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Auf badischem Grund und Napoleons Spuren – Meßstetter Abschluss-Ferienwanderung 2024 lockt 220 Gäste

Die 15. Auflage der Meßstetter Ferienwanderungen reiht sich nahtlos ein in die erfolgreiche Geschichte dieser beliebten Sommeraktion: Fast 1400...
Nach noch leicht regnerischem Start mit grauen Wolken präsentierte sich die letzte Meßstetter Ferienwanderung 2024 für die 220 Gäste spätestens zur Halbzeit im herrlichen Abendlicht.
Nach noch leicht regnerischem Start mit grauen Wolken präsentierte sich die letzte Meßstetter Ferienwanderung 2024 für die 220 Gäste spätestens zur Halbzeit im herrlichen Abendlicht.Foto: Volker Bitzer

Die 15. Auflage der Meßstetter Ferienwanderungen reiht sich nahtlos ein in die erfolgreiche Geschichte dieser beliebten Sommeraktion: Fast 1400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen in diesem Jahr bei den sieben Touren unter dem Strich zusammen. Den Schlusspunkt setzte heuer Hartheim, wo am 4. September Ortsvorsteher Bodo Schüssler nochmals 220 Interessierte begrüßte.

Die Hartemer sind schon ein besonderes Völkchen. „Sagt man doch von jedem Landstrich und jeder Ortschaft, oder nicht?“ könnte man nun schnell entgegenhalten. Aber nein, die Bewohner des Meßstetter Stadtteils haben eine angeborene Besonderheit. Sie sind genaugenommen Badener, wenn man die eigentlichen und erst recht historischen Flurgrenzen zugrunde legt. Natürlich haben die im Prinzip keine richtige Gültigkeit mehr. Oder doch ein bisschen? Denn nicht nur einmal ist bei der letzten Meßstetter Ferienwanderung 2024 rund um Hartheim mit Stolz zur Sprache gekommen, dass sich die rund 220 Mann und Frau große Wanderschar (geführt von Robert Butz und Viktor Kapla) eben auf badischen Grund und Boden bewege.

Dass die Hartheimerinnen und Hartheimer ihre badischen Wurzeln hegen und pflegen, ist seit einigen Monaten auch nicht mehr zu übersehen. Etwa hälftig zwischen Kernstadt und Stadtteil wehen links oberhalb der Verbindungsstraße zwei Fahnen – die württembergische in Richtung Meßstetten und die badische in Richtung Hartheim. Daneben ein meterhoher symbolischer Grenzstein und ein Ruhebänkle, damit geneigte Geschichtsanhänger die besondere Aura dieses Grenzortes in aller Ruhe auf sich wirken lassen können.

Eine Kostprobe davon konnten alle 220 Wanderfreunde bei der siebten und letzten Ferienwanderung 2024 bekommen. Denn keine Frage, dass die „Grenzregion“ im Fokus der Abschlusstour stand. Sie geht zurück auf Napoleon, dem es zu verdanken ist, dass 1806 – im damals zersplitterten Vielvölkerstaat – u. a. das Königreich Württemberg und das Großherzogtum Baden entstanden. Wanderführer Viktor Kapla, der im Übrigen auch zu den Hartheimer Mittwochswanderern und somit Initiatoren von Grenzstein und Fahne gehört, ist noch tiefer in die Materie eingestiegen …

Er berichtete vor Ort: Die Gemeinden Schwenningen, Heinstetten und Hartheim gehörten zum Großherzogtum Baden bzw. später zu Baden. Die Gemarkungsgrenzen dieser drei einst selbständigen Gemeinden verliefen wie eine Zunge in das Königreich Württemberg bzw. später nach Württemberg hinein. Die Grenze kam hier, wo nun der Grenzstein steht, oben vom Wald runter, geht über diese Wiese und dann links weiter. Unterdigisheim, nur wenige Kilometer von Hartheim entfernt, war württembergisch, also Ausland. Wenn jemand von Hartheim nach Unterdigisheim ziehen wollte, beispielsweise wegen Heirat, so musste er bei den zuständigen Behörden einen Ausreiseantrag stellen, da er ja ins Ausland ziehen wollte. Später war diese Landesgrenze zugleich Gemarkungsgrenze zwischen Hartheim, Kreis Stockach, und Meßstetten, Kreis Balingen.

Die weitere Geschichte mit Kreisreform und Gegenwart ist wohl jedem bekannt. Weniger vielleicht die Umstände mit den beiden Fahnen, aber auch hier erfuhr die Wanderschar von Viktor Kapla, der während seines Vortrags so manche verschmitzte Miene nicht verbergen konnte, wie es dazu kam. Interessierten erzählt der gleichermaßen stolze Badener, Hartemer und Meßstetter die Story dieser gelungenen Völkerverständigung mit Lokalkolorit bestimmt bis ins letzte Detail.

Ein weiteres Hartheimer Original sollte bei der letzten Mittwochstour 2024 ebenfalls nicht fehlen: Norbert Deufel. Dieses Mal nicht im orangefarbenen Dress als Helfer im Meßstetter Wertstoffzentrum, sondern im hellblauen Polo auf dem Balkon seines zeitweiligen Freizeit-Domizils. Im Gewann Eichhalde steht die kleine Jagdhütte. Von weitem nicht sichtbar rückt sie erst ins Blickfeld, wenn der Feldweg eine Rechtskurve, hinein in den Wald macht. Für sich betrachtet erinnert sie beinahe an ein kleines Hexenhäuschen am Rande des dunklen dichten Forsts. In der Nacht und allein ist es bestimmt ein wenig unheimlich hier. Nicht jedoch für Norbert Deufel, der gerne alleine, mit Familie oder mit Freunden so manche gesellige Stunde an diesem Ort verbringt. Warum? Die 75 Jahre alte Hütte gehört ihm, seit er 1998 das dazugehörige Waldstück von einer Erbengemeinschaft erworben hatte.

Bei diesen zwei Wanderstopps blieb es denn auch. Gut spürbar, wie es schon früher dunkel und auch merklich kühler wird an einem Septemberabend. Aber abgesehen von einigen Regentropfen gleich nach dem Start, kamen doch alle trockenen Hauptes wieder an der Festhalle an. Dafür mit Hunger und Durst. Glücklicherweise hatten Helfer der Hartheimer Vereine, denen die Organisation oblag, bereits die obligate heiße Rote im Topf und kühle Getränke parat. Zum Ausklang der Tour und des gesamten Wandersommers spielten die Hartheimer Oldies.

(VB)

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Aktuell – Amtsblatt der Stadt Meßstetten
NUSSBAUM+
Ausgabe 37/2024

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Meßstetten
von Stadt Meßstetten
13.09.2024
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