderung bestand jedoch darin, angemessene Wertungskriterien zu entwickeln. Auf der einen Seite ist es wichtig, den historischen Wert der Motorräder zu bewahren, um ihre ursprüngliche Bedeutung und ihre Rolle in der Geschichte des Motorsports zu erhalten. Auf der anderen Seite standen die Vorkriegsrennmaschinen im direkten Wettbewerb mit den deutlich leistungsstärkeren Rennmaschinen der 1970er Jahre, was dazu führte, dass sie kaum Chancen hatten. Um diesem Ungleichgewicht entgegenzuwirken, fand der Veranstalter letztendlich eine geeignete Lösung in Form des Gleichmäßigkeitslaufs. Dieses Konzept ermöglicht es, einen Wettkampf zu gestalten, der den technologischen Unterschieden zwischen den verschiedenen Motorradmodellen Rechnung trägt. Im Rahmen des Gleichmäßigkeitslaufs gilt die Regel, dass der Fahrer gewinnt, der sein Motorrad am gleichmäßigsten über die Rennstrecke steuert. Zunächst erfolgt eine Einführungsrunde, nach der in der darauf folgenden fliegenden Runde eine Referenzzeit mithilfe eines Transponders gemessen wird. Die Fahrer sind dann verpflichtet, die nachfolgenden Rennrunden genau in der gleichen Zeit zu absolvieren. Für jede Abweichung von lediglich 1/1000 Sekunde wird eine Strafpunktzahl von 1/1000 vergeben. Der Fahrer mit der geringsten Anzahl an Strafpunkten am Ende des Rennens wird als Sieger erklärt.
Die zunehmende Popularität hat dazu geführt, dass immer mehr Teilnehmer an den Rennen interessiert sind und somit ein sich ständig vergrößerndes Starterfeld entstand. Um dieser Entwicklung gerecht zu werden und die Rennen für alle Beteiligten fair und übersichtlich zu gestalten, wurde die Einführung von Rennklassen notwendig, die nach Baujahr und Hubraum der Fahrzeuge unterteilt sind. Heute umfasst die Veranstaltung mehr als 20 verschiedene Klassen, darunter besonders spektakulär die Post Classic-. und Youngtime-Gespanne sowie die besonderen Kneeler-Gespanne, bei denen der Fahrer kniet anstatt zu sitzen. Die Vielfalt in den Klassen sorgt nicht nur für ein spannendes Rennerlebnis, sondern stellt auch eine besondere Attraktion für die Zuschauer dar, die die unterschiedlichen Fahrzeugtypen und die verschiedenen Fahrweisen bewundern können. Die Gespann-Rennserien stellten den Zuschauern beeindruckende und nahezu akrobatische Darbietungen der sogenannten “Schmiermaxen” zur Schau. Fahrer und Beifahrer müssen in bester körperlicher Verfassung sein und über eine nahezu perfekte Kontrolle ihres Körpers verfügen. Andernfalls besteht das Risiko schwerster Verletzungen. Die Kombination aus Geschwindigkeit, Geschicklichkeit und Mut macht diese Rennen zu einem fesselnden Spektakel, das den Atem raubt und gleichzeitig das Risiko verdeutlicht, das mit diesem Sport verbunden ist.
Ein besonders besucherfreundlicher Aspekt der Hockenheim Classics ist das offene Fahrerlager, das den Zuschauern die Möglichkeit bietet, direkt mit Fahrern und Mechanikern in Kontakt zu treten. In diesem Jahr hatten die Fans die Gelegenheit, sich mit dem Weltmeister von 1980, Jon Ekerold, der aus Australien stammt, sowie der Legende im Gespann-Motorsport, Werner Schwärzel, auszutauschen und um Autogramme zu bitten. In den speziellen Boxen für die Sonderläufe waren zudem originale Rennmaschinen ausgestellt, die aus den Baujahren 1920 bis 1959 stammen, was einen faszinierenden Einblick in die Geschichte des Motorsports gewährte. Es war ein wahres Vergnügen für alle Motorsportenthusiasten, die Vielfalt und den Fortschritt der Renntechnik über die Jahrzehnte hinweg zu erleben. (GK)