Es nutzte alles nichts. Obwohl sich Meßstettens Bürgermeister Frank Schroft dieses Jahr trutzig auf einer Ritterburg mitsamt seines Hofstaates verschanzt hatte, stürmten die Narren aus den Meßstetter Stadtteilen Hartheim (Michele, Notakratzer), Heinstetten (Boscha-Hexa und Haugiebler) und Unterdigisheim (Deichelmäus) am Schmotzigen die vermeintlich sichere Bastion.
Im Schlepptau hatten sie wieder viele zuvor befreite Kindergartenkinder und Schüler. Die Lumpenkapelle aus Frank Schrofts alter Heimatstadt Burladingen erkämpfte sich unter Geschepper und Getöse ebenfalls den Zugang zum befestigten Domizil der Stadtverwaltung. Das, obwohl der städtische Bauhof noch frühmorgens vorbildlich versucht hatte, das Meßstetter Machtzentrum mit zusätzlichem Mauerwerk, Zinnen, Wassergraben und Zugbrücke abzusichern.
Damit es gar nicht erst viel „Blutvergießen“ gab, zeigte sich der Rathaus-Chef alias Burgherr zu Meßstetten von vornherein entgegenkommend. Bevor er aber der Achtung gebietenden Narrenschar den symbolischen Rathaus-Schlüssel aushändigte, schoss Frank Schroft – gewohntermaßen in pfiffigen Reimen – noch einige spitz-verbale Pfeile gegen die große Politik ab. Global und national, fast jeder bekam sein Fett ab, von der „Ampel“ bis zur AfD.
Damit die Hästräger-Schar nun überhaupt in die Rathaus-Ritterburg gelangen konnte, wurden deren Anführer vom noch amtierenden Schultes erst einmal zu Rittern geschlagen. Nach dieser kleinen Zeremonie erfolgte die obligate Schlüsselübergabe an Stefanie Bodmer-Mrasek (Boscha-Hexa) und Michael Falkenburger (Michele).
Mit den Narrenrufen Narri-Narro, Hartemer-Michele, Nota-Kratzer, Maus-Mädle, Boscha-Hexa, Hau-Giebler, Deichel-Mäus und Baise-Reisch übernahm die Hästräger-Übermacht schließlich jubelnd und kreischend die Trutzburg. Große Halle, Türme, Salons und Kasematten der Ritterburg „Hauptstraße 9“ verwandelten sich Ruckzuck in gesellige Hästräger-Lager. Fröhlich und ausgelassen, wie es am Fasnets-Donnerstag sogar in Meßstetter Ländereien erlaubt ist, vereinten sich Burgherr, Hofstaat, Eindringlinge und so manche Zaungäste brüderlich und feierten gemeinsam in den „geschlossenen Amtsstuben“. (VB)