Lieber Leserin, lieber Leser,
gehören Sie zu jenen, für die das Glas halb voll oder halb leer ist? Sehen Sie eher schwarz, oder sind Sie eine Frohnatur? Was Paulus und Silas da in den Anfängen der Christenheit passiert, ist alles andere als zum Lachen und bietet eigentlich keinen Grund, Gott mit fröhlichen Liedern zu preisen. In Apostelgeschichte 16 wird erzählt, wie Paulus und Silas verhaftet, gefoltert und im Kerker in Ketten gelegt werden. Um Mitternacht beten sie und singen Loblieder für Gott. Es gibt ein Erdbeben, die Mauern und Ketten werden zerstört. Obwohl sie fliehen könnten, verlassen Paulus und Silas das Gefängnis nicht. Dadurch kommt der Kerkermeister zum Glauben. Am Ende der Erzählung sind alle fröhlich. Paulus und Silas sind hocherfreut, und der namenlose Kerkermeister und alle in seinem Haus sind selig. Gemeinsam feiern sie ein fröhliches Tauffest. Taufe macht selig und kann zur Frohnatur machen.
Eine deutsche Frohnatur, die Fernsehgeschichte geschrieben hat, wird am 18. Mai 75 Jahre alt: Thomas Gottschalk. Er trägt den Witz schon im Namen – und hat vielen Menschen Freude gemacht: als Moderator im Bayerischen Rundfunk, als Unterhalter in kleinen Fernsehsendungen wie „Na sowas!“, in Talkshows zur Nacht – und natürlich, als der, der uns „Wetten, dass …?“ jahrelang präsentierte; mit heute unvorstellbaren Einschaltquoten. Manche sagen, diese Sendung sei zeitweise wie das große Lagerfeuer gewesen, an dem sich ganz Deutschland versammelt hatte und auf die Wetten und die Witze der Frohnatur Gottschalk wartete; eines Menschen, der auch aus dem Glauben lebt, den er als Messdiener und Jugendmitarbeiter der katholischen Kirchengemeinde erlebte.
Eine optimistische Lebenseinstellung und Freude kann man einüben, aber nicht auf Knopfdruck einschalten. Außerdem sind sie nur echt, wenn sie einen überzeugenden Grund haben. Die Taufe allein ist noch nicht der Grund, selig zu werden. Man muss auch erleben, dass das Getauftsein eine Stärke gibt, die kaum zu übertreffen ist. Es ist keine Stärke, die Bäume ausreißen lässt oder Bärenkräfte verleiht. Vielmehr ist es eine innere, mentale Stärke, die an der Welt nicht verzweifelt. Obwohl es viele Gründe dafür geben könnte. Glaube kann helfen, das Glas halbvoll zu sehen und die vielen kleinen und großen Wunder zu entdecken, was auch kommen mag. Denn Getaufte erinnern sich daran, dass sie nicht allein sind in der Welt und dass diese Welt nicht alles ist, was Gott zu bieten hat. Gott bietet mehr: Trost in der Welt; und den Himmel nach der Welt. Dies kann ein Grund sein, zu einer Frohnatur zu werden, zu einem Menschen also, der dankbar ist für Gottes Geleit im Leben.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Optimismus und Frohsinn. Bleiben Sie behütet!
Ihre Friedrike Heinzmann