Die Volksgruppe der Rohingya wird seit Jahren vom Militär Myanmars und der Regierung verfolgt und systematisch unterdrückt. In Rakhine, einem Bundesstaat im Westen Myanmars, erlebten sie Ende August 2017 eine Welle der Gewalt. Siedlungen wurden niedergebrannt, Menschen getötet und Frauen in sehr hoher Zahl vergewaltigt. Daraufhin sind rund eine Million Rohingya über die Grenze nach Bangladesch geflohen. Dies hat die Notlage von Frauen und Mädchen jedoch nicht beendet. Rohingya-Frauen und -Kinder, die mehr als die Hälfte der zeitweise bis zu 700.000 Geflüchteten im Lager Kutupalong bei Cox's Bazar ausmachen, sind vielen Formen von Gewalt und Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt.
Eine Untersuchung der BBC zusammen mit der Foundation Sentinel im Jahr 2017 hat Missstände im Distrikt Cox’s Bazar, der zentralen Zufluchtsregion der Rohingya in Bangladesch, beleuchtet. Dort sind Rohingya-Frauen und -Mädchen Opfer von Menschenhändlern, die die prekäre Lage der Frauen und Mädchen in den Flüchtlingslagern ausnutzen.
Das Ausmaß des Menschenhandelsnetzes wurde aufgedeckt, als die verdeckten BBC-Ermittler lokale Zuhälter kontaktierten und sie baten, die Nacht mit Rohingya-Mädchen zu verbringen. Sie erhielten unzählige Fotos von Mädchen im Alter zwischen dreizehn und siebzehn Jahren. Außerdem werden die Mädchen oft gezwungen, für die Familien der Zuhälter zu kochen, zu putzen und bei ihnen zu wohnen. Die Reporter organisierten daraufhin eine Operation mit der örtlichen Polizei. Diese verhaftete den Mittelsmann, der zwei Rohingya-Mädchen in das als Treffpunkt vereinbarte Hotel brachte. Beide hatten Angst, durch Aufgabe der Sexarbeit von der einzigen Möglichkeit abgeschnitten zu werden, ihre Familien und sich selbst zu versorgen. Nach einem weiteren Bericht des US-Department von 2022 verkaufen Menschenhändler Rohingya-Mädchen zur Prostitution innerhalb Bangladeschs nach Chittagong und Dhaka und grenzüberschreitend nach Indien, Malaysia und Nepal, manchmal mit falschen Versprechungen von Jobs oder Heirat. Einige Menschenhändler böten diese Mädchen über das Internet an. Lokale kriminelle Netzwerke würden Rohingya-Frauen nachts aus den Flüchtlingslagern abholen, um sie für den Sexhandel auszubeuten und sie am nächsten Tag zurückbringen. Internationale Organisationen werfen einigen bangladeschischen Beamten vor, den Frauen- und Mädchen-Handel zu unterstützen, indem sie Schmiergelder von Menschenhändlern annehmen.
Während die Prostitution in Bangladesch im Jahr 2000 legalisiert wurde, sind Menschenhandel und Zwangsarbeit strafbar. Problematisch ist, dass nur wenige Angeklagte verurteilt werden. Laut „Dhaka Tribune“ von April 2019 werden nur ca. 0,5 Prozent der angeklagten Menschenhändler verurteilt. Die Regierung von Bangladesch sagt, dass die Hilfsorganisationen vor Ort alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Menschen in den Lagern zu schützen. Die Vereinten Nationen haben erklärt, dass sie eine Initiative finanziell unterstützen, damit ihr die Rohingya-Flüchtlinge in den Lagern die Namen von vermissten Kindern schnell melden können.
Amnesty International führt deshalb vom 25. November bis Ende des Jahres eine Kampagne durch, um die Rohingya-Frauen und -Mädchen zu unterstützen. Die Forderungen sind :
Die Regierung von Bangladesch muss sicherstellen, dass die Vorwürfe von Menschenhandel, Belästigung, Missbrauch und Diskriminierung untersucht werden.
Dauerhafte Lösungen für den Schutz und die Unterstützung von Opfern von Menschenhandel in den Lagern müssen geschaffen werden.
Der Zugang auch von Mädchen und Frauen zu Bildung und zu Arbeitsmöglichkeiten muss sichergestellt werden.
Der mangelnde Zugang zu Arbeit und Bildung hat zu der Zunahme von Menschenhandel, Kinder- und Zwangsheiraten, sexueller Ausbeutung und Zwangsarbeit geführt.
Wenn Sie uns unterstützen wollen, können Sie von uns einen Musterbrief an die Premierministerin Bangladesch erhalten, ebenso natürlich weitere Informationen. Wenden Sie sich bitte an calw-althengstett@amnesty-stuttgart.de