„Und wenn de amme Chrützweg stohsch, / und nümme weisch, wo’s ane goht, / halt still, und frog di Gwisse z’erst, / ’s cha dütsch, Gottlob, / und folg si’m Roth“,* ist einer der bekanntesten Verse von Johann Peter Hebel. Es stammt aus seinem alemannischen Gedicht „Der Wegweiser“.
In Karlsruhe ist es besonders deshalb bekannt, weil die ersten Zeilen auf dem Johann-Peter-Hebel-Denkmal im Karlsruher Schlossgarten stehen. Johann Peter Hebel (1760 – 1826) war Schriftsteller, evangelischer Geistlicher und Lehrer. Ab 1791 lebte er in Karlsruhe. Bei junge alte im Rahmen der Evangelischen Erwachsenenbildung spricht Uwe Hauser über „Johann Peter Hebel: Leben, Werk, Wirken“. Uwe Hauser ist promovierter, evangelischer Theologe. Er war Pfarrer in der Waldstadt und Schuldekan im Breisgau-Hochschwarzwald. Seit 2012 ist er Direktor des Religionspädagogischen Instituts der Evangelischen Landeskirche in Baden. Grötzingen Aktuell hat er einige Fragen beantwortet.
GA: Was wird an einem Religionspädagogischen Institut getan?
Uwe Hauser: Theologie und Religionspädagogik denken gemeinsam mit jungen Menschen über Gott und die großen Fragen des Lebens nach. Sie versuchen lebensdienliche, verantwortliche und verallgemeinerbare Antworten zu finden. Dies tun wir vor dem Hintergrund biblischer Texte. Alle größeren deutschen Landeskirchen haben eligionspädagogische Institute mit einem schul- und einem gemeindepädagogischen Teil. Wir erstellen Bildungspläne, Handreichungen und Arbeitsmaterialien für alle Schularten, die Konfirmandenarbeit und die Arbeit in Kindertagesstätten (Kitas). Ich koordiniere die Aufgaben und Ziele. Gerne arbeite ich auch selbst literarisch und habe über dreißig Arbeitshilfen herausgegeben. Mein Schwerpunkt liegt im kirchengeschichtlichen Bereich.
GA: Was interessiert Sie an Johann Peter Hebel?
Hauser: Johann Peter Hebel ist zwar in Basel geboren, hat aber die längste Zeit seines Lebens in Karlsruhe verbracht. Er hat das liberale Baden geprägt wie kein anderer, indem er die geistige Elite des Landes im Gymnasium Illustre, dem damals einzigen Gymnasium in Baden, ausbildete. Die hohe Kunst Hebels besteht darin, "Popularästhetik" zu betreiben. Er hat Alltagsgeschichten so erzählt, dass sie theologische Inhalte beispielhaft darstellen, ohne aufdringlich zu sein. Hebel ist der Meister der Kurzgeschichte, die über das Anekdotische hinausgeht. Die Geschichten lehren das Nachsinnen und regen zum eigenen Erforschen der Welt an. In seinen Briefen entfaltet sich die Tiefe einer zugewandten, geduldigen und menschenfreundlichen Existenz.
GA: Was erfahren die Zuhörer*innen in Ihrem Vortrag?
Hauser: Der Vortrag wird entlang der Biographie wichtige Stationen aus Hebels Leben beleuchten und die Grundzüge seiner Sicht auf die Welt zeigen. Seine Geschichten, Gedichte und Briefe, alle Gattungen, kommen vor. Wer Interesse an Literatur verspürt, wer ein wenig über badische Kultur- und Geistesgeschichte erfahren möchte und Freude hat an Sprache und hintersinnigem Humor, der sollte nicht zu kurz kommen. (rist)
*Der Vers auf Hochdeutsch: Und wenn Du an einem Kreuzweg stehst, / und nicht mehr weißt, wo es hingeht / halte still und frage zuerst Dein Gewissen, / es kann deutsch, Gottlob, / und folge seinem Rat.
Die Lesung zu Uwe Hauser: „Johann Peter Hebel: Leben, Werk, Wirken“ findet am Mittwoch, 19. März, von 10 bis 11.30 Uhr, im
Gemeindehaus Am Zwinger 5, in Durlach, statt. Der Eintritt beträgt vier Euro. Die Veranstaltungen von junge alte kann man sich auch online über www.eeb-karlsruhe.de/junge-alte-3/alle-veranstaltungen-junge-alte/ ansehen und -hören.