Als Kind war ich in Basel in einer Kirchengemeinde. Dort war ich in der Jungschar, im Teenkreis und später in der Jugend. Ich kann mich noch an eine Bastelaktion erinnern. Wir bekamen ein dünnes Kreuz aus Holz, auf das wir einen Spruch kleben konnten. Dieser war auf Schweizerdeutsch, doch auf Deutsch hieß es dort: „Jesus ist der Supermann, der dir immer helfen kann.“ Das bleibt mir immer im Gedächtnis. Es ist ein Reim, in dem viel Wahrheit steckt. Jesus kann mir immer helfen. Ob das bedeutet, dass er mir Frieden in einer Situation gibt oder dass sich physisch etwas verändert. Wenn man Hilfe benötigt, macht man sich meistens auf eine bestimmte Art bemerkbar. Am besten ist, man kommuniziert anderen, dass man Hilfe benötigt. Bei Jesus geschieht dies zum Beispiel durch das Gebet. In Johannes 16 geht es genau darum.
Jesus erwähnt hier, dass er nicht mehr lange bei seinen Jüngern bleiben wird. Er spricht mit ihnen über den Heiligen Geist, der als Tröster und Ratgeber unter ihnen wirken wird. Er macht ihnen Mut, dass sie nicht allein sein werden, auch wenn Jesus physisch nicht mehr anwesend sein wird. Ein wichtiges Wort gibt er ihnen in den Versen 23-28 weiter. Er erklärt ihnen: „Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er’s euch geben. Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr empfangen, auf dass eure Freude vollkommen sei“ (Johannes 16,23c-28). Wenn wir das hören, denken wir, dass wir Gott um alles bitten können und er es uns geben wird. Das wäre wie bei einem Kaugummi-Automaten, der herausspuckt, was ich mir wünsche. Doch entscheidend ist der Zusatz „in meinem Namen bitten“. Wenn wir im Namen von Jesus etwas bitten, wird der Vater es uns geben. Das heißt auch nicht, dass alles, was wir in Jesu Namen bitten, uns gegeben wird. Fragen wir doch, was Jesu Wille ist, dann können wir davon ausgehen, dass er es uns gibt. Wenn ich Jesus um einen Ferrari bitte, dann kann er diese bitte erhören, aber zu welchem Zweck? Damit ich allen zeigen kann, welch ein teures und tolles Auto ich fahren kann? Nein, wenn, dann möchte Gott damit verherrlicht werden. Mose hat vor dem Pharao einen Stock in eine Schlange verwandelt, aber nicht, um zu zeigen, dass er Wunderkräfte hat, sondern um zu zeigen, in wessen Namen er kommt, um die Israeliten zu befreien. Er deutete damit auf Gott hin. Es gibt auch Dinge, mit denen Gott uns segnen möchte, um uns zu zeigen, dass wir ihm wichtig sind. Das kann ein Reitstall sein, um den ich Gott gebeten habe, der zu meinen Vorstellungen und Wünschen passt. Das kann eine Reise nach New York oder Berlin sein, welche Gott mir aufs Herz gelegt hat – damit er verherrlicht wird und ich ihm danke. Wir sollen Zeugen sein von dem, was Gott in und durch uns tut, damit andere von ihm erfahren und in ihrem Glauben ermutigt werden.
Andererseits, wenn z.B. Gott jemanden heilen möchte, wenn Gott jemandem begegnen möchte, jemandem von Angst befreien möchte, dann dürfen wir ihn in seinem Namen bitten, dass diese Person geheilt und befreit wird und Gott ihr begegnet. Wenn wir in seinem Namen bitten und beten, dann mit Glauben, auch wenn er nur so klein wie ein Senfkorn ist. Gott nimmt jedes Gebet ernst. Nicht alle Gebete werden gleich beantwortet oder auf die Art, wie wir es uns gewünscht haben. Zu manchen Gebeten scheint Gott nichts zusagen, doch findet er immer einen Weg, zu uns durchzudringen. Vielleicht beten wir um etwas, zu dem Gott uns längst die Antwort gegeben hat. Bei manchen Gebeten dürfen wir länger dranbleiben und ausharren, bis Gott es erfüllt. Das erfordert Glaube, Mut und Durchhaltevermögen. Es hilft, wenn wir ihn bitten, uns seine Perspektive auf die Situation, für die wir beten, zu zeigen, denn dann schauen wir weg von unseren Vorstellungen und Zweifeln. Ich selbst habe erleben dürfen, wie Gott Gebete erhört hat: ob es Kraft für den Tag war, ob es Gesundheit für mich oder andere war, ob es jemand war, der wieder zu Gott nach sieben Jahren Gebet zurückgefunden hat, ob es Vergebung und Versöhnung war, die ich durch Gebet erlebt habe usw.
Wir steuern auf Christi Himmelfahrt zu. Jesus gab seinen Jüngern die letzten Worte und Aufträge mit auf den Weg. Er sagte zu ihnen, dass sie die gute Nachricht in der ganzen Welt streuen sollen. Er versprach ihnen den Heiligen Geist. So dürfen auch wir auf den Heiligen Geist vertrauen, der uns in Gebeten und Situationen führt und anleitet. Wir dürfen uns von Gott gebrauchen lassen, durch Gebet die Welt zu verändern. Gebet ist eine geistliche Übung, das heißt, sie braucht Zeit und will gepflegt werden. Es braucht Geduld und Zuversicht, den Glauben daran, dass Gott unsere Gebete erhört und ernst nimmt. Seien Sie ermutigt, Gottes Thron im Gebet, in seinem Namen und in seinem Willen zu bestürmen und ihm zu vertrauen, dass er es recht machen wird.
Gebet aus Psalm 138,8: Der HERR wird’s vollenden um meinetwillen. HERR, deine Güte ist ewig. Das Werk deiner Hände wollest du nicht lassen.
Liebe Grüße
Anne Keller