Es kommt nicht von ungefähr, dass Simmozheim, Calw-Altburg und Tübingen Johann Gottlieb Friedrich von Bohnenberger (1765-1831) als einen „ihrer“ Großen verehren. In dem Dorf im Osten des Kreises Calw zur Welt gekommen, studierte der große Astronom, Physiker, Landvermesser und Erfinder von dem Calwer Stadtteil aus die Sterne als Bezugspunkte zur Erde für die Fertigung genauer Landkarten und erfand dafür geeignete Geräte. Später wurde er angesehener Professor in Tübingen und für seine Verdienste 1813 vom württembergischen König geadelt. Auf seine Spuren begab sich jüngst zusammen mit ihrem Obmann Helmut Wurster die Alterswehr Neuweiler. Durch das „Bohnenberger Showroom“ genannte kleine Museum im Rathaus von Altburg führte Dr. Eberhard Bantel.
Zu sehen sind dort Erfindungen von Bohnenberger wie das Reversionspendel zur Bestimmung der Erdbeschleunigung oder der Nachbau des Gyroskops. Auf dieses von ihm 1810 konstruierte Gerät, auch Bohnenberger-Maschine genannt, gehen Dinge wie der Kreiselkompass oder der künstliche Horizont zurück. Ob Satellit, Segway oder Handy: Überall ist die kleine Maschine in passendem Format heute im Einsatz, stabilisiert sogar die Raumstation ISS. Auch ein „Garadeauslaufapparat“ eines Torpedos auf der Basis von Bohnenbergers Erfindung ist in dem kleinen Museum zu sehen, „der ihm sicher nicht so gefallen würde“, meinte Bantel. Die Vermessung Schwabens und später Württembergs und die bis heute gebräuchlichen Flurkarten gehen auf Bohnenberger zurück.
Nach einem Film zum Thema im Showroom führte der Autor dieses Beitrags auf einem Spaziergang die Besuchergruppe an einige Bezugspunkte im Ort auf dem reichhaltig und informativ beschilderten „Altburger Bohnenberger Geschichtsweg“. Zunächst ging es zur „Sternwarte“. Dort ist der aus Birnenholz nach einer international beachteten Veröffentlichung Bohnenbergers nachgebaute Quadrant in einem der Fenster des als Beobachtungsstation genutzten Gartenhauses installiert. Das Gerät diente zur Vermessung der Position von Sternen und zur damit verbundenen genauen Bestimmung von Erdpunkten. Vorbei am von 1813 bis 1967 als Hof genutzten Bauernhausmuseum und Waaghaus ging es zum alten Friedhof an der Kirche. Dort sind neben dem Eingang Gedenkplatten für die aus Neuenbürg stammenden Eltern des Wissenschaftlers eingelassen.
Sein Vater war ab 1784 nach 22 Jahren Dienst in Simmozheim 23 Jahre lang im großen Kirchensprengel Altburg tätig. Dort war der junge Bohnenberger nach seinem Studium der Theologie und der verfolgten anderen Fächer, die wohl mehr seinen Neigungen entsprachen, ab 1789 Vikar. Sein Vater hielt ihm für seine Forschungen, Studien und Veröffentlichungen wohl den Rücken frei. Senior Bohnenberger war selber der Physik verbunden, hatte im unter seiner Regie 1785 erbauten Pfarrhaus eine Werkstätte und galt als Experte und namhafter Autor hinsichtlich von Schriften über die Stromerzeugung. Auch erfand er das erste Feuerzeug. Der Sohn wurde 1796 auf die Sternwarte Tübingen berufen und schon 1798 Professor an der Universität. Gedenktafeln im Schloss, eine Gedenkstätte im Vorhof und sein Grab auf dem Stadtfriedhof erinnern in der Universitätsstadt an sein Wirken.