Der Journalist Benno Stieber unterhielt sich mit Nodar Rodkharyan, Geschäftsführer der Pranikov Gebäudereinigung aus Gengenbach, und Daniel Setzler, Geschäftsführer der KMN Direktmarketing GmbH aus Rottenburg am Neckar, über die Rolle der Arbeitswelt bei der Integration von Menschen mit Migrationsgeschichte.
Nodar Rodkharyan, der selbst aus Georgien nach Frankreich geflüchtet war und seit 2015 in Deutschland lebt, verdeutlichte am Beispiel seiner Firma, wie Unternehmen einen Beitrag zur Integration leisten können.
In Kooperation mit dem Landratsamt Ortenaukreis bietet seine Firma Reinigungs- und Recyclingtrainings in Flüchtlingsunterkünften an. Dabei vermittelt das Unternehmen den Geflüchteten Know-how zu Reinigungstechniken und Wissenswertes über Reinigungsmittel wie auch Informationen zur Mülltrennung und -entsorgung. Dadurch werden die Bewohner befähigt, ihre Unterkünfte selbst zu reinigen.
Aus Teilnehmenden der Trainings werden zum Teil Mitarbeitende der Firma, da durch die Trainings auch Interesse an der Arbeit geweckt wird. Somit zeigt Rodkharyan den Geflüchteten eine Perspektive in der Arbeitswelt auf.
Bei der Integration im Bereich der Arbeitswelt ist die Betriebssprache Deutsch für den Unternehmer ein entscheidender Schlüssel, um die Kommunikation und Zusammenarbeit der Mitarbeitenden aus vielen verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Sprachen zu gewährleisten. Kommunikation und Zuhören seien die Grundlagen zur Lösung von Konflikten im Betrieb.
Darüber hinaus bietet sein Unternehmen Hilfe beim Ausfüllen von Formularen und beim Umgang mit wichtigen Dokumenten an, um den Mitarbeitenden den Alltag zu erleichtern. Das Ausfüllen eines Formulars sei bereits für Deutsche schwierig, deshalb bedarf es dabei der Unterstützung durch die Firma. Und oftmals sei für Menschen aus anderen Kulturkreisen nicht nachvollziehbar, welche Arbeitsdokumente aufbewahrt werden müssen.
Daniel Setzler unterstrich, dass der Arbeitsplatz der Ort sei, an dem Menschen die meiste Zeit miteinander verbringen, sogar mehr als mit dem Partner oder der Familie. Deshalb sei hier das gute Miteinander von besonderer Bedeutung.
Die deutsche Sprache diene dabei als gemeinsame Verständigungsbasis. Sein Unternehmen wolle für die Mitarbeitenden mit Migrationsgeschichte ein Lernort und im Besonderen ein Sprachlernort sein, so Setzler. Im Betrieb werde in einfacher Sprache mit korrekter Grammatik gesprochen, sodass die Sprache leichter verstanden werden kann. Das Besprochene und Erlernte werde dann zum Beispiel bei Sprachtrainings in VHS-Kursen verfeinert.
Grundlage für jeglichen Umgang im Betrieb sei, dass man „Menschen als Menschen behandeln müsse, egal woher sie kommen“, betonte Setzler. Dazu gehöre auch, dass man sich innerhalb des Betriebes gegenseitig unterstütze. „Wir wollen alle voneinander profitieren.“
Sein Unternehmen motiviere Mitarbeitende, sich ehrenamtlich zu engagieren, zum Beispiel in Elternbeiräten. Auch das trage wesentlich zur Teilhabe an der Gesellschaft bei.
Beide Unternehmer waren sich darin einig, dass die Arbeitswelt eine zentrale Rolle bei der Integration spielt, indem sie nicht nur Beschäftigungsmöglichkeiten bietet, sondern auch als Ort des (Sprache-)Lernens und der gegenseitigen Unterstützung dient. Ihre Herangehensweise ermögliche vielen Menschen mit Migrationsgeschichte den Zugang zu geregelter Arbeit. „Wir haben keine Probleme, neue Mitarbeiter zu finden“, betonte Daniel Setzler abschließend.