Was für ein Glück, dass es Badisch gibt. Wer noch, selbstverständlich völlig unverständlicherweise, zögert, sich dieser Überzeugung anzuschließen, kann sich vielleicht vom Büchlein „Badisch. Von Huschdegudsl, Babbedeggl und Debbichbatscher“ von Frank Winter überzeugen lassen.
Vorab: Sie oder er muss darauf vorbereitet sein, dass „Badisch“ in Nordbaden wissenschaftlich der Sprachfamilie Fränkisch zugerechnet wird, im Süden der Sprachfamilie m Alemannisch. Macht nichts!
Frank Winter ist in Karlsruhe geboren, spricht fließend Badisch und ist Badener. Badener? Oder Badner, Bader, Bade, Bademer, Badnischer oder gar, oh je, Badenser? Bereits im ersten Kapitel geht der Autor der Frage nach, wie die Menschen, die hier leben, denn nun korrekt zu bezeichnen wären. Richtig sei Badener, so erläutert er, und, obwohl veraltet und befremdlich, da häufig mit abwertendem Unterton, auch Badenser. Das jedoch solle, da es die Gefühle der Betroffenen verletzt, besser nicht verwendet werden. Danke. Übrigens, der „Hecker, Friedrich“, ein Revolutionär für die Demokratie, war auch Badener!
In weiteren Kapiteln beschäftigt sich Frank Winter mit verschiedenen Aspekten der Sprache. Das „Badische Wörterbuch“ sei ursprünglich 1893 entstanden und würde immer weitergeschrieben. Das „Badnerlied“ geht, wie er schreibt, auf ein Lied zurück, das 1883 erstmals in einer sächsischen Liedersammlung auftaucht und dort das „Sachsenland“ besingt.
Er analysiert in „Ein Satz, ein Wort“ Einwortsätze wie „Scheeischsscho“, „Schön ist es schon“, oder „Schbassiert“, frei übersetzt mit „Es ist zu spät“. Bei „Essen“ lernen wir Küchenbadisch und werden daran erinnert, dass „Bibeleskäs“ Quark ist und „Pederling“ Petersilie. Als „Wesentliche Substantive“ stellt uns der Autor etwa „Glump“, „Ranzeblitze“ und „Schberenzle“ vor, also Durcheinander, Magenschmerzen und Schwierigkeiten. Auch „Urwüchsige Beiwörter“, Adjektive, gibt’s: Wer zu „schaffig“ ist, wird „halwa hie“, wer zu viel arbeitet, wird müde. Wer „badschnass“ ist, ist völlig durchnässt, wer „dabbich“ ist, ist tollpatschig und ungeschickt. Frank Winter weist auf die „Verwechslungsgefahr“ hin, dass ein „Debbich“, Teppich, eine Bettdecke ist und der Fuß in Baden bis zum Knie und darüber hinaus reicht.
Frankreich; Gelbfüßler; Hebel, Johann Peter; Höflichkeit; Karlsruhe; Muettersproch-Gsellschaft; New Offenburg bis Carmi; Originäre Verben; Ortsangaben; Redewendungen; Rückzug; Schimpfwörter; Trinken; Verniedlichung; Vernunftehe; Wochentage, Zeitangaben und Zeiten; Zahlen und Mengenangaben; so heißen die anderen Kapitel. Sie alle sind, wie es sich für ein Wörterbuch gehört, alphabetisch angeordnet. Die Kapitel sind meist kurz und dadurch sehr kompakt und mit ausgewähltem Inhalt. Dennoch schreibt Frank Winter in einer leichten, gut lesbaren Sprache und schafft es, zumindest die lesende Berichterstatterin in den Text zu ziehen, sodass sie gerne immer weiter liest. Vieles entdeckt sie neu, viel Altbekanntes entdeckt sie wieder. Als Badenerin möchte sie dazu einladen, „Badisch“ zu lesen. (rist)
Frank Winter liest am Montag, dem 19. Mai, in der Buchhandlung „Der Rabe“ (Pfinztalstraße 60, 76227 Karlsruhe) aus seinem Buch „Badisch“. Eintritt ist kostenlos, anmelden kann man sich unter Tel. 0721 9400140.