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Anton Ottmann unterwegs in Wiesloch

Beobachtungen am Tag der Wieslocher Blumengrüße Samstagmorgen, kurz nach zehn Uhr, ich bin in der „Unteren Hauptstraße“ in Wiesloch unterwegs,...
Mit der Blumenaktion soll das Einkaufen, im Gegensatz zum Online-Handel, zu einem Live-Erlebnis werden.
Mit der Blumenaktion soll das Einkaufen, im Gegensatz zum Online-Handel, zu einem Live-Erlebnis werden.Foto: LIP

Beobachtungen am Tag der Wieslocher Blumengrüße

Samstagmorgen, kurz nach zehn Uhr, ich bin in der „Unteren Hauptstraße“ in Wiesloch unterwegs, voller Erwartung auf die in der Presse angekündigten „Wieslocher Blumengrüße“. Zunächst kann ich weder Passanten mit Blumen in der Hand noch Geschäfte ausmachen, die Kunden in irgendeiner Form anlocken: Die Stadt liegt im bleiernen Samstagmorgen-Schlaf. Vielleicht weiß man in den Geschäften mehr? Doch auch hier meist gähnende Leere. Einige Verkäuferinnen verstehen gar nicht, wovon ich rede, andere erklären, dass sie an den Blumentagen noch nie teilgenommen hätten. Es mache für sie keinen Sinn, sie hätten ihre treuen Stammkunden.

Doch dann, in der „Oberen“ Hauptstraße, ein ganz anderes Bild. Ich frage eine Dame mit einer roten Primel und erfahre, dass sie ganz zufällig in Wiesloch unterwegs sei und sie das Blumengeschenk als schöne Geste empfinde. Sie sei überrascht, denn sie habe von der Aktion nichts gewusst. Dies erstaunt mich nun doch, denn Ankündigungen waren in den Medien genügend zu finden.

Primel als gelungene Beigabe

Einige sagen, dass sie wegen der am Samstag (15.3.) auslaufenden Frühlingsaktion für Wiesloch-Card-Inhaber gekommen seien, eine andere meint, dass sie nur in Wiesloch für ihren Sohn Schuhe in Größe 50 finde. Zwei Damen aus Mauer betonen, dass sie viel lieber in Wiesloch als in Heidelberg einkaufen gehen, da es hier so viele kleine Boutiquen mit attraktiven Angeboten gäbe. Eine hatte die Frühlingsluft zum Einkaufen animiert, eine Floristin zeigte sich schon von Berufs wegen über das Verschenken der Blumen erfreut. Eine Passantin aus Speyer meinte allerdings, sie würde noch viel öfter kommen, wenn die Straßen nicht so „dreckig“ wären. Alle Befragten waren sich einig, dass die Primel eine gelungene und erfreuliche Beigabe zum Einkauf ist, sie alleine deshalb aber nicht gekommen wären.

Belebung der Innenstadt?

Auch die Ladenbesitzer sehen die Primel eher als nette Geste, ein Dankeschön an die Kundschaft, wie beim „Rosensamstag“ im November. Alle Befragten äußern allerdings den Wunsch nach einer Belebung der Innenstadt. Corona, die lang andauernden Baumaßnahmen und die damit verbundenen Verkehrsbehinderungen hätten dem Einzelhandel immens geschadet und Kundschaft abgezogen. Events wie die „Klappstuhlkonzerte“ oder der Treff bei der Winzerrast zeigten, dass die Menschen nach Geselligkeit und Kontakten „lechzen“. Dafür müsse man in der Innenstadt, auch im Zusammenhang mit den Blumentagen, mehr tun. Als Vorschläge wurden ein Blumenmarkt und ein Kinderkarussell genannt.

Geste der Kundenpflege

Uwe Dörner, 1. Vorsitzender des veranstaltenden Vereins „Stadtmarketing“, bestätigt meine Beobachtungen. Die Blumenaktion gäbe es schon über 20 Jahre, sie sei eine Geste der Kundenpflege und wolle auch dem traditionellen Frühlingsmarkt Anfang April keine Konkurrenz machen. An der Aktion teilnehmen würden vor allem die eigentümergeführten Geschäfte, die in den letzten Jahren stark zurückgegangen seien. Es könnten sich aber auch Nichtmitglieder anschließen, um die Attraktivität der Innenstadt durch das Blumengeschenk und ihre Sonderangebote zu verbessern. Wie die Stadt auf ihrer Homepage zum Aktionstag schreibt, soll die Blumenaktion das kundenfreundliche Einkaufen, im Gegensatz zum Online-Handel, zu einem Live-Erlebnis machen: „Verweilen Sie im Geschäft, bummeln Sie durch die Gänge und das Angebot, trinken Sie zwischendurch einen Kaffee und kommen Sie dann wieder und treffen eine Kaufentscheidung“, ist da zu lesen. Dass dies bei der Kundschaft auch so ankommt, kann man der hiesigen Geschäftswelt und der Stadt Wiesloch nur wünschen. (aot)

Die bunten Primeln kommen gut bei der Kundschaft und den Geschäften an.
Die bunten Primeln kommen gut bei der Kundschaft und den Geschäften an.Foto: LIP
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