Mit Recht wird in diesen Tagen der 75. Geburtstag des Grundgesetzes gefeiert. Es ist die Grundlage unserer freiheitlichen Demokratie.
Ettlingen kann stolz darauf sein, dass mit Theophil Heinrich Kaufmann einer der fünf Vertreter des damaligen Landes Württemberg-Baden im Parlamentarischen Rat saß, der 1948/49 das Grundgesetz erarbeitet hat.
Theophil Heinrich Kaufmann, 1888 in Frankfurt/M geboren, in einer evangelisch-freikirchlichen Pastorenfamilie aufgewachsen, Erfahrungen, die in seinem späteren Leben nachwirkten. Nach dem Gymnasium absolvierte er eine kaufmännische Lehre in Pforzheim, er war Laienprediger, 1908-1913 Studium der Theologie, Philosophie und Geschichte in Tübingen sowie in den USA (Madison und New York). Er engagierte sich bald für gesellschaftlich-politische Fragen. So war er von1921-1933 Regionalgeschäftsführer im Gewerkschaftsbund der Angestellten, 1924-1927 Mitglied in der Bremischen Bürgerschaft und nach einem berufsbedingten Umzug von 1928-1933 Mitglied in der Hamburgischen Bürgerschaft.
Die Machtübernahme der Nationalsozialisten setzte Kaufmanns politischen Tätigkeiten ein jähes Ende. Er wurde aus allen öffentlichen Ämtern entlassen und zog sich 1935 nach Ettlingen ins Anwesen seines Vaters in der Schöllbronner Straße zurück, wo er in Kleingartenarbeit seinen Lebensunterhalt sicherte.
Nach Kriegsende engagierte sich Theophil Kaufmann sofort wieder politisch. Er war Mitbegründer der Christlich-Demokratischen Partei (CDP), später CDU umgenannt. Ab April 1946 war Kaufmann Bürgermeister in Ettlingen, damals vom Gemeinderat gewählt, bis im April 1948 Hugo Rimmelspacher ihm nachfolgte. 1946 wurde Kaufmann Mitglied der Verfassungsgebenden Landesversammlung von Württemberg-Baden, damals amerikanische Besatzungszone. 1948 wurde er in den Parlamentarischen Rat entsandt, wo er in zwei Ausschüssen Leitungsfunktionen übernahm. Theophil Kaufmann brachte bei der Ausarbeitung des Grundgesetzes eine reiche Erfahrung aus seinen bisherigen Tätigkeiten mit, weshalb er sehr geschätzt war.
Von 1951 –1952 war er Referent im Auswärtigen Amt in Bonn und von1952-1954 Generalkonsul in Basel. Im August 1961 ist er in Ettlingen gestorben, nach einem äußerst bewegten und engagierten Leben.