Unser Orchideenkenner Holger Selisky hat eine Sammlung von Arten aus unserer heimischen Flora und Fauna erstellt, die er im Laufe der Jahre gefunden und fotografiert hat. Aus dieser Sammlung werden wir an dieser Stelle regelmäßig Arten vorstellen und wesentliche Informationen zu ihrem Aussehen, ihrem Vorkommen, ihrer Gefährdung und weitere Besonderheiten nennen. Holger hat sich bevorzugt auf solche Arten beschränkt, die bei uns selten oder geschützt sind bzw. in Roten Listen aufgeführt werden.
Heute wird eine Heuschreckenart vorgestellt, die bisher in Deutschland nur am Oberrhein vorgekommen ist und neuerdings auch im Saarland nachgewiesen wurde: die Grüne Strandschrecke (Aiolopus thalassinus).
Kurze Artbeschreibung: Die Grüne Strandschrecke ist eine Art der Kurzfühlerschrecken und gehört zur Unterfamilie der Ödlandschrecken. Es handelt sich um die einzige in Mitteleuropa vorkommende Art der Gattung Aiolopus. Meist besitzt sie eine grüne Grundfärbung, es gibt aber auch Populationen mit ausschließlich braun-schwarz gefärbten Tieren. Die Vorderflügel haben eine auffällige schwarz-weiße Bänderung. Die Hinterschienen sind an der Basis schwarz-weiß gefärbt, zum Ende hin rot oder auch gelb (auf dem Bild verdeckt).
Vorkommen: Die Grüne Strandschrecke beschränkt sich in Deutschland auf die klimatisch warme Oberrheinebene. Die Klimaerwärmung begünstigt aktuell ihre Ausbreitung. Sie besiedelt hauptsächlich Habitate im Verlandungsbereich von Gewässern. Da die Art ein sehr guter Flieger ist, kann sie manchmal auch in trockenen Habitaten wie Binnendünen gefunden werden. Bei uns wird die Hardtebene und die Rheinniederung von dieser Heuschreckenart bevorzugt besiedelt, wo sie von Anfang Juli bis Mitte Oktober auftritt. Die meisten Tiere lassen sich im August beobachten.
Gefährdung: In der Roten Liste der Heuschrecken und Fangschrecken Baden-Württembergs aus dem Jahr 2020 wird sie als „gefährdet“ (RL-Kategorie: 3) eingestuft. Aiolopus thalassinus ist nach der Bundesartenschutzverordnung eine besonders und streng geschützte Art. Die Art ist durch die früher erfolgten Flusskorrekturen des Rheins, die große Teile der Habitate vernichteten, und den durch Überbauung und Intensivierung weiter anhaltenden Biotopverlust vom Aussterben bedroht.
Besonderheiten: Die Art hat keinen richtigen Gesang. Aiolopus thalassinus ist ein sehr guter Indikator für natürliche Flussauen und von Dynamik geprägte Feuchtlebensräume.
Holger informiert, dass die Grüne Strandschrecke vom Klimawandel profitiert. Ob diese positive Entwicklung in den nächsten Jahren weiter anhält, bleibt abzuwarten. Dies wird auch im starken Maße von der Verfügbarkeit besiedelbarer Habitate abhängen. Mit etwas Glück sieht man diese Art im August bei einem Spaziergang entlang des Rheins.
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Dr. Pia Lipp, Sprecherin der AG Umwelt
(agumwelt@egg-leo.de)