In einer Höhle in Georgien wurden Fasern aus bereits vor 30.000 Jahren von Menschen bearbeitetem Flachs gefunden. Auch in Gochsheim wurde er angebaut und versponnen. Barbara Burg schilderte bei der Eröffnung des Apotheken-Sommerthemas „Flachs und Leinen“ in ihrem Vortrag anhand von Ausstellungsstücken vom Riffelkamm bis zum Spinnrad die aufwändigen Bearbeitungsschritte der alten Kulturpflanze. Beim „Riffeln“ wird der Flachsstängel zunächst vom Leinsamen für dessen Gebrauch befreit. Das anschließende „Rösten“ und „Darren“ der Pflanzen erfolgte im Freien, bis die Fasern weiter bearbeitet werden konnten. Als Nächstes kam dann die „Flachsbreche“ zum Einsatz. Beim anschließenden „Schwingen“ fielen die kurzen Fasern und Holzteile ab. Dieser „Abfall“ wird für Mörtel und Spanplatten verarbeitet. Viele heute noch verwendete Begriffe wie „flachsen“, „hecheln“ oder „verhaspeln“ haben ihren Ursprung in der Flachsbearbeitung. Über Jahrhunderte war Leinen neben der Schafswolle Grundlage für Bekleidung und Wäsche. In Zeiten von Nachhaltigkeit gewinnt Lein auch wieder an Bedeutung. Leinen ist haltbar, strapazierfähig und beim Anbau ist wenig Einsatz von Dünger, Chemie und Wasser nötig als bei Baumwolle. Anschaulich stellte Annerose Leis vom Biohof in Flehingen den Werdegang des Leinöls aus selbst angebauten Leinsamen vor. Kalt gepresst ist das Öl mit seinem hohen Anteil an hochwertiger Omega-3-Fettsäure heute in der Küche begehrt. Zum Abschluss bot Frau Leis Öle aus ihrer Manufaktur auch zur Verkostung an. Die Besucherinnen und Besucher erlebten so einen interessanten Abend mit weiteren Gesprächen. Ab sofort ist die kleine Ausstellung zum Sommerthema Flachs bis September immer an den Museumssonntagen von 13 bis 18 Uhr zu sehen. Sonderführungen sind nach Absprache mit Frau Burg Tel. 0179 95 28 58 814 möglich. (babu)