Skulpturenweginitiative Pfinztal e. V.
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Auch Skulpturen kommen in die Jahre

Eine unerwartet große Gruppe Kunstinteressierter besuchte auf Einladung der SkulpturenWegInitiative Pfinztal e.V. (SWIP) trotz ungemütlichen Spätherbstnovemberwetters...
Bürgermeisterin Nicola Bodner richtet ein Grußwort an die Teilnehmenden.
Bürgermeisterin Nicola Bodner richtet ein Grußwort an die Teilnehmenden.Foto: SWIP

Eine unerwartet große Gruppe Kunstinteressierter besuchte auf Einladung der SkulpturenWegInitiative Pfinztal e.V. (SWIP) trotz ungemütlichen Spätherbstnovemberwetters den über die Region hinaus bekannten Skulpturenweg in Kleinsteinbach.

Pfinztals Bürgermeisterin Nicola Bodner richtete auch im Namen der Ortsteilbeauftragten Barbara Schaier ein Grußwort an die Teilnehmenden und wünschte allen eine spannende Führung.

Im Fokus der Führung stand die Frage, wie mit Werken umzugehen ist, die durch Witterung, Wassereintritt, Bewuchs und besondere Naturereignisse verändert oder beschädigt wurden. Das Besondere: Die bildenden Künstler:innen Heddas Brahms und Martin Lorenz – beide mit Skulpturen auf dem Weg vertreten – nahmen Stellung und standen mit ihrer Expertise für Fragen der Teilnehmenden zur Verfügung.

Grundsätzlich stehen drei Varianten zur Disposition, erläuterte Monika Lüthje-Lenhart, die Vorsitzende von SWIP: Renovieren, ersetzen oder der Natur überlassen?

An acht Stationen wurden Beispiele für die verschiedenen Optionen demonstriert.

Manche Skulpturen verändern mit der Zeit ihr Äußeres dermaßen, dass sie neu zu interpretieren sind. „Bobo“ (Manfred Martin) war ein freundliches Plädoyer für Einfältigkeit, die in jedem Menschen stecke. Jetzt ist seine Gestalt verwittert und wird zum Wohnort für Tiere, welche die Skulptur vereinnahmen. Ein Symbol der Vergänglichkeit.

Andere Werke gewinnen dadurch, dass sie Patina ansetzen, wie beispielsweise die „vierbrüstige Flussgöttin“ (von Helena Müller) oder der „Palast der Winde“ (von Giorgio di Montelupo).

Die Skulptur „Brennpunkte“ (von Hans Wetzl) dagegen wurde durch ihren Verfall eine Gefahr für die Besucherinnen und Besucher des Weges. Deshalb bot der Bildhauer an, einen Ersatz für diese Skulptur zu finden. Die Enthüllung von „Leergut“, einem Mahnmal gegen die leichtfertige Müllentsorgung in der Natur, im April dieses Jahres durfte er leider nicht mehr miterleben. Hans Wetzl war kurz zuvor einer schweren Krankheit erlegen.

Einen Appell für die Renovierung beschädigter oder verfaulender Kunstwerke formulierten übereinstimmend Hedda Brahms und Martin Lorenz. Sie pflegen ihre Skulpturen regelmäßig. Hedda Brahms hat ihr „Blatt“ kürzlich grunderneuert und neu mit Farbe versehen. Weiß überarbeitet wurden, die Stelen „Olga und Hans“ – die übrigens darin zu unterscheiden sind, dass Olga runde Formen enthält, während Hans eher kantig daher kommt.

Die Stelen „Weiße Pilze 1“ von Martin Lorenz wurden 2021 durch die schreckliche Überschwemmung des Bocksbachs schwerbeschädigt. Der Künstler war sofort zur Stelle, diese zu renovieren und dann an einem sichereren Standort neu aufzustellen. An seinem zweiten Werk „Weiße Pilze 2“ nagte nun der Zahn der Zeit. Abbrüche und Fehlstellen machten einen Ersatz nötig. Den Anwesenden erläuterte Lorenz anhand mitgebrachter Utensilien, wie er seine neuen Stelen herstellte.

Monika Lüthje-Lenhart bedankte sich ausdrücklich bei Hedda Brahms und Martin Lorenz für ihren aktiven Einsatz. Sie verwies darauf, dass beide mit der Pflege ihrer Kunst den Weg attraktiv halten, ihn aufwerten und dafür sorgen, dass die Besucherinnen und Besucher immer neue spannende künstlerische Eindrücke erhalten.

Kunstgenuss mit architektonischem Touch bildete den Abschluss der Führung. Hedda Brahms lud die Teilnehmenden ein, ihr frisch eingekleidetes „Kunsthaus“ mit Kunstgarten und Atelier zu besuchen. Dem ein oder der anderen kam es vor, als sei die Runde in Barcelona gelandet – zu Gast bei Gaudi oder doch bei Hundertwasser? Egal, jedenfalls waren alle begeistert vom Kleinsteinbacher Kleinod, welches mit Hilfe der Maler-Firma Roser in kreativer Zusammenarbeit zum Mosaikkunstwerk umgestaltet wurde.

Damit aber nicht genug: Für alle gab es am Ende heißen Glühwein, Kaffee, Kakao und leckeres Gebäck. Auch das ist eine Form von Kunstgenuss.

Aufgewärmt und bester Stimmung, trat die Gruppe den Heimweg an.

Erscheinung
Pfinztal Aktuell – Amtsblatt
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Ausgabe 47/2024

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