Spargelessen ist Naturschutz

Andre Baumann mit Andreas Schwarz auf Tour durch Hockenheim

„Die Grüne Fraktion im Landtag ist wie keine andere Fraktion nah an den Kommunen ausgerichtet“, so der Landtagsabgeordnete Dr. Andre Baumann.
Politiker Andreas Schwarz und Andre Baumann im Gespräch mit den Geschäftsführern des Hockenheimrings Jochen Nerpel und Jorn Teske.
Andreas Schwarz und Andre Baumann im Gespräch mit den Geschäftsführern des Hockenheimrings Jochen Nerpel und Jorn Teske.Foto: Decher

„Viele grüne Landtagsabgeordnete waren und sind Mitglieder von Gemeinderäten. Darum ist uns der Austausch mit den Kommunen wichtig.“ Aus diesem Grund hatte Baumann den Fraktionsvorsitzenden der Grünen im baden-württembergischen Landtag Andreas Schwarz zu sich in seinen Wahlkreis nach Hockenheim eingeladen. Und die erste Station des Besuches war folgerichtig das Rathaus: Ein Austausch mit Hockenheims Oberbürgermeister Marcus Zeitler sowie Bürgermeistern und einer Bürgermeisterin aus Baumanns Landtagswahlkreis 40 Schwetzingen stand auf dem Programm. Mit dabei waren Lisa Schlüter, Erste Bürgermeisterin von Schwetzingen, sowie die Bürgermeister Matthias Beck (Hockenheim), Ralf Göck (Brühl), Uwe Grempels (Altlußheim), Matthias Kutsch (Eppelheim), Pascal Seidel (Oftersheim), Kevin Weirether (Neulußheim) und Stefan Weisbrod (Reilingen).

Andreas Schwarz

„Der erste Kontakt von Bürgerinnen und Bürgern zur Verwaltung ist die Kommune“, so Andreas Schwarz. „Städte und Gemeinden setzen viele Ziele und Projekte von Bund und Land um. Darum ist es mir wichtig, dass ich als Vorsitzender der größten Fraktion im baden-württembergischen Landtag so oft wie möglich mit Kommunalpolitikerinnen und -politikern über ihre Anliegen und ihre Themen spreche. Schließlich wollen wir ja auch weiterhin eine kommunalfreundliche Politik machen.“ Die Gespräche im Hockenheimer Rathaus drehten sich unter anderem um die finanzielle Lage der Kommunen, die Auswirkungen des Klimawandels vor Ort und den Wunsch nach weniger Bürokratie. Die Frage, die am Rande aufkam, nämlich wo im Wahlkreis denn der leckerste Spargel angebaut wird, konnten die Kommunal- und Landespolitiker zwar bei diesem Zusammentreffen nicht abschließend klären. Doch das Thema Spargel sollte im Laufe dieses Besuchs in Hockenheim noch eine größere Rolle spielen.

Transformation zur neuen Mobilität am Hockenheimring

Doch zunächst ging es weiter zu einer anderen Attraktion der Rennstadt: dem Hockenheimring, dem „Zentrum der Mobilität in Baden-Württemberg“, wie Baumann sagte. Anschließend ging es ins Sachs-Haus, von dessen Terrasse die Politiker einen guten Blick über das Gelände des Hockenheimrings hatten. Ein Gespräch mit Jochen Nerpel, Geschäftsführer im Bereich Technik und Betrieb, und Jorn Teske, Geschäftsführer im Bereich Verwaltung, im Besprechungsraum drehte sich um den Motorsport und andere Events auf dem Hockenheimring. Gerade jüngst gab es einen Besucherrekord bei der ADAC Hockenheim Historic. „Es gibt keinen anderen Ort in Deutschland, der dauerhaft eine Infrastruktur für 100.000 Menschen bietet“, berichtete Nerpel.

Autoverkehr und Zukunft

Für Schwarz und Baumann gehört der Hockenheimring zur Kurpfalz genauso wie die Automobilwirtschaft zu Baden-Württemberg. „Wir Grüne stehen zum Autoverkehr und dessen Zukunft. Gerade für das Technologieland Baden-Württemberg ist die Automobilindustrie sehr wichtig“, waren sich Baumann und Schwarz einig. Der Hockenheimring steht zwar (noch) für den klassischen Motorsport, aber es wird dort auch schon Elektromobilität genutzt. Jährlich findet seit 2018 beispielsweise auch das e4Testival auf dem Gelände des Hockenheimrings statt, eine interaktive Messe für Elektromobilität und neue Mobilitätslösungen. Baumann: „Auch Elektroautos können Freude am Fahren bringen.“ Schwarz ergänzte: „Ich begrüße es sehr, dass wir hier am Hockenheimring auch eine Transformation zur neuen Mobilität sehen. Und ich freue mich, dass man sich hier im Bereich Photovoltaik engagiert, um den Standort klimafreundlicher auszugestalten. Das ist eine tolle Sache! Der Hockenheimring ist ein Aushängeschild für Baden-Württemberg.“

Haubenlerche

Bei der nächsten Station des Besuchs von Andreas Schwarz ging es wesentlich leiser zu als an der Rennstrecke. „In Hockenheim, beispielsweise hier im Bereich Dänisches Lager, haben wir einen Verbreitungsschwerpunkt der Haubenlerche, für die wir in der Kurpfalz eine ganz besondere Verantwortung haben. Ein Großteil der Haubenlerchen in Baden-Württemberg brütet hier bei uns“, sagte Baumann. Schwarz und er trafen sich dort mit dem Haubenlerchen-Experten Andreas Ness von IUS Weibel & Ness, der ihnen weitere Informationen über diese streng geschützte Vogelart gab. Mit dabei waren auch Elke Dörflinger, Fraktionsvorsitzende der Grünen Gemeinderatsfraktion Hockenheim, und Elena Heidenreich von den Hockenheimer Grünen. Die Haubenlerche war in der Kurpfalz bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts eine Allerweltsart. „Selbst in meiner Jugend konnte man noch an vielen Stellen Haubenlerchen beobachten“, berichtete Baumann. Heute ist die Haubenlerche in Deutschland vom Aussterben bedroht. Die Bestände sind seit den 1980er Jahren um 98 Prozent zurückgegangen. Hauptursachen sind der Verlust geeigneter Lebensräume durch Intensivierung der Landwirtschaft, Versiegelung von Flächen und Begrünung von Brachflächen.

Naturschutz

„Vor einigen Jahren waren es nur noch 40 bis 50 Brutpaare, die in Baden-Württemberg gebrütet haben“, berichtete Baumann. „Dank einer guten Zusammenarbeit von Naturschutz und Landwirtschaft in Baden-Württemberg ist es uns gelungen, diese Zahl zu verdoppeln. Ich bin Andreas Schwarz, dem Vorsitzenden der größten Fraktion im baden-württembergischen Landtag, sehr dankbar: Wir konnten die Mittel für Naturschutz in den vergangenen Jahren vervierfachen und damit mehr erhöhen als in jedem anderen Bundesland.“ Das komme auch bei den kurpfälzischen Haubenlerchen an, so Baumann. Diese zeigten sich an diesem Tag den Politikern und konnten mit dem Fernglas beobachtet werden. „Ich bin begeistert, was hier möglich ist“, sagte Schwarz. „Das ist ein Leuchtturmprojekt für Naturschutz in Baden-Württemberg.“

Spargelernte zum Abschluss

„Als Kulturfolger brütet die Haubenlerche auch gerne auf landwirtschaftlichen Flächen – wenn man sie lässt“, sagte Baumann. So auch in Spargelfeldern, wie etwa denen des Hockenheimer Landwirts und Vorsitzenden des Ortsbauernverbandes Hockenheim Steffen Großhans im Dänischen Lager. Mit Großhans traf sich die Gruppe an eben diesen Feldern als nächstes. Das Brüten auf den Spargelfeldern klappt für Tiere und Menschen gut, wenn bestimmte Bedingungen gegeben sind. „Wir gehen hier beim Schutz der Haubenlerche den baden-württembergischen Weg: niemals gegen die Landwirtschaft, sondern immer mit den Landwirten“, erläuterte Baumann. „Wir sind im guten Austausch und finden gemeinsam Lösungen.“ Baumann weiter: „Der beste Schutz der Haubenlerche ist der Schutz von landwirtschaftlichen Produktionsflächen vor Bebauung und der Erhalt der Landwirtschaft. Die Hockenheimer Landwirte schützen die Haubenlerchen großartig. Dieses Zusammenspiel von Landwirtschaft und Haubenlerchen-Schutz rund um Hockenheim ist vorbildlich und steht stellvertretend für einen neuen, baden-württembergischen Weg des Naturschutzes: miteinander statt gegeneinander.“

Und weil der Spargel auch geerntet werden muss, packten abschließend alle, Landtagsabgeordnete wie Vertreterinnen der Hockenheimer Grünen unter Anleitung von Steffen Großhans mit an beim Spargelstechen. Den dicksten Spargel befreite dabei der Fraktionsvorsitzende aus der Erde. Über die Ernte dieses „Hammerteils“, wie er sagte, freute sich Schwarz ebenso wie über den bereits gesäuberten und verpackten Spargel des Hockenheimer Landwirts, den er zum Abschied geschenkt bekam. Somit kann er sich nun selbst davon überzeugen, wie der Spargel aus Hockenheim beziehungsweise dem Wahlkreis Schwetzingen denn schmeckt. Und in diesem Fall, beim Spargel des auf Haubenlerchen-Schutz bedachten Bauern Steffen Großhans, gelte, so Baumann abschließend: „Spargelessen ist Naturschutz.“

Zum Abschluss des Besuchs: Spargelernte auf einem Feld des Hockenheimer Landwirts Steffen Großhans (zweiter von links).
Zum Abschluss des Besuchs: Spargelernte auf einem Feld des Hockenheimer Landwirts Steffen Großhans (zweiter von links).Foto: Decher
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Hockenheimer Woche
Ausgabe 24/2025
von Wahlkreisbüro Dr. Andre BaumannRedaktion NUSSBAUM
12.06.2025
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